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FBW-Bewertung: Butterfly Tale - Ein Abenteuer liegt in der Luft (2023)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: BUTTERFLY TALE ist vor allem deshalb ein außergewöhnlicher Kinderfilm, weil er seine Protagonisten, die Tiere, ernst nimmt. In den meisten Animationsfilmen, die in einer fantastischen Tierwelt spielen, wird wenig darauf geachtet, ob die Geschichte ?artgerecht' erzählt wird. Abgesehen von ein paar oberflächlichen Eigenschaften, die den jeweiligen Gattungen eigen sind, wird wenig Rücksicht darauf genommen, ob die Tiere sich wirklich so verhalten würden oder könnten wie in den Filmen gezeigt. Für BUTTERFLY TALE haben sich dagegen die Drehbuchautorinnen Heidi Foss und Lienne Sawatsky viele Gedanken darüber gemacht, wie man eine Geschichte aus der Perspektive und ausgehend von den Fähigkeiten und Verhaltensweisen der Monarchfalter erzählen kann. Deren alljährliches Abenteuer ist ein Zug aus dem kalten Kanada ins warme Mexiko, und von dieser langen abenteuerlichen Reise erzählt der Film. Seine Protagonisten sind drei junge Falter (genaugenommen ist einer von ihnen noch eine Raupe), die die Probleme von menschlichen Jugendlichen haben. Die Konflikte werden dabei geschickt in den Mikrokosmos der Schmetterlinge verpflanzt. So hat die Hauptfigur Patrick einen zu kleinen Flügel, ein ?Spätentwickler' hat die Larvenform noch nicht hinter sich gelassen und das Mädchen mit den Angstzuständen hat Höhenangst. Auch die Abenteuer, die die jungen Falter erleben, entsprechen den Gefahren, die die Falter in der Realität auf ihrer langen Reise überleben müssen. Schlechtes Wetter, Angriffe von Raubvögeln und die zunehmende Bedrohung durch die menschliche Zivilisation werden in verschiedenen Episoden überwunden, und bei diesen Abenteuern bewährt sich jeweils einer der drei Protagonisten, wodurch er oder sie Selbstbewusstsein entwickelt und Anerkennung erfährt. So ist BUTTERFLY TALE im Grunde ein klassischer Coming-of-Age Film mit Ermächtigungsszenarien für die drei jungen Hauptfiguren, mit denen Kinder sich gut identifizieren können. Auch in der Gestaltung der Figuren wurde nur wenig ?gemenschelt'Die Falter haben allerdings neben Füßen und Flügeln auch Arme und Hände, mit denen sie arbeiten und sich ausdrücken können. Die Raubvögel dagegen sind anatomisch korrekter gestaltet, hier arbeiten die Animatoren mit einem komischen Effekt, denn die Vögel gestikulieren mit ihren Flügelspitzen, als seien dies Finger. Der Film ist auf einem hohen Niveau animiert und kindgerecht erzählt. Vor allem überzeugt die Welt der kleinen Tiere, die für diesen Film mit großer Sorgfalt und Fantasie am Computer gebaut wurde.



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