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FBW-Bewertung: Schneemann (2016)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat wertvoll verliehen.

Nach den erfolgreichen Verfilmungen der Kinderbücher um DOKTOR PROKTOR und der skandinavischen Adaption von Jo Nesb?s HEADHUNTER kommt nun der erste Krimi um den von ihm erdachten Inspektor Harry Hole ins Kino. SCHNEEMANN ist bereits der siebente Band der Reihe um den einsamen, unkonventionellen Ermittler, die in der Tradition der dunklen Krimis aus dem Norden des europäischen Kontinents und bei der filmischen Umsetzung des Film Noir steht.
Der Thriller setzt bei der Einführung der Figuren auf das Wissen der Fans, es fällt lange schwer, Familien- und gesellschaftliche Konstellationen richtig einzuordnen. Dazu gehören die Beziehung von Hole zu seiner Ex-Lebensgefährtin Rakel und deren Sohn Oleg sowie die Rolle eines Osloer Politikers, der sich offenbar gerne mitschönen Frauen umgibt. Vieles wird nur angedeutet und bleibt bis zum Schluss im Dunkel, was die Vermutung nahelegt, dass ein neues Franchise um Harry Hole aufgebaut werden soll.
Mit Michael Fassbender fand der schwedische Regisseur Tomas Alfredson den idealen Protagonisten für Harry Hole. Fassbender überzeugt wie immer durch seine körperliche Präsenz. Endlich ist er wieder als Schauspieler gefordert. Sein Hole ist in einer Identitätskrise, er ist Alkoholiker und bleibt unentschuldigt dem Dienst fern, wenn er wieder auf Sauftour ist. Nur mühsam kann sein Vorgesetzter sein Verhalten decken. Er braucht ihn, um eine mysteriöse Mordserie an jungen Müttern in Oslo und in Bergen aufzudecken. Der Täter konnte schon seit Jahren sein Unwesen treiben.
Hole lockt er mit einem Brief mit einer eindeutigen Botschaft zu einem Katz- und Maus-Spiel heraus:"Bald fällt der erste Schnee. Und dann wird er wieder auftauchen. Der Schneemann. Und wenn der Schnee verschwindet, wird er wieder jemanden mitgenommen haben."An den Tatorten hinterlässt der bestialische Mörder, der seinen Opfern Köpfe und Gliedmaßen abschneidet, stets einen Schneemann. Hole kommt stets einen Schritt zu spät und hinkt den Ereignissen hinterher.
Durch die Ermittlungen herausgefordert, verlässt Hole sein inneres Gefängnis. Er taut auf und öffnet sich vorsichtig für andere Menschen. Der erfahrene Kriminalist wird bei der Suche nach dem Mörder von seiner neuen Kollegin Katrine Bratt unterstützt, die aus Bergen stammt und die Zusammenhänge ahnt. Bei der Zeichnung dieser Figur unddem Verlauf der Ermittlungen weicht der Film erheblich von der Vorlage ab. Er porträtiert auch Katrine als Einzelgängerin, als weibliches Pendant zu Hole, die auf eigene Faust den Täter stellen will und ihre Erkenntnisse nicht mit den Kollegen teilt. Doch Hole schnüffelt in ihren geheimen Unterlagen, um das Puzzle um die Enttarnung des Täters zu lösen.
Der unter die Haut gehende Thriller bedient handwerklich exzellent die Fans des Thriller Genres. Alfredson legt geschickt falsche Fährten, erzeugt eine an den Nerven zerrende Spannung und setzt gekonnt auf Schockelemente. Einige Szenen geraten allerdings arg blutig.
Die Kulisse bildet das winterliche Norwegen, die verschneiten Seen und die Fjorde werden ebenso wie die vom Schnee zugedeckten Straßen und Plätze optisch opulent und reizvoll in Szene gesetzt.




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