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FBW-Bewertung: The Forecaster (2014)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Wer ist Martin Armstrong? Man muss sich schon sehr intensiv mit Wirtschafts- und Finanzpolitik, mit Börsen- und Spekulationsgeschäften beschäftigen, um mit diesem Namen einen angeblich gigantischen Anlagebetrugskandal über die Summe von 3 Milliarden Dollar im Jahre 1999 in Verbindung bringen zu können. Armstrong saß sieben Jahre in Beugehaft, weil die US-Obrigkeit von ihm den Zugang zu seinemlegendären Computermodell erpressen wollte, und schließlich noch weitere fünf Jahre in Haft wegen Finanzbetruges. Dies offensichtlich unschuldig und als mögliches Opfer eines politischen Komplottes.
So wird Regisseur Marcus Vetters dokumentarische Biographieüber Armstrong zum Bild eines tragischen Helden. So wie er mit seinem Computermodell ?prophetisch? die Russlandkrise 1998/1999, die Dotcom-Blase 2000, die Finanzkrise 2007 und die Eurokrise 2009 voraussagte, so malt er nach seiner Haftentlassung sehr treffend die Europäische Wirtschaftskrise der Jetztzeit und auch künftige Gesellschafts- und Wirtschaftskrisen und sogar kriegerische Auseinandersetzungen als Schreckensszenarien an die Wand. Das Versagen von verantwortlichen Politikern zu allen Zeiten leitet er aus der Menschheitsgeschichte ab.
Mit der Dramaturgie eines Spielfilms erzählt der Film extrem schlüssig ein sehr interessantes Leben. Dazu mischt er ausführliche Interviews von Familienangehörigen, Freunden und Mitstreitern seines ehemaligen über die ganze Welt verstreuten Milliarden-Unternehmens mit zeitgenössischen Filmdokumenten und Vorträgen Armstrongs.
Die sehr subjektive, man kann auch sagen einseitige Erzählweise warf aber auch bei der Jury vehement die Frage nach einer kritischen Auseinandersetzung mit dem ?System Armstrong? auf. Sicher, die Verantwortlichen für das an Armstrong verübte Unrecht wollten selbst keine Kommentare dazu liefern. Aber dass der Unternehmer in gigantische Finanzgeschäfte verwickelt war und diese nach seiner Haftentlassung offensichtlich wieder neu aufleben lassen will, verlangt nach stärkerem Hinterfragen. Ist die Struktur des Films und seine Montage dramaturgisch durchaus gelungen, so sind doch von der Jury einige Längen und zum Teil redundante Bildeinschübe anzumerken.
Sehr hübsch ist dagegen der Rahmen des Films, wo in einer Begegnung mit einem Wahrsager ?Forecaster? auf ?Forecaster? trifft und Martin Armstrong ein vielsagendes Schmunzeln nicht unterdrücken will.



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