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Späte Entschuldigung: Berlin zollte Marlene Dietrich Tribut

"Berlin will sich entschuldigen und bittet um Verzeihung"

Sie war und ist unbestritten ein Weltstar - einer der wenigen, den das deutsche Kino hervorgebracht hat. Doch ausgerechnet in ihrer Heimat wurde Marlene Dietrich nach dem Zweiten Weltkrieg angefeindet - weil sie im Gegensatz zu vielen anderen Deutschen den Mut gehabt hatte, klar gegen Hitler und das Dritte Reich Stellung zu beziehen, 1937 die amerikanische Staatsbürgerschaft anzunehmen und sogar Truppenbetreuung für die Amerikaner zu machen. Für manche Ewiggestrige galt sie daher als Vaterlandsverräterin. Trotzdem stand die Künstlerin zu ihren Berliner Wurzeln und verfügte, dass sie nach ihrem Tod nach Jahren der Isolation in Paris in ihrer Heimatstadt beerdigt werden sollte. Dort am Grab in Schöneberg versammelten sich gestern anlässlich des 100. Geburtstag der 1992 verstorbenen Diva Politiker, Künstler und einige Fans, um Kränze niederzulegen, ihrer zu gedenken und eine späte Entschuldigung auszusprechen. Bundespräsident Johannes Rau lobte in einer Pressemitteilung das Engagement der Dietrich für Demokratie und Freiheit zu Zeiten des Nationalsozialismus und ließ einen Kranz niederlegen. Der Chef der Berliner Senatskanzlei, Andre Schmitz, bat im Namen des Landes Berlin für die Anfeindungen nach dem Krieg, welche die Sängerin bei ihren Berlin-Konzert 1960 und selbst noch bei der Beerdigung und dem Gezerre um das Benennen einer Straße nach ihr 1996 erleiden musste, um Entschuldigung. Trotz aller Angebote der Nationalsozialisten, aus Hollywood in die Heimat zurückzukehren, sei sie standhaft geblieben: "Dietrich war vielen ihrer Zeitgenossen voraus", erklärte Schmitz. "Sie hat den steinigen Weg der Emigration gewählt. Das wahre Deutschland hat sie damit nicht verraten. Die Feindseligkeit, die ihr von einigen entgegenschlug, brachte Schande über unsere Stadt. Berlin will sich entschuldigen und bittet um Verzeihung." Heute gehen die Feierlichkeiten zu Ehren der Schauspielerin in Berlin weiter. Im Friedrichstadtpalast treten in der Gala "Marlene- hundert" unter anderem Ute Lemper, Angelica Domröse, Meret Becker und Katja Riemann mit Liedinterpretationen auf.


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