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FBW-Bewertung: Roads (2018)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Nach VICTORIA hat Sebastian Schipper mit ROADS ein klassisches Roadmovie inszeniert, also den Film einer zugleich realen und inneren Reise, bei dem die Protagonisten auf ihrer Fahrt Episoden erleben und Begegnungen machen, durch die sie selber und ihr Verhältnis zueinander verändert werden. Dabei überzeugt wie glaubwürdig und unangestrengt hier auch aktuelle weltpolitische Probleme eingeflochten werden, denn einer der beiden Protagonisten ist ein Brite aus der Mittelschicht und der andere ein Flüchtling aus dem Kongo. Der erste hat familiäre Probleme, will von seiner Mutter weg und zu seinem Vater fahren und stiehlt deswegen den Wohnwagen seines Stiefvaters. Der andere will illegal nach Europa, um seinen Bruder zu suchen, der es als Flüchtling bis Nordfrankreich geschafft hat, aber sein langem keine Nachricht mehr an seine Familie geschickt hat. Beide sind 18 Jahre alt und beginnen die gemeinsame Reise in Marokko vor allem, weil jeder von Nutzen für den anderen ist. Der Brite Gyllen ist naiv und tappt gleich in mehrere Fallen, aus denen der welterfahrenere William ihm wieder heraus hilft. Und so wie die beiden sich im Laufe der Reise immer mehr füreinander interessieren, gewinnen die Figuren auch für das Publikum immer mehr Tiefe. Und wie bei jedem guten Roadmovie wurden die Erlebnisse und Abenteuer der Reisenden durch die Orte auf ihrer Reise inspiriert. An der Grenze treffen sie einen alten deutschen Hippie (sehr skurrilund unterhaltsam von Moritz Bleibtreu gespielt), kurz vor den Pyrenäen andere Flüchtlinge, denen sie über die Grenze helfen und in Frankreich schließlich ihre Familienangehörigen. Doch dabei stellt sich bei beiden heraus, dass sie sich nicht auf Vater oder Bruder, sondern nur auf sich selber und einander verlassen können. Es gelingt Sebastian Schipper, das Lebensgefühl der beiden jungen Reisenden zu vermitteln, deren treibende Kraft jeweils ein freieres Leben ist ? bei beiden auf ganz anderen Ebenen, aber ebenso bedroht und existentiell.



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