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FBW-Bewertung: Nerve (2016)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Der rasante Mindgame-Thriller NERVE von Ariel Schulman und Henry Joost erzählt von der 18jährigen Venus aus Staten Island, die auf Anregung ihrer draufgängerischen Freundin einem Internetspiel namens ?Nerve? beitritt, das Geld gegen Mutproben bietet. Schnell kommt sie auf den Geschmack, das Geld ist zunächst leicht verdient: Küsse einen Fremden, probiere ein Designerkleid, etc....
Mit einem fremden Biker an ihrer Seite besteht Venus, genannt Vee, die ersten Tests. Doch bald wird der Einsatz höher und die Mutproben gefährlicher. Der Film steht in der antiutopischen Tradition von Jugendfilmen wie DIE TRIBUTE VON PANEM, erinnert aber vor allem an eine jugendliche Variante von David Finchers THE GAME. Mit diesem hat NERVE die aktive Reflexion von Hollywood-Mechanismen gemeinsam. Das Spieldes Films ist eine reale Version von Videogames und entwickelt sich zur Intrige, die die ganze Lebenswelt umfasst. Überall scheinen Fans mit ihren iPhones zu lauern. Die visuelle Umsetzung der Internetkommunikation wird zum stilprägenden Inszenierungsprinzip, das mit grafischen Markierungen, Inserts und Displayumkehrung arbeitet. Dabei ist der Film dramaturgisch sehr schlüssig gerahmt, auch wenn das Ende möglicherweise etwas zu versöhnlich ausfällt.
Positiv fällt die stark ausgestaltete weibliche Hauptrolle auf, die als eine gelungene, selbstbewusste und intelligente junge Frau bestens als Identifikationsfigur geeignet ist. Der Erfahrenswelt des jugendlichen Zielpublikums entsprechen nicht nur die Umstände der anfänglichen Mutproben, sondern auch dieSzene der Hacker.
NERVE ist einäußerst unterhaltsamer Genrefilm für eine Publikum zwischen 14 und 25 Jahren, das mit der Game-Dramaturgie aufgewachsen ist und die ethischen Entscheidungsfragen zweifellos an sich selbst gerichtet verstehen wird.
Zugleich ist der Film auch eine Metapher auf den Kapitalismus, der sich gegen seine Gesellschaft richtet: Es geht nur noch um Geschwindigkeit und Geld, um einen ersehnten Endorphinschub zu erleben. Nerve beleuchtet das gesellschaftliche Interesse an Spiel und Risiko durchaus kritisch. Die Relativierung der kritischen Aussage durch das versöhnliche Ende fällt dabei kaum ins Gewicht.




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