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Splitter aus Licht (2025)

Shards of Light (Уламки Світла)

Dokumentarfilm über die Menschen im ukrainischen Butscha.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.0 / 5

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Im Februar 2022 überfiel Russland die Ukraine. Inzwischen tobt der Krieg seit mehr als drei Jahren. Der Name Butscha ist synonym mit den Massakern geworden, die die russische Armee in der ukrainischen Stadt im Frühjahr 2022 verübte. Doch wie gehen die Menschen vor Ort mit den Kriegsverbrechen um?

Das Regieduo Mila Teshaieva und Marcus Lenz hat über einen Zeitraum von mehreren Jahren in Butscha sowie den nahegelegenen Städten Irpin und Borodjanka gedreht und Menschen durch ihren Alltag begleitet. In ihrem Dokumentarfilm kommen unter anderem eine Schülerin, ein Stadtbeamter, eine ältere Hausfrau und ein frischvermähltes Paar zu Wort.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

"Splitter aus Licht": Kleine Hoffnungsschimmer

Mila Teshaieva und Marcus Lenz sind nicht zum ersten Mal in Butscha. Die ukrainisch-deutsche Künstlerin kennt die Stadt vor den Toren Kiews seit ihrer Kindheit. Nach Russlands Invasion der Ukraine im Februar 2022 kehrte sie gemeinsam mit dem deutschen Regisseur in die ukrainische Hauptstadt und deren Umgebung zurück, um die Ereignisse zu dokumentieren. Die zwei waren vor Ort, als die russische Armee im Frühjahr 2022 aus Butscha zurückgedrängt wurde und schließlich endgültig abzog – und sich das gesamte Ausmaß der während der Besatzungszeit verübten Gräueltaten abzeichnete. Daraus haben Teshaieva und Lenz den Dokumentarfilm "When Spring Came to Bucha" (2022) gemacht.

Das Duo blieb auch nach dem Ende der Dreharbeiten mit den Menschen vor Ort in Kontakt und kehrte bereits im Dezember 2022 ein weiteres Mal dorthin zurück. Berichtete ihr erster Dokumentarfilm vom Alltag "unmittelbar nach der Kriegskatastrophe", wie es die beiden formulieren, dann begleitet "Splitter aus Licht" einige Menschen aus Butscha über einen Zeitraum von insgesamt zweieinhalb Jahren durch ihren "nicht alltäglichen Alltag".

Nah am Alltag der Menschen

Dieser Alltag wird von zwei Dingen geprägt: abrupten Stimmungsumschwüngen und dem Versuch einer gelebten Normalität unter nicht normalen Umständen. Optimismus und Pessimismus, Hoffen und Bangen halten sich die Waage. Wiederholt ist etwa davon die Rede, das ausgebombte Häuschen oder die vom Krieg schwer beschädigte Wohnung wieder aufzubauen, während die Sorge um Familienangehörige, die ins Ausland geflohen sind oder an der Front kämpfen, wächst und die Trauer um getötete Verwandte aufs Gemüt drückt. Zum "normalen" Schulalltag zählen derweil Unterricht in Waffenkunde, um draußen vor der Tür lebensgefährlichen Verletzungen durch Kriegsgerät zu entgehen. Zudem verarbeiten die Schüler ihre Kriegstraumata in Gesprächsrunden und in einem Theaterstück.

Eine Stärke dieses unaufgeregt erzählten Dokumentarfilms ist die Nähe zu den Protagonisten. Mila Teshaieva und Marcus Lenz haben sehr unterschiedliche Menschen in den Blick genommen. Neben einem frisch verheirateten Paar, das sich das Jawort gibt, kurz bevor der Ehemann durchaus euphorisch und mit einer Prise Galgenhumor an die Front zieht, steht ein Stadtbeamter, dessen Familie nach Frankreich geflohen ist und der nun ganz allein in seiner dunklen Wohnung sitzt und die Geburtstage seiner Kinder nurmehr übers Mobiltelefon mit ihnen feiern kann. Eine Hausverwalterin, der eine lange Haftstrafe droht, weil sie von ihren Nachbarn der Kollaboration mit den Russen bezichtigt wird, kommt ebenso zu Wort wie eine Witwe, die den Mördern ihres Mannes keinen gerechten Prozess, sondern den Tod wünscht.

Zwischen Solidarität und Spaltung

Auch die Soldaten, die von der Front heimkehren, sind zwiegespalten: Einerseits freuen sie sich darüber, wie "normal" das Leben weit entfernt von der Front einfach weitergeht, andererseits hadern sie mit dieser Normalität. Ihre Verbitterung über all jene kriegsfähigen Männer, die nicht an die Front gehen, um ihr Land zu verteidigen, wächst. Dass sich dieser Zwiespalt auch auf die Ehefrauen der Soldaten überträgt, bedarf übrigens keiner Worte. Eine Szene in einem Park, in dem Männer fröhlich mit ihren Familien feiern, während eine der Protagonistinnen um ihren Partner an der Front bangt, fängt diesen Zustand perfekt ein.

In all diesen Schicksalen zeigt sich, dass Kriege mehr als nur Menschenleben, Gebäude und Infrastruktur zerstören. Nach und nach zersetzen sie auch die Gesellschaft. Denn wo sie auf der einen Seite den Zusammenhalt, die Solidarität und den Hass auf den Aggressor (ver-)stärken können, erhöhen sie innerhalb einer Gesellschaft auch immer Neid, Missgunst und Frustration. Und am Ende verlieren alle. In "Splitter aus Licht" ist es noch nicht ganz so weit. Noch lassen sich die im Film porträtierten Menschen nicht unterkriegen.

Fazit: Nach "When Spring Came to Bucha" (2022) kehren Mila Teshaieva und Marcus Lenz ein weiteres Mal ins ukrainische Butscha zurück. Ihr neuer Dokumentarfilm "Splitter aus Licht", der verschiedene Menschen durch den Kriegsalltag begleitet, zeichnet ein komplexes Bild der Ukraine zwischen gesellschaftlicher Solidarität und Spaltung. Bei allem Trauma, aller Trauer und Frustration sendet dieser Film dennoch einen Hoffnungsschimmer.




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Besetzung & Crew von "Splitter aus Licht"

Land: Ukraine
Jahr: 2025
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Shards of Light (Уламки Світла)
Länge: 93 Minuten
Kinostart: 30.10.2025
Regie: Marcus Lenz, Mila Teshaieva
Kamera: Marcus Lenz
Verleih: Wildfilms

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