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FBW-Bewertung: Thabo - Das Nashornabenteuer (2023)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Ob MIA UND DER WEIßE LÖWE, DIE WEIßE MASSAI oder auch DAKTARI: Die Sehnsucht nach Abenteuer in fernen Ländern gibt und gab es nicht nur unter Erwachsenen. Auch oder gerade Kinder fühlen sich beflügelt, wenn fremde Kulturen auf fernen Kontinenten ins Spiel gebracht werden. Genau das Terrain für THABO - DAS NASHORN-ABENTEUER, der Verfilmung eines Kinderbuchs von Kirsten Boie.

Thabo wohnt in Eswatini, einem kleinen Staat innerhalb Südafrikas. Seine Eltern hat er durch AIDS verloren, so dass sich jetzt sein Onkel Vusi um ihn kümmert. Der ist zwar nicht der Schlaueste, hat aber einen tollen Job: er ist Wildhüter im Naturreservat. Weil Thabo bei seiner Nenntante, Miss Agatha, immer Detektivfilme im Fernsehen schaut, hat er beschlossen, selber einer zu werden. Dumm nur, dass im Reservat nicht viel passiert. Das ändert sich, als eines Tages ein Nashorn tot aufgefunden wird, dem Wilderer zuvor das Horn abgesägt haben.

Mit THABO - DAS NASHORN-ABENTEUER können jüngere Zuschauer unversehens in den Alltag des elfjährigen Thabos eintauchen. Eventuelle kulturelle Hürden überbrückt das Filmabenteuer geschickt über zwei deutsche Charaktere, die auf einer Lodge, am Randes des Reservats, wohnen: mit Tante Agatha (Andrea Sawatzki) und mit ihrer, von der jungen Ava Skuratowski gespielten Nichte Emma, die ihren Urlaub bei ihrer Tante verbringt. Wie sich in der Diskussion herauskristallisierte, hat die Jury sehr genossen, dass THABO - DAS NASHORN-ABENTEUER über weite Teile darauf verzichtet, die erwachsenen Charaktere klamaukig darzustellen. Zwar erscheinen die Bösewichte, wie auch die Polizei, nicht als die Klügsten, aber stehen ja immerhin auch in Konkurrenz zu Thabo und seinen Freunden, die mit kindlichen Mitteln versuchen, das Rätsel um das tote Nashorn aufzuklären.

Spätestens seit den DREI ???, DIE PFEFFERKÖRNER oder auch TKKG ist bekannt, wie sehr Kinder Detektivgeschichten lieben. In diese Fußstapfen tritt auch Thabo, wobei eher spärliche Ausrüstung, die ihm zur Verfügung steht, Hand in Hand mit dem geringeren Alter der Charaktere und auch der Zielgruppe geht. THABO - DAS NASHORN-ABENTEUER demonstriert seinen Zuschauern, dass sich Kriminalfälle durchaus auch ohne technischen Schnickschnack lösen lassen. Das erinnert an herrlich altmodische Stories, wie etwa KALLE BLOMQUIST, die mit der cleveren Kombinationsgabe ihrer Protagonisten und einer außergewöhnlichen atmosphärischen Dichte überzeugt haben. Auch so gesehen ist Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt mit THABO - DAS NASHORN-ABENTEUER nicht nur ein Kinderabenteuer, sondern ein wirklicher Familienfilm gelungen.

Positiv bemerkt hat die Jury ebenfalls, dass alle Kindercharaktere untereinander bestens interagieren. Sicherlich haben die älteren Charaktere eine tragendere Rolle, aber auch die kleinsten Darsteller sind in THABO - DAS NASHORN-ABENTEUER nicht bloß Staffage, sondern haben eine echte Funktion. Hinzu kommt, dass das 90-minütige Kinderabenteuer für wichtige soziale, ökologische und auch politische Themen sensibilisiert. Angefangen bei der AIDS-Problematik, denn immerhin hat Eswatini die weltweit höchste HIV-Erkrankten-Rate, über das eigentliche Wilderer-Thema bis hin zu cleveren Rassismus- und Vorurteilsfragen, denen sich auch die Titelfiguren stellen müssen. THABO - DAS NASHORN-ABENTEUER ist nicht nur spannend, sondern auch informativ und aufklärend. Nur ab und zu hatte Eibl-Eibesfeldt mit einem emotional ein wenig zu aufgeladenen Score für einige Jurymitglieder ein wenig zu viel des Guten getan. Tatsächlich funktioniert der Film schon allein über Bild- und Dialogebene sehr gut. Am Ende einer spannenden Diskussion entscheidet sich die Jury gerne dafür, THABO - DAS NASHORN-ABENTEUER das Prädikat BESONDERS WERTVOLL zu verleihen.



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