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FBW-Bewertung: Zoomania (2016)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Vermutlich wird niemand mehr aus der Jury unvorbelastet eine Kfz-Zulassungsstelle betreten können, seit sie die umwerfend komische Szene um Häsin Judy Hopps und Fuchs Nick Wilde und deren Konfrontation mit verbeamteten Faultieren verfolgt hat. Momente wie diese stehen für die große Erzähllust, die Liebe zum Detail und einem überbordenden Fantasiereichtum in der Ausstattung, die den Animationsfilm ZOOMANIA zu einer überdurchschnittlichen Familienunterhaltung werden lassen. Angelegt als klassisches Buddy-Movie erschaffen die kreativen Köpfe hinter dem Film, Byron Howard und Rich Moore, eine utopische Welt des idealen tierischen Zusammenlebens, die durch politisch motivierte Machtbestrebungen bedroht wird. Es ist eine Welt, in der Jagd- und Beutetiere friedlich zusammen leben, in der eine kleine Häsin gegen alle Widerstände zur Polizistin werden kann, in der Vorurteile keine Chance bekommen und in der die Diversität uneingeschränkt als kultureller und gesellschaftlicher Gewinn erscheint. Mit diesem Inklusionsbemühen, das die Welt des Films auf allen Ebenen so konsequent durchwirkt, befindet sich ZOOMANIA thematisch am Puls der Zeit. Etwas schade vielleicht nur, dass der systemische Hollywood-Reflex, alles immer auch wiederholt aussprechen zu müssen, diese wichtige Botschaft durch Proklamieren etwas banalisieren muss.
Auch und gerade visuell hat der Film eine Menge zu bieten: Fantasievoll ausgestattete Sets, jede Menge visuelle Gags sowie eine unglaublich dynamische Bildführung, die in raumgreifenden Fahrten nicht nur eine große Perspektivenvielfalt bietet, sondern die Vorteile einer künstlichen gegenüber der realen Welt voll ausschöpft. Die 3D-Technik unterstützt diese Erlebniswelt angenehm und ordnet sich der rhythmisch einwandfreien Erzählung jederzeit unter. Für die Erwachsenen bietet sich eine Reihe amüsanter Anspielungen auf Klassiker der Filmgeschichte ? gipfelnd sicherlich in einem Maulwurf als »Paten«, dessen Antlitz weniger an Marlon Brando als vielmehr an Martin Scorsese erinnert. Sämtliche Figuren erscheinen differenziert und besonders in der visuellen Aufarbeitung vielschichtig charakterisiert ? mögen ihre Wendungen und dramaturgischen Anlagen auch mitunter allzu vorhersehbar erscheinen. Die deutsche Synchronfassung mit u.a. Josefine Preuß, Florian Halm und Frederick Lau als Nudisten-Yak hat der Jury ausdrücklich gefallenund trägt mit dazu bei, dass sie ZOOMANIA mit Vergnügen das höchste Prädikat verleiht.




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