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FBW-Bewertung: Haps - Crime Doesn't Pay (2025)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Der Spielfilm HAPS ? CRIME DOESN?T PAY von Regisseur Ekrem Engizek ist ein beeindruckendes Beispiel unabhängiger Filmproduktion. Als Autodidakt hat Engizek den Film eigenständig finanziert und bringt ihn im Eigenverleih heraus, was als beachtliche Leistung gewürdigt werden muss. HAPS präsentiert sich als intensives Gefängnisdrama, das sich stilistisch an große Vorbilder anlehnt und mit übersteigerten Bildern, harter Sprache und kompromissloser Inszenierung einen eigenen filmischen Kosmos erschafft.
Im Zentrum der Handlung steht Alex (Constantin von Jascheroff), der sich nach seiner Inhaftierung schnell mit den Machtstrukturen hinter Gittern arrangieren muss. Zwischen aggressiven Mitinsassen, rigiden Hierarchien und einem System, das kaum Raum für Menschlichkeit lässt, bahnt er sich seinen Weg und steigt durch geschickte Allianzen im kriminellen Milieu auf. Seine Freundschaft mit dem kurdischen Kriminellen Mazlum und seinem außerhalb der Gefängnismauern agierenden Freund Cem ermöglicht ihm den Einstieg in den Handel mit Betäubungsmitteln und führen zu einer Verbesserung seiner Situation ? zumindest kurzfristig.
Die Kameraarbeit und das Setdesign sind aufwendig gestaltet und kreieren eine beinahe dystopische Welt innerhalb der Gefängnismauern. Die visuelle Gestaltung setzt gezielt auf farbiges Licht, Splattereffekte und einen dynamischen Schnitt, der an internationale Vorbilder wie BREAKING BAD, FIGHT CLUB oder THE GREEN MILE erinnert. Die drastische Sprache und die Überwältigungsstrategie der Inszenierung verstärken die Wirkung des Films und schaffen eine dichte Atmosphäre, die das Gefühl der Unterdrückung und Gewalt spürbar macht.
Die Mischung aus professionellen Schauspieler:innen und Laien erzeugt eine eindrückliche Typenzeichnung, die gesellschaftliche Diversität (z.B. in Herkunft und Religion) abbildet. Die Figuren verkörpern eine übersteigerte Männlichkeit, die dem Film seine besondere Dynamik und Bedrohlichkeit verleiht. Obwohl HAPS durchgehend in der Gefängniswelt verhaftet bleibt, hält der Film die Spannung und steigert sich bis zum Exzess im Finale. Wechsel im Rhythmus sorgen dafür, dass die Inszenierung nicht stagnieren lässt. Der Film nutzt weiterhin Motive des Gangster-Raps, der auch musikalisch die Handlung in Segmente teilt.
Die konsequente Darstellung von Macho-Kult und Gewalt wirft aber die Frage auf, welche Rollenbilder vermittelt werden und ob der Film für ein jüngeres Publikum geeignet ist, das sich durchaus vom Stil, der an kultige B-Movies erinnert, angezogen fühlen könnten.
HAPS ? CRIME DOESN?T PAY ist ein kompromisslos inszeniertes Gefängnisdrama mit viel Spielfreude des Ensembles und Lust am Zitieren, das sich durch seine stilistische Konsequenz und seine ungeschönte Darstellung von Macht und Unterdrückung auszeichnet.
Die Jury vergibt das Prädikat ?wertvoll?.



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