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FBW-Bewertung: Maria Stuart, Königin von Schottland (2018)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: An die Geschichte von Maria Stuart, der Königin von Schottland und Rivalin der britischen Queen Elisabeth, werden sich Generationen von Schülern aufgrund von Friedrich Schillers Drama wohl eher mit Grausen erinnern. Dabei bergen die Story und ihre realen Hintergründe durchaus viel Potenzial - und genau das weiß Josie Rourke für ihr Drama mit exzellenter Besetzung für sich zu nutzen.

Der Film zeigt die beiden miteinander verwandten Frauen teilweise fast schon als schwesterliche Verbündete (signalisiert wird dies unter anderem auch durch die Haarfarbe und andere Ähnlichkeiten), die immer wieder den Einflüsterungen von machtbesessenen Männern und fanatisierten religiösen Einflüsterern unterworfen sind. Immer wieder kommt es zu Annäherungen, die aber stets aufs Neue aus Gründen der Staatsräson oder purem Machtkalkül zum Scheitern verurteilt sind, so dass es schließlich trotz bester Absichten zu einem tragischen Ende kommen muss. Überhaupt konzentriert sich der Film vor allem auf die beiden Frauen und deren Verhältnis zueinander und lässt die männlichen Akteure als kaum unterscheidbare Masse und missgünstige Intriganten erscheinen, die prinzipiell jeder Frau auf dem Thron misstrauen. Wenn man / Frau so will, ist Rourkes Film eine feministische Geschichtsbetrachtung, nach der man manchen Aspekt des historischen Stoffes zumindest mit anderen Augen sieht.

Josie Rourkes Drama agiert handwerklich auf höchstem Niveau, wobei die Kameraarbeit, das superbe Set- und Kostümdesign, der Schnitt und die Musik aber niemals zum Selbstzweck werden, sondern sich stets in den Dienst der Geschichte stellen. Trotz des vorweggenommenen Endes, mit dem der Film beginnt, das aber gleichwohl als bekannt vorausgesetzt werden kann, und der recht opulenten Laufzeit von mehr als zwei Stunden trägt der Film auch dank der beiden Hauptdarstellerinnen über die gesamte Laufzeit und lässt kaum je das Gefühl der Längen oder der Langeweile gar aufkommen.

Schön sind dabei kleine Detailbeobachtungen wie etwa jene Szene zu Beginn, in der der weibliche Hofstatt mit der aus Frankreich stammende Maria Stuart in deren Sprache parliert und dadurch die Fremdheit der Königin in ihrem eigenen Land noch weiter betont wird. Solche en passant eingestreuten Miniaturen und Details gibt es zuhauf in diesem Film - es lohnt sich also, genau hinzusehen und zu hören.




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