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FBW-Bewertung: Zwischen Himmel und Eis (2015)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Die erste Einstellung liefert ein prägnantes filmisches Bild, um die Richtung dieses Dokumentarfilms vorzugeben. Aus der Perspektive eines erwachsenen Menschen blicken wir auf einen vereisten Boden und immer größer werdend legt sich ein menschlicher Schatten darüber. In der Folge erzählt der Film, auf Archivaufnahmen zurückgreifend, von wissenschaftlichen Expeditionen in der Antarktis, die zu einem wachsenden Verständnis der Klimaentwicklung auf der Erde beigetragen haben. Außerdem erzählt der Film von einem Wissenschaftler, der maßgebend für die erbrachten Ergebnisse war, die, und das ist die dritte Bedeutung des ersten Filmbildes, beweisen, dass der neueste Klimawandel eine menschengemachte Tatsache ist.
Der Mensch, der für diesen Schatten steht, ist der französische Glaziologe Claude Lorius, der die Antarktis seit den 1950er Jahren wie kein anderer erforscht hat. Das bemerkenswerte Archivmaterial aus den 1950er bis in die 1990er Jahren zeigt seine und die Leistungen anderer Wissenschaftler, die nicht zuletzt darin bestehen, dass sie an die Grenze der körperlichen Leistungsfähigkeit gehen. Zugleich sehen wir auch die Entwicklung der Bedingungen wissenschaftlichen Arbeitens an diesem unwirtlichen Ort und wie sich Ausstattung und Technik über mehrere Jahrzehnte hinweg verbesserten. Aber vor allem ist der Film eine Hommage an Claude Lorius. So ist die Dramaturgie als Blick zurück auf ein bemerkenswertes Leben gestaltet. Die Archivaufnahmen werden ergänzt und strukturiert durch neu gedrehte Aufnahmen von Claude Lorius, die wie Porträtfotografien wirken. In einigen dieser Aufnahmen ist etwas zu deutlich die Absicht erkennbar, dem Film einen kinematographischen Appeal zu geben oder Lorius in einem Landschaftskontext zu stellen, so etwa, wenn er durch eine Kolonie Pinguine geht. Wie bereits in früheren Filmen Luc Jacquets ist auch die Musik teilweise ein wenig pathetisch. Die Kommentarstimme vonMax Moor in der deutschen Fassung ist gut gewählt, gelingt es ihm doch, spannend zu erzählen, ohne die Bilder zu überlagern.
ZWISCHEN HIMMEL UND EIS ist das gelungene dokumentarische Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit und ein Plädoyer dafür, dass der Klimawandel keine Fiktion, sondern ein wissenschaftlich erwiesenes Faktum ist.



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