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Für ein paar Dollar mehr - Lee Van Cleef und Clint Eastwood
Für ein paar Dollar mehr - Lee Van Cleef und Clint Eastwood

TV-Tipps für Sonntag (24.5.): Clint Eastwood findet einen ebenbürtigen Gegner

3sat zeigt Meisterwerk "Für ein paar Dollar mehr"

Am Sonntagabend können Spielfilm-Fans erst in Ruhe den Stuttgarter TATORT sehen, denn gleich zwei Meisterwerke laufen erst im Anschluss parallel im Spätprogramm auf Pro7 mit "Logan" mit Hugh Jackman in seiner Paraderolle und auf 3sat mit "Für ein paar Dollar mehr" von Sergio Leone.

"Logan: The Wolverine", Pro7, 22:35 Uhr
Logan (Hugh Jackman), der sich um den kranken Professor X (Patrick Stewart) kümmert, muss eine junge Mutantin (Dafne Keen) vor einem skrupellosen Wissenschaftler (Richard E. Grant) beschützen.

Es war weniger die Aussicht, dass Hugh Jackman zum siebten und definitiv letzten Mal - und einem Gastauftritt in "X-Men: First Class" - in der Rolle auf die Leinwand kommen würde, die ihn 2000 zum Star gemacht hatte, welche die "X-Men"-Fans elektrisierte, sondern die Ankündigung von 20th Century Fox und Regisseur und Drehbuchautor James Mangold, der bereits 2013 mit Jackman "The Wolverine" ("Wolverine: Weg des Kriegers") gefilmt hatte, dass "Logan" nicht auf die lukrative Altersfreigabe "PG-13", bei der Jugendliche in Erwachsenenbegleitung in die Vorstellung dürfen, sondern auf ein "R" ("Restricted") gefilmt werden würde.

In den Augen der Fans hieß das: Hier kommt der wahre Wolverine, der nicht durch kompromisslerische Entscheidungen in Sachen Gewaltdarstellung und Realismus verwässert werden würde, um einen Fantasy-Film "kinderkompatibel" zu machen.

Und die Filmemacher hielten Wort. Ihr Meisterwerk ist mit den vorangegangenen neun "X-Men"-Produktionen kaum zu vergleichen: Hier treten keine Superhelden in Kostümen an und legen Städte in Schutt und Asche, sondern Mangold erschuf einen eher an einen apokalyptischen Thriller oder revisionistischen Western erinnernden Streifen, dessen Helden, müde und malade geworden, ein "letztes Mal in den Sattel" steigen. Jackman macht dabei das Beste aus seiner Rolle mit einer ungeschminkten und nuancierten Darstellung in dem brutalen, aber auch überraschend nachdenklichen US-Thriller, der Genre-Grenzen überwindet. Gedreht wurde für 97 Millionen Dollar in den US-Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und New Mexico.

Mit einem weltweiten Einspiel von 619 Millionen Dollar wurde der mit sehr guten Kritiken bedachte "Logan" 2017 ein riesiger Erfolg - um so beachtlicher wegen der stringenten Altersfreigabe, die sich zum Beispiel in Deutschland auf "Ab 16" belief. Deswegen kann Pro7 den Film ungeschnitten nur im Spätprogramm ausstrahlen.

Das Drehbuch, das auf der Marvel-Comics-Reihe "Old Man Logan" basiert, die seit 2008 erscheint, wurde für den Academy Award nominiert.

Kritiker Zaki Hansen schrieb: "Die Handlung ist zum Glück frei von riesigen Robotern und blauen Strahlen, die in den Himmel abgeschossen werden, sondern zieht ihr Drama aus der unerlässlichen Tragödie eines Mannes, dessen Langlebigkeit ihn dazu verflucht mitanzusehen, wie ständig die Menschen, die er mag, aus seinem Leben gerissen werden."



"Für ein paar Dollar mehr", 3sat, 23:35 Uhr
Zwei Kopfgeldjäger (Clint Eastwood und Lee Van Cleef) tun sich zusammen, um einen Verbrecher (Gian Maria Volonté) in Texas zu fassen.

Nach dem sensationellen internationalen Überraschungserfolg von "Per un pugno di dollari" ("Für eine Handvoll Dollar") im Jahr 1964 verloren Regisseur und Drehbuchautor Sergio Leone und Produzent Alberto Grimaldi keine Zeit, sofort eine Quasi-Fortsetzung in die Kinos zu bringen, welche die Zutaten des Vorgängers wieder zusammenmischte, diesmal aber mit einem dreimal so hohen Budget von umgerechnet 600 000 Dollar. Erneut tritt Clint Eastwood als diesmal nicht mehr namenloser Mann ohne Namen mit Poncho und sechsschüssigem Colt in einer skrupellos-brutalen Western-Welt auf, die erneut in den Cinecittà-Studios in Rom und in der spanischen Provinz Almeria entstand. Dort baute Bühnenbildner Carlo Simi die Stadt El Paso komplett neu auf, die bis heute als Touristenattraktion steht. Wie beim Vorgänger drehte man komplett ohne Ton und sychronisierte sämtliche Dialoge und Geräusche im Studio nach.

Dank der stilsicheren und sorgfältigen Regie von Leone, dem starken Eastwood in der Hauptrolle und der Musik von Ennio Morricone übertrifft "Per qualche dollaro in più" - so der Originaltitel dieses italienischen Westerns - den Vorgänger sogar noch als spannendes und brillant gemachtes Meisterwerk. Nachdem Sergio drei Jahre später dann noch sein weiteres Meisterwerk "Il buono, il brutto, il cattivo" ("Zwei glorreiche Halunken") hatte folgen lassen und die drei Streifen als "Dollar"-Trilogie wahrgenommen wurden, wurde "Für ein paar Dollar mehr" laut "Den of Geek"-Autor Paul Martinovic "zum oft übersehenen Teil der Trilogie, ungünstig zwischen das Original und den bekanntesten Spaghetti-Western eingezwängt, aber er ist ein phantastischer Film aus eigenem Recht".

Der 1965 noch erfolgreicher als "Für eine Handvoll Dollar" wurde. Mit 14 Millionen Zuschauern wurde er in Italien zum bis dahin erfolgreichsten Streifen aller Zeiten und lief auch international sehr gut, so dass am Ende weltweit 15 Millionen Dollar zu Buche standen.

Ein Zuschauer lobt: "'Wo das Leben keinen Wert besitzt, hat der Tod manchmal seinen Preis.' Diese Aussage versetzt einen direkt in die Ideenwelt dieses Films und gibt einem eine Ahnung, wie viel kälter, brutaler und aufregender als jeder andere Western jener Zeit dieser Streifen ist. In die Mitte der Dollar-Trilogie gepresst, scheint dies der am meisten unterschätze Western aller Zeiten zu sein, ein komplett anderes Kaliber, mit dem das Massenpublikum mit dem Konzept der coolen Kopfgeldjäger bekannt gemacht wurde. Gegenüber 'Für eine Handvoll Dollar' ist hier alles viel besser. Die Begrenztheiten, die jenen Film verlangsamten, sind hier aufgehoben und ins Gegenteil verbessert."



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