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Die Reifeprüfung - Anne Bancroft und Dustin Hoffman
Die Reifeprüfung - Anne Bancroft und Dustin Hoffman

TV-Tipps für Sonntag (10.4.): Will Anne Bancroft Dustin Hoffman verführen?

ARD zeigt "Die Reifeprüfung"

Wer Sonntagabend die besten Spielfilme sehen möchte, muss Nachteulenqualitäten besitzen. Die Fernsehsender bewahren sich ihre Perlen für den Wochenausklang nach Mitternacht auf. In der ARD läuft im Nachtprogramm der Klassiker "Die Reifeprüfung" mit Dustin Hoffman, während RTL2 zeitgleich den spanischen Liebesfilm "Drei Meter über dem Himmel" von Fernando González Molina präsentiert.

"Die Reifeprüfung", ARD, 00:05 Uhr
Ein Universitätsabsolvent (Dustin Hoffman) ist hin- und hergerissen zwischen seiner älteren Liebhaberin (Anne Bancroft) und deren Tochter (Katherine Ross).

Mit dieser US-Komödie - seinem zweiten Kinofilm und seiner ersten Hauptrolle - startete Dustin Hoffman 1967 seine Karriere praktisch aus dem Stand. "The Graduate" - Der Absolvent - so der Originaltitel - ist ganz ein Film seiner Zeit, der so zehn Jahre zuvor sicherlich niemals hätte auf den Leinwänden erscheinen können. Erstmals wurde vorurteilsfrei die Beziehung einer verheirateten Frau zu einem jüngeren Mann geschildert. Wobei der Altersunterschied nicht so groß war wie behauptet - Anne Bancroft war lediglich sechs Jahre älter als Hoffman und neun Jahre älter als ihre Filmtochter Katherine Ross. Für alle drei Parts waren zuvor fast alle Namen im Gespräch gewesen, die man sich denken kann, unter anderem Doris Day für die Mutterrolle, Faye Dunaway für die Tochterrolle und Robert Redford für den Hoffman-Part.

Auf jeden Fall rückte die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Charles Webb aus dem Jahr 1963 die starren Moralvorstellungen des US-Establishments in den Fokus, die von der jungen Generation aufgebrochen wurden. Regisseur Mike Nichols inszenierte temporeich mit ironischem Humor und fing präzise den Lebensabschnitt nach dem Uni-Abschluss ein. Sein größter Geniestreich aber war die Einbettung der ikonischen Songs von Paul Simon und Art Garfunkel, deren "Mrs. Robinson" ein Riesen-Hit wurde.

Genauso wie die United Artists-Produktion selbst. Gedreht vor Ort in Los Angeles für 3 Millionen Dollar, spielte sie allein in den USA 105 Millionen Dollar ein - das entspräche heute rund 820 Millionen Dollar. Damit wurde der von den Kritikern gelobte Streifen mit großem Abstand der erfolgreichste Film des Jahres. Offensichtlich traf "The Graduate" auch den Zeitgeist.

Sieben Oscar-Nominierungen würdigten die künstlerische Qualität: Der Film war nominiert, Regisseur Mike Nichols, das Drehbuch, Hauptdarstellerin Anne Bancroft, Hauptdarsteller Dustin Hoffman, Nebendarstellerin Katherine Ross und Kameramann Robert Surtess. Als einziger konnte sich Nichols über einen Goldjungen freuen. Bei den Golden Globes war die Preisausbeute reicher: Neben erneut dem Regisseur gewannen hier der Film und Hauptdarstellerin Bancroft, sowie Ross und Hoffman jeweils als "Beste Neuentdeckungen". Auch in Großbritannien zollte man "The Graduate" mit fünf Britischen Filmpreisen Respekt: Der Film selbst, Regisseur Nichols, das Drehbuch, Hoffman als "Beste Neuentdeckung" und Cutter Sam O'Steen gewannen. Mit dem Gewinn des Directors Guild of America Award machte Mike Nichols den "Grand Slam" der Preisverleihungssaison voll.

1996 nahm die US-Library of Congress "The Graduate" als "kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam" in das National Film Registry auf, um es der Nachwelt zu erhalten.

Ein Zuschauer schwärmt: "Einer der besten Filme, den ich je die Freude hatte zu sehen, und ich wünschte, dabei gewesen zu sein, als er erstmals aufgeführt wurde. Dustin Hoffman ist der Inbegriff des verwirrten und einsamen heranwachsenden Mannes. Er sitzt in seinem Zimmer und tut nichts oder treibt stundenlang im Swimming Pool seiner Eltern. Wenn je ein Song besser zu einem Film gepasst hat, dann ist es 'The Sounds of Silence', der Wort für Wort den inneren Aufruhr der Charaktere beschreibt. Sie sind verloren und verwirrt, stecken auf der Lebensbrücke, die von der Jugend ins Erwachsensein beziehungsweise ins Seniorenalter führt. Der Film ist selbst eine Brücke, die perfekte Mischung des Alten und des Neuen - ein standardisierter amerikanischer Film mit experimentiellen Elementen, die am Ende der Sechziger in den Vordergrund treten sollten."



"Drei Meter über dem Himmel", RTL2, 01:25 Uhr
Eine Frau (María Valverde) aus gutem Hause und ein draufgängerischer Straßenrennfahrer (Mario Casas) verlieben sich trotz ihrer völlig unterschiedlichen sozialen Herkunft.

Eine Schmonzette, wie sie im Buche steht. Und zwar in dem des italienischen Autoren Federico Mocchia, dessen Liebesromane unter italienischen Jugendlichen sehr beliebt sind. Nachdem 2006 in seinem Roman "Ho voglia di te" ("Ich steh auf dich") der Brauch, Vorhängeschlösser an der Milvischen Brücke in Rom anzubringen, erwähnt wurde, löste das prompt einen Schlösser-Boom an der Brücke aus.

Seinen ersten Roman "Tres metros sobre el cielo" ("Drei Meter über dem Himmel") aus dem Jahr 1992 verfilmten indes die Spanier. Regisseur Fernando González Molina ("Das Tal der vergessenen Kinder") und Drehbuchautor Ramón Salazar ("Tini: Violettas Zukunft") lassen in dem Drama mit seiner altbekannten Geschichte kaum ein Klischee aus und treiben die Süße in Diabetes-Höhen. Aber selbst diejenigen, die darüber die Nase rümpfen, müssen zugeben, dass die geschickte Regie, die charismatischen Darsteller mit ihren authentischen Porträts und der gute Soundtrack sich zu einem mitreißenden und gefühlvollen Ganzen verbinden.

In Spanien wurde "Tres metros sobre el cielo" 2010 ein großer Erfolg und spielte bei Kosten von rund 2,5 Millionen Euro rund 10 Millionen Euro ein. Daher erschien zwei Jahre später die Fortsetzung "Tengo ganas de ti" ("Ich steh auf dich"), der auf dem erwähnten Roman "Ho voglia di te" von Federico Mocchia basierte. In Deutschland kam "Tres metros sobre el cielo" nicht ins Kino, sondern feierte seine Premiere nur auf Disc.

Kritiker Peter Osteried schrieb in "Kino-Zeit": "Den Soap Opera-Elementen muss man natürlich gewachsen sein, sie sind aber auch natürlicher Bestandteil dieser Art von Geschichte, wobei sich durchaus auch ein paar Momente echter Filmmagie ergeben. Die Beziehung der beiden Hauptfiguren ist süß, ein bisschen klischiert, aber immer unterhaltsam gestaltet. Kein Meisterwerk, aber ein alles in allem ordentlicher Film."



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