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TV-Tipp für Donnerstag (3.12.): Disney lässt das Haar herunter

Vox zeigt "Rapunzel - Neu verföhnt"

"Rapunzel - Neu verföhnt", Vox, 20:15 Uhr
Rapunzel (gesprochen von Alexandra Neldel) mit ihren magisch langen Haaren hat ihr gesamtes Leben in einem Turm verbracht. Als aber ein flüchtiger Dieb (gesprochen von Moritz Bleibtreu) auf sie trifft, bekommt sie die Möglichkeit, erstmals die Welt zu entdecken.

Wie der deutsche Titel schon andeutet, handelt es sich bei Disney's 50. abendfüllenden Zeichentrickfilm um das alte französische Märchen aus dem 17. Jahrhundert, das die Gebrüder Grimm 1812 verändert und stark gekürzt in ihre Märchensammlung aufnahmen, allerdings "neu verföhnt", also für das 21. Jahrhundert modernisiert. Dabei ging "Rapunzel Reloaded" nicht so weit wie ursprünglich geplant. 2003 startete man bei Disney mit der Idee, das Märchen im Stil von "Shrek" popkultur-referentiell aufzupoppen. Doch davon verabschiedete man sich mehr zu Gunsten des bewährten Stils der Disney-Zeichentrickfilme einer liebevoll erzählten, traditionellen Liebesgeschichte mit drolligen Nebenfiguren.

Produzent und Animation Supervisor Glen Keane, der zu Beginn des Projekts noch als Regisseur fungiert hatte, wollte dabei ein ganz spezifisches Aussehen des Films erreichen, das die Rokoko-Bilder des 18. Jahrhunderts in ihrer "Romantik und Üppigkeit" widerspiegeln sollte. Technisch strebte Keane die "beste beider Welten" an: Traditioneller Zeichentrick und computeranimierte Bilder, in diesem Fall auch noch in 3D. Vor Beginn der Produktion hielt er daher das Seminar "The Best of Both Worlds" ab, bei dem er rund 50 traditionelle Zeichner und Computergraphiker versammelte. Diese diskutierten die Vor- und Nachteile ihrer Animationsstile und wie man die Stärken beider Techniken am besten vereinen könnte.

Der Film wurde dann sowohl von klassischen Zeichnern als auch von Computeranimatoren erschaffen. Man entwickelte neue Techniken, wobei es eine besondere Herausforderung darstellte, die Haare von Rapunzel realistisch wirken zu lassen. Die handgezeichneten Charaktere füllte man mit computeranimierten 3D-Bildern. Mit einer neuen Technik namens "Multi-Einstellung" gelang eine vorher nicht erreichte Tiefenschärfe, wobei man die Hintergründe bewusst nicht-photorealistisch erzeugte, um damit dem Effekt der alten Gemälde näher zu kommen. Das alles hatte seinen Preis: "Rapunzel" kostete die Irrsinnssumme von 260 Millionen Dollar und damit so viel wie Produktionen wie "Cleopatra" oder "Titanic".

Doch das Ergebnis rechtfertigte den Aufwand: Visuell ist der Streifen der CO-Regisseure Nathan Greno und Bryon Howard ("Zootopia") umwerfend und gleichzeitig äußerst unterhaltsam, vereinte also auch hier in der Tat "die beste aller Welten". Die Kritiker überschlugen sich vor Begeisterung, und auch den Zuschauern gefiel's, und sie kamen in Strömen: 2010 flossen 591 Millionen Dollar weltweit in die Kassen und machten "Tangled" - "Verheddert", so der Originaltitel - zum einem Riesenerfolg. Bei den Golden Globes wurde er als "Bester Animationsfilm" nominiert; das Lied "I See the Light" erhielt sowohl eine Golden Globes als auch eine Academy Award-Nominierung und gewann einen Grammy als "Bester für einen Film geschriebenen Song".

Eine Diskussion entspann sich um den Originaltitel: Ursprünglich sollte der Film "Rapunzel" heißen, wurde dann aber in "Tangled" geändert, weil Disney fürchteten, dass ein weiblicher Name zu viele Jungs abschrecken würde, sich den Streifen anzusehen. Den gefühlten Misserfolg von "The Princess and the Frog" ("Küss den Frosch") hatte das Filmstudio dem Wort "Prinzessin" im Titel angelastet und bevorzugte daher etwas Geschlechtsneutrales. Nicht jeder konnte diese Argumentation nachvollziehen und akzeptieren.

Kritiker Ian Bunting schrieb für "Daily Record": "Der Film ist nicht perfekt. Aber wenn man mit Disney-Zeichentrickfilmen groß geworden ist, dann ist es Herz erwärmend zu sehen, wie sich das Studio vergangener Brillanz zuwendet angesichts der intensiven Konkurrenz durch Pixar und DreamWorks."



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