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FBW-Bewertung: Der Olivenbaum (2016)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Im mediterranen Baumhandel sind uralte Olivenbäume begehrt wie Edelsteinschmuck. Aus dem Boden gerissen zieren sie als lebendige Skulpturen Sternerestaurants, Privatgärten, Banken oder wie in EL OLIVO die Schaltzentrale eines Energieunternehmens. Eine Zeitungsmeldung über den Verkauf von Olivenbäumen, die in der Zeit von Jesus Christus im Grenzgebiet zwischen Valencia und Katalonien gepflanzt worden waren, gab den Anstoß zu zu dem Film von Iciar Bollain.

Ein Baum als eine Art Zentralfigur? Klingt zunächst wenig spannend, schon weil hierzulande Gummi- und Tannenbaum die Spießigkeit der Deutschen ausreichend auskleiden. Aufgrund des Klimas waren die Deutschen nie eine Nation der großen Gartenbauer, obwohl die Kunst über Jahrhunderte eine große emotionale Nähe zu Bäumen wie Esche, Linde oder Eiche ausweist. Der Baum in EL OLIVO ist jedoch von einer derartigen Wucht, dass jedes flache Verständnis von kultivierten Bäumen in den Himmel wächst. Der Baum als großes Wunder, Heiligtum und Verbindung zwischen den Menschen. Dieser universellen Aussage kann man sich emotional nicht entziehen, denn die Dialoge und Bilder des Films sind sehr besonders. Gefühle, Erfahrungen, Wünsche und Sehnsüchte der Menschen finden in dem Film gleichermaßen Platz. Die Schauspieler, bis in die Nebenrollen bezaubernde Figuren, überzeugen in einem starken Ensemblespiel. Drama, Komödie, Naturfilm ?das alles wird in EL OLIVO verbunden zu einer vollkommen eigenen und beeindruckenden Mischung. EL OLIVO verdient jede Superlative der Filmkritik. Dies ist zweifelsohne Filmkunst, die Grenzen sprengt und mit großer Leichtigkeit der Wahrheit und Hoffnung einen neuen Raum schenkt.



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