
Kritik: Open Water 2 (2006)
Die Grundidee an sich ist vielversprechend: Sechs Freunde machen im Golf von Mexiko eine Bootstour, und natürlich lassen sie es sich dabei nicht nehmen, auch ein wenig im Meer zu schwimmen. Dummerweise haben sie beim Sprung ins kühle Nass vergessen, die Leiter rauszuhängen und so kann der geneigte Zuschauer nun verfolgen, wie aus aus dem lockeren Urlaubstraum recht schnell ein übler Albtraum wird.
Wie das Original ist also auch das Pseudo-Sequel ein Kammerspiel und generell hat so ein Kammerspiel ja seine Tücken. Um nicht zu
langweilen braucht es, wie etwa Romuald Karmakars fantastischer "Der Totmacher" neben hervorragenden Darstellern ein
niet- und nagelfestes Drehbuch und ein stimmiges optisches Konzept.
Zumindest letzteres kann man "Open Water 2" nicht vollständig
absprechen. Werbefilmer Hans Horn weiß schon recht genau, wie man schöne Unter- und Überwasserbilder zaubert oder Frauen als
knackige Blödchen in Szene setzt. Schade nur, dass es am Rest dann doch irgendwie hapert.
Den Darstellern kann man dabei ihre Unglaubwürdigkeit nur in begrenztem Maß vorwerfen, lässt doch
das Drehbuch eine recht erschreckende Riege an Klischeefiguren Schwachsinniges von sich geben.
Was genau soll an als Schauspieler schon Vernünftiges aus Dialogen wie: "Mir ist heiß!" - "Du bist heiß,
Baby!" machen? Figuren, denen die Autoren nur ein Gehirn in Erbsengröße und die charakterliche
Tiefe eines Suppentellers zugestehen, können von ihren Darstellern dummerweise auch nicht mehr gerettet werden. Doch auch wenn
Darsteller nur in den seltensten Fällen etwas retten können - schlimmer machen können sie es
allemal. Bestes Beispiel ist hierfür wohl Richard Speight Jr., der in der Rolle des liebenden Familienvaters
wohl die größte Fehlbesetzung des Films ist.
Zur Ehrenrettung sei gesagt: Ich zumindest hab mich amüsiert. Denn: Ein Thriller muss ja nicht unbedingt klug sein, Popcorn-Kino ist nahezu immer Klischeebeladen und um mich einigermaßen unterhalten zu fühlen, muss ich eigentlich nur lachen können. Und gelacht hab ich hier ohne Frage häufiger...
Julia Nieder