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FBW-Bewertung: Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes (2018)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Dieser Film ist eine Predigt und dafür eignet sich das Kino eigentlich nicht. Doch zum einen ist der Papst Franziskus ein sehr guter Prediger, der mit einfachen Worten all das anspricht, was heute in unserer Welt im Argen liegt, und zum anderen hat Wim Wenders in seinem Porträtfilm PAPST FRANZISKUS - EIN MANN SEINES WORTES eine Formgefunden, durch die diese Predigt auch dramaturgisch und filmisch überzeugt. Den Kern des Films bilden eine Reihe von Interviews, die Papst Franziskus Wenders und seinem Team gegeben hat. Dabei wurde eine neue Technik verwandt, durch die der Interviewte immer in die Augen des Zuschauers zu blickenscheint. Dadurch wirken die gesprochenen Sätze wie persönliche Ansprachen. Und diese Nähe ist entscheidend, denn wenn Papst Franziskus sagt, dass nur eine ?arme Kirche die Kirche Jesu? sein kann, wenn er vom ?Leben auf der Überholspur? spricht oder davon, dass ?Zärtlichkeit keine Schwäche, sondern eine Stärke ist?, dann sind dies mehr als nur Worte, weil er sie mit seiner ganz eigenen Mischung aus Entschiedenheit und Bescheidenheit ausspricht.

Und eine angemessene Bescheidenheit zeichnet auch die Regie von Wim Wenders aus. Dabei hat der Film auch etwas unvermeidbar Monumentales an sich, denn Wenders und sein Team durchforsteten Hunderte von Stunden mit Filmmaterial von den Auftritten und Reisen des Papstes. Und so sieht man ihn um die Welt reisen, wobei er die Mächtigsten und die Ärmsten der Erde trifft. Ob es kranke Kinder in einem afrikanischen Lazarett oder die Abgeordneten des amerikanischen Kongresses, die Opfer eines Taifuns in den Philippinen oder Staatsoberhäupter sind - der Papst behandelt sie mit der gleichen Aufmerksamkeit und Würde, und auch für die Kamera stehen immer die Menschen im Mittelpunkt. Um deutlich zu machen, warum der argentinische Papst sich nach dem mittelalterlichen Heiligen Franziskus von Assisi benannt hat und wie er sein Amt in dieser Tradition weiterführt, hat Wenders ein paar Szenen aus dessen Leben nachinszeniert. Hier bricht er mit dem Realismus der Dokumentation.

Aber er bedient sich dabei einer geschickten Rahmung, denn die Sequenzen aus dem Leben des Heiligen hat er in Schwarzweiß und im Stil eines Stummfilms aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts inszeniert. Dadurch wirken sie so stilisiert und historisch wie die Kirchenbilder vom Franz von Assisi, die er ganz kurz auch zeigt.

Wenders macht seinen Protagonisten nie größer als er ist, und es ist interessant, dass er nie ein Kreuz oder ein anderes christliches Symbol in den Mittelpunkt eines Bildes stellt. Stattdessen zeigt er, wie der Papst den versammelten Kardinälen im Vatikan eine Standpauke hält und auf deren Gesichtern spiegelt sich ihr Schock und ihre Verärgerung. In einer anderen Sequenz fährt der Papst in einer Wagenkolonne inmitten von riesigen, gepanzerten Limousinen in einem kleinen Fiat durch die Straßen von Washington. Solche Taten, durch die der Papst immer deutlich macht, dass er das von ihm Gesagte auch lebt, geben seinen Worten einebeeindruckende Prägnanz.




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