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FBW-Bewertung: Die beste aller Welten (2017)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.

Adrian Goiginger, Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg, erzählt in DIE BESTE ALLER WELTEN aus der Sicht eines siebenjährigen Jungen vom Leben am Rand der österreichischen Gesellschaft.
Die Mutter von Adrian, Helga (Verena Altenberger), ist heroinabhängig, was sie vor ihrem Sohn (Jeremy Miliker) verbirgt. Er geht gern zur Schule, hat gute Noten und verbringt viel Zeit mit ihr und ihrem Lebensgefährten Günter (Lukas Miko). Wenn es dem Jungen zu viel wird, flüchtet er in eine abenteuerliche wie beängstigende Fantasiewelt. Die Mutter weiß, dass sie ihr Geheimnis nicht mehr lange verbergen kann und lebt in ständiger Angst vor der Entdeckung ihrer Sucht durch das Jugendamt. Goiginger inszeniert diese Angst in einer dichten Milieubeschreibung, in der sich Euphorie, Depression und Alltag abwechseln.
Immer wieder kommt es zu Vorfällen, etwa wenn während einer Party das Kind auf dem Balkon vergessen und morgens unterkühlt gefunden wird. Der Kampf der Mutter um ein normales Leben wird schauspielerisch überzeugend vermittelt ? vor allem in den beiden Hauptrollen von Mutter und Kind. Die Kamera bleibt nah am Geschehen undschafft in allem Naturalismus einen sehr persönlichen und intimen Zugang zu den Charakteren. Die als Fantasyfilm-Vignetten einmontierten Phantasien des Jungen versinnbildlichen den Kampf gegen die Sucht als Bewährung des Abenteurers Adrian gegen einen zombiehaften Dämon und führen konsequent zur Eskalation am Ende. Dennoch bietet der Film ein unerwartetes Happy End.
Die Jury war von diesem autobiografischen Sozialdrama höchst beeindruckt, denn selten hat man das beschriebene Milieu in dieser Drastik und Emotionalität gesehen. Die gelebte Realität wird konsequent subjektiv vermittelt und durch außergewöhnliche Darstellungsleistungen in eine beklemmende Intensität gesteigert.
Die Jury würdigt diesen atmosphärisch sehr starken und inszenatorisch virtuosen Film mit dem Prädikat besonders wertvoll.




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