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FBW-Bewertung: Particle Fever - Die Jagd nach dem Higgs (2013)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Das sensationelle Ereignis, auf das alles in diesem Film zustrebt und für das jahrzehntelang die größte Maschine der Menschheitsgeschichte gebaut wurde, kann gar nicht direkt beobachtet werden. Es gibt kein Bild von ihm, nur Messwerte, die seine Existenz beweisen. Für die Filmemacher muss dies eine besondere Herausforderung gewesen sein, der sie schließlich souverän gewachsen waren. Die Aufnahmen von dem Teilchenbeschleuniger des wissenschaftlichen Großprojekts CERN sind natürlich überwältigend, aber es ist schwierig zu erklären, warum er für die Wissenschaftler so wichtig ist. Hochkomplexe Themen und Theorien müssen dem Zuschauer nah gebracht werden, und es ist erstaunlich, wie verständlich der Film dennoch auch für wissenschaftliche Laien ist. Hier wird über den Ursprung des Universums und die Grundfragen der Existenz gesprochen, und die Interviews mit verschiedenen Wissenschaftlern und Spezialisten sind so geschickt geführt, dass sie niezu speziell, abstrakt oder in komplizierten Fachbegriffen über ihre Theorien und Forschungen berichten. Die Begeisterung für das Projekt und der Forscherdrang der Protagonisten wirken ansteckend, weil Mark Levinson so klug war, einzelne Mitarbeiter am Projekt auch von ihrem persönlichen Leben erzählen zu lassen. So bekommt man einen Eindruck davon, dass einige als Kinder prägende Schlüsselerlebnisse hatten und dass andere hochdramatische Lebenswege hinter sich gebracht haben, um schließlich am CERN Projekt mitarbeiten zu können. Und es wird verständlich, welche Tragweite das Experiment sowohl wissenschaftlich, philosophisch wie auch menschlich hat. Für einige kann ein bestimmtes Ergebnis die Arbeit von Jahrzehnten zu Makulatur werden lassen, und so ist PARTICLE FEVER zum Ende hin auch erstaunlich spannend. Denn Levinson hatte das Glück, einer nahezu perfekten Dramaturgie derEreignisse folgen zu können: Er zeigt die Mühen der Vorbereitung, es gibt Rückschläge, einen falschen Alarm und schließlich einen Höhepunkt, der alle zutiefst befriedigt und zu gleich sehr ambivalent ist. Das Higgs-Teilchen ist gefunden und Peter Higgs, der seine Existenz vorhergesagt hat, sitzt selbst im Auditorium, in dem dieses Ergebnis bekannt gegeben wird und hat Tränen in den Augen. Wer hätte erwartet, welche Leidenschaften dieser Fund bei den Wissenschaftlern auslösen? Der Film bringt sie und ihre verschiedenen Denkansätze dem Zuschauer so nah, dass auch ihn ein wenig das Teilchenfieber packt.



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