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FBW-Bewertung: Die kleine Hexe (2017)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.

Ihr neckisches Lachen ist ansteckend und nimmt nicht nur Kinder mit in die Märchenwelt der kleinen Hexe. In dem Lachen steckt die gesamte Naivität und Fröhlichkeit der kleinen Hexe, die sich an den eigenen Zaubertricks erfreut und jedem Lebewesen freundlich begegnet.
Karoline Herfurth verzaubert mit diesem Lachen die kleinen Zuschauer und sie zaubert auch ein Lachen auf das Gesicht ihrer Eltern. Sie trägt die farbenfrohe, witzige und poetische Verfilmung des Kinderbuchklassikers von Otfried Preußler, die den Geist der Vorlage ins neue Jahrtausend transportiert. Künstlerisch ist der Film State of the Art und braucht den Vergleich mit der Magie der Harry-Potter-Filme nicht zu scheuen.
Die Kinder können schnell an die Sorgen der kleinen Hexe andocken, kennen sie diese doch aus ihrem Alltag. Obwohl die kleine Hexe schon 127 Jahre, zwei Monate und ein paar Tage alt ist, wurde sie wieder nicht zum fröhlichen Beisammensein bei Lagerfeuer und heißen Rhythmen auf dem Hexentanzplatz in der Walpurgisnacht eingeladen. Sie ist eingeschnappt und schlägt alle Warnungen ihres Raben in den Wind, die Missachtung zu akzeptieren und noch ein Jahr auf die Einladung zu warten. Axel Prahl trifft als Stimme des Besserwissers und Elternersatzes stets den richtigen Ton. Er lehrt ohne belehrend zu wirken.
Natürlich wird die kleine Hexe von den etablierten Hexen erwischt. Die Strafe ist allerdings nicht so schlimm wie befürchtet. Sie muss die Zaubersprüche aus einem dicken Wälzer im kommenden Jahr auswendig beherrschen, dann darf sie mittanzen. Obwohl die kleine Hexe ständig Zaubersprüche durcheinander schmeißt und damit Chaos stiftet, lernt sie eifrig. Allerdings kann sie der Versuchung nie wiederstehen, Menschenkindern zu helfen. Was Hexen streng verboten ist.
Bei ihren Ausrutschern wird sie von der neidischen und intriganten Hexe Rumpumpel beobachtet, die ihr nachspioniert. Suzanne von Borzody ist in der Maske kaum zu erkennen, sie gibt der Gegenspielerin der kleinen Hexe mit dem großen Herz die richtige Portion Boshaftigkeit, damit auch die kleinsten Zuschauer sich nicht allzu sehr fürchten.
Neben der stimmigen Besetzung trumpft der Film mit seiner opulenten Ausstattung und zu den wechselnden Stimmungen mit der passenden Musik auf. Neben Peer Gynt klingt Smetanas Die Moldau im Score an. Die Leistungen von Kostüm, Maske und Kulissenbau sind filmpreisverdächtig und aus einem Guss. Das Reich der kleinen Hexe ist ein liebevoll und detailverliebt ausgestattetes windschiefes Haus in einem wild-romantischen Garten inmitten dichten Waldes. Im Inneren herrscht gemütliches Chaos.
Die Farbgebung der Bilder ist dem Wechsel der Jahreszeiten angepasst, auf warme Farben und eine lichtdurchflutete Stimmung in Frühjahr, Sommer und Herbst folgt der in kühlen Farben gehaltene Winter.
Die Verfilmung der kleinen Hexe ist ein Juwel, das die jüngeren Kinogänger auch zukünftig in den Bann ziehen wird. Nicht nur in Deutschland, der Film kann weltweit zum Erfolg werden.




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