oder

Lust auf Anderes (2000)

Le gout des autres

Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse ??? / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben bislang 0 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Das Leben in der Provinz: schön und schrecklich zugleich. Für eine kurze Zeit kreuzen sich die Wege unterschiedlicher Menschen aus unterschiedlichen Kreisen. Der schnauzbärtige Fabrikant Castello, sein mißtrauischer Bodyguard Moreno und sein melancholischer Chauffeur Deschamps müssen einige Wochen bis zu einem wichtigen Vertragsabschluß fast rund um die Uhr miteinander auskommen. Die drei Männer haben nichts gemein, aber nach und nach entwickeln sie so etwas wie Verständnis für einander, jeder von ihnen trägt sein emotionales Päckchen. Sogar zwischen dem eloquenten Pariser Eliteschulabsolvent Weber und dem bodenständigen Provinzfürsten Castello kommt es zur Annäherung.
Aber da gibt es noch zwei Frauen, die das Leben komplizieren: Clara ist Theaterschauspielerin und verdient ihr Geld als Englischlehrerin. Ausgerechnet bei Castello, der weder mit Sprachen noch mit Kultur etwas anfangen kann, sich dennoch auf seine alten Tagen in die kunstbeflissenen Lady vom anderen Stern verliebt und ihretwegen zum begeisterten Theaterbesucher wird. Die sinnesfrohe Manie jobbt als Barkellnerin, handelt mit Haschisch und ist Objekt der Begierde von Deschamps und Moreno. Wie auch Moreno gibt sie sich cool und tough aus Angst, verletzt zu werden. Und da ist noch der bunte, lockere und elitäre Theterklüngel, der glaubt, Weisheit und „davoir-vivre“ gepachtet zu haben. Jeder verschanzt sich erst einmal hinter seinen künstlichen Gefühlsmauern, fühlt sich dem anderen aus einer unbekannten Welt gegenüber unsicher. Und dann geschieht ein Wunder - trotz aller Gegensätze kommt man sich im Chaos der Gefühle näher und stellt fest:
Auch der „Geschmack des Anderen“ ist spannend, inspirieren und eigentlich gar nicht so fremd.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse / 5

Wer gern zwischen den Zeilen liest, hat von dieser französischen Wort-Komödie eine ganze Menge, doch sollte er sie im französischen Original genießen, denn wie immer bei diffizilen Dialogen lässt die deutsche Synchron-Fassung auch hier zu wünschen übrig. Auch die Story selbst richtet sich zweifelsohne mehr an das gehobene Bildungsbürgertum, denn dieses steht im Brennpunkt dieses gesellschaftskritischen Films. Wie bei vielen französischen Regisseuren, von Chabrol bis zu Sautet, so steht auch hier die Rolle und das Selbstverständnis der Bourgeoisie zur Debatte, wobei diese Frage hier in der Rivalität verschiedener Bildungsschichten aufgeworfen wird. Ähnlich wie bei „American Beauty“ oder auch „Magnolia“ prallen hier Kultur und Kulturlosigkeit aufeinander, freilich ohne eine klare Entscheidung zu bieten, worin denn Kultur eigentlich besteht.

Am Beispiel eines raubeinigen und hausbackenen Unternehmers, der wie ein willenloser Dackel seiner versnobten und exzentrischen Englischlehrerin hinterher hechelt, spielt Regisseurin Agnès Jaoui mit den Reizen des Ungewohnten bzw. des Fremden oder Eindringlings. Hintersinnig und mit viel Sprachgefühl vermischt Jaoui die stümperhafte Rockzipfeljagd und das intellektuelle Verwirrspiel der Angebeteten zu einem tragikomischen Spalierlauf, in dessen Verlauf etliche Figuren auf der Strecke bleiben. Ohne es so recht zu wollen, gerät der unbeholfene Verehrer in einen Strudel aus Intrigen und undurchsichtigen Kabalen, wobei er kein Fettnäpfchen auslässt. Jaoui, die selbst in einer Nebenrolle brilliert, vermeidet in all dem Durcheinander eine klare Stellungnahme, sondern beschränkt sich auf die Schilderung der Unverträglichkeit von Biedermann und Avantgarde. Aus gerade diesem Kontrast zieht der Film seine oft als unfreiwillig inszenierte Komik, die ein ums andere Mal in tiefe menschliche Abgründe mündet, ohne diese auszuschlachten. Neben einer ganzen Serie skurriler Situationen bietet der Film auch einen subtilen Seitenhieb auf sektiererisches Gehabe und Standesdünkel. Insofern schlummert in diesem feingesponnenen Werk neben der teilweise brutalen Schilderung sozialer und kultureller Klüfte auch etwas versöhnliches.





Besetzung & Crew von "Lust auf Anderes"

Land: Frankreich
Jahr: 2000
Genre: Komödie
Originaltitel: Le gout des autres
Länge: 113 Minuten
Kinostart: 09.11.2000
Regie: Agnès Jaoui
Darsteller: Gérard Lanvin, Wladimir Yordanoff, Alain Chabat, Anne Alvaro, Agnès Jaoui
Kamera: Jean-Paul Dumas-Grillet
Verleih: Tobis Film



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