Bitter Gold (2024)

"Bitter Gold": Für eine Handvoll Kupfer

Der Titel des zweiten abendfüllenden Spielfilms von Juan Francisco Olea ist klug gewählt. Innerhalb der Filmhandlung liegt er in einer entscheidenden Szene zwischen Vater und Tochter begründet. Als der alte Bergarbeiter Pacífico (Francisco Melo) mit der jungen Carola (Katalina Sánchez) allein im Stollen ist, vertraut er ihr ein Geheimnis an: Echtes Edelmetall könne sie am bitteren Geschmack erkennen. Auf einer übergeordneten Ebene verweist der Filmtitel jedoch auf die Handlung selbst. Denn was der chilenische Regisseur sein Publikum hier schlucken lässt, ist eine bittere Pille über Geld, Gier und all deren Nebenwirkungen, die nicht auf der Verpackungsbeilage stehen.

So rau, hart und staubtrocken die Welt rund um eine illegale Kupfermine in der Atacama-Wüste auch sein mag, in die Olea uns vermittels seiner unerschrockenen Protagonistin wirft, wir schlucken diese Pille anstandslos. Durch die betörenden Landschaftsaufnahmen des Kameramanns Sergio Armstrong ("No!", "El Club", "Ema" u. a.) sieht sie schlicht zu verführerisch aus. Dank eines exzellenten Schauspielensembles, aus dem Katalina Sánchez als Carola mit ihrer schieren Leinwandpräsenz herausragt, und einer gehaltvollen Geschichte ist "Bitter Gold" aber mehr als nur funkelnde Oberfläche.

Schnörkellose Grenzüberschreitungen

Juan Francisco Olea nutzt das Genre des Neo-Westerns mit all seinen aufs Wesentliche reduzierten Archetypen und Handlungsfäden, um etwas über verkrustete Gesellschaftsstrukturen zu erzählen. Innerhalb deren enger Schranken profitieren Reiche von der Armut anderer und werden Menschen, die Natur und nicht zuletzt die Frauen ausgebeutet. An der Schwelle zum Erwachsenwerden lässt sich Carola die Bevormundung durch das Patriarchat nicht länger gefallen und überschreitet dabei körperliche, moralische und legale Grenzen.

Am Ende fährt sie der Freiheit entgegen in einem atemberaubend fotografierten und inszenierten Film, der einem nicht viel Zeit zum Luft holen lässt, so schnörkellos wirft der Regisseur ihn auf die Leinwand.

Fazit: "Bitter Gold", der zweite abendfüllende Spielfilm des chilenischen Regisseurs Juan Francisco Olea, ist ein emanzipierter Neo-Western, der es mühelos mit den bedeutenden Vertretern des Genres aufnehmen kann.