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FBW-Bewertung: Sebastian und die Feuerretter (2015)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Sebastian fehlt in der Klasse. Denn die Schule ist bei weitem nicht so spannend wie seine Experimente in der Natur. Dass dabei manches schief läuft, macht der Familienfilm gleich zu Beginn klar. Bevor das Gesicht des kessen Jungen mit den dunklen braunen Augen ins Bild kommt, streift die Kamera über die Schürfwunden an seinem Knie. Der zwölfjährige stürzt sich dann Hals über Kopf auf einem Schlitten die Sommerberge hinunter, rast durch Heuhaufen und an zur Seite springenden Bauern oder staunenden Kühen vorbei. Als er mit hoher Geschwindigkeit auf einen Abgrund zurast, scheint guter Rat teuer. Doch auf Belle, seine Hündin, ist Verlass.
Sebastian und seine zottlige Begleiterin sind Legende. In den 1960ern war die Serie um den liebenswerten Strolch und seine tierische Beschützerin, die auf Cécile Aubrys gleichnamigem Kinderbuch basiert, in beiden deutschen Staaten ein Straßenfeger. Vor zwei Jahren wurde das unzertrennliche Paar in BELLE&SEBASTIAN für die Leinwand wieder zum Leben erweckt. SEBASTIAN UND DIE FEUERRETTER setzt die Handlung fort, ist aber auch ohne Kenntnis der ersten Story verständlich.
Die Geschichte beginnt im Herbst 1945, zwei Jahre nach dem Ende des ersten Teils. Damals ging Sebastians Ziehmutter Angelina in die Resistance. Ihre Rückkehr wird von Sebastian und César, der sich seit seiner Geburt um ihn kümmert, sehnsüchtig erwartet. Doch Angelinas Flugzeug stürzt in der Nähe des Dorfes in den idyllischen Alpen an der italienisch-französischen Grenze ab. Alle Insassen werden für tot erklärt. Sebastian ist trotzdem fest überzeugt, dass Angelina lebt. Bei der Suche soll ihm der einzige Pilot aus der Umgebung helfen. Cesar will von dieser Idee zunächst nichts wissen, da der Pilot Sebastians Vater ist. Der ahnte aber nichts von der Schwangerschaft seiner damaligen Freundin.
SEBASTIAN UND DIE FEUERRETTER ist ein wundervoller Kinderfilm?alter Schule?, der Kinder in ihren Erfahrungen mit Schulfrust, Verlustangst und Tod naher Angehöriger abholt und in eine fremde Welt ohne Handys und elektronisches Spielzeug entführt. Werte wie Familie, Freundschaft und Solidarität über Ländergrenzen hinweg werden beschworen. Liebevoll unddetailreich sind das karge Leben der Bergbauern und die Hierarchie in der Gemeinde beschrieben, die Alpen bilden eine grandiose Kulisse.
Die rundum runde Abenteuer-Geschichte nimmt die jüngeren Zuschauer ernst und fordert sie heraus. Selbstverständlich setzt er daher auch einen Begriff wie ?Resistance? ein oder spielt mit den Nachwirkungen der Vorurteile im Verhältnis von Franzosen und Italienern nach dem Krieg. Jede Szene, jedes Detail ist durchdacht und treibt die Handlungvoran, die einzelnen Handlungsstränge greifen dabei ineinander wie die Rädchen einer gut geölten Maschine.



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