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FBW-Bewertung: Rocca verändert die Welt (2018)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Mit einer interessanten Story, tollen Akteuren und einem wirklich gelungenen Sidekicküberrascht ROCCA VERÄNDERT DIE WELT. Die Ähnlichkeiten zu Astrid Lindgrens ?Pippi Langstrumpf? sind in Katja Benraths Spielfilm auf Anhieb zu erkennen. Ein Mädchen, das zusammen mit einem Eichhörnchen ein altes Haus bewohnt und ideenreich die Erwachsenenwelt hinterfragt. Allerdings bietet Rocca für das heutige Publikum ein wenig mehr Realitätsanbindung als ihre ?Kollegin? aus Schweden.

Dabei ist die 11-jährige Rocca weder auf Instagram noch YouTube zuhause. Das Mädchen hat bislang mit seinem Vater in Baikonur gelebt. Weil der aber gerade mit der ISS um die Erde schwebt, muss Rocca zurück nach Hamburg. Dort soll sie bei ihrer Oma wohnen und endlich auch in einer normalen Schule unterrichtet werden. Aber natürlich passiert dann noch eine Menge mehr.

ROCCA VERÄNDERT DIE WELT bietet Kindern eine ebenso lebenslustige wie intelligente und vor allem selbstbewusste Protagonistin. Ein Mädchen, das zeigt, dass sich viele Probleme lösen lassen, wenn sie nur zielstrebig genug angegangen werden. ?Think outside the box? fällt dann auch in der Filmdiskussionals ein mögliches Motto für den Film. Wie ein kleiner Wirbelwind fährt Rocca in tradierte Strukturen, hinterfragt, was sie entdeckt, und überzeugt letztlich auch die Erwachsenen von ihrem Treiben. Ohne jegliche Berührungsängste geht Rocca auf Menschen und Konflikte zu und löst Probleme mit unkonventionellen Mitteln. Da können sicherlich auch Eltern noch jede Menge dazulernen.

ROCCA VERÄNDERT DIE WELT ist ein handwerklich sehr gut gemachter Film, der mit einer gelungenen Dramaturgie, perfektem Timing und einem stimmigen Soundtrack mitreißt. Mit zur positiven Wertung hat auf jeden Fall auch das Casting beigetragen. Die 12jährige Luna Marie Maxeiner wird ihrer Rolle mehr als gerecht und kann ihre erwachsenen Kollegen Fahri Yardim, Barbara Sukowa und auch Cordula Stratmann mitunter locker gegen die Wand spielen. Aber auch diese Charaktere sind gut und vor allem so glaubhaft angelegt, dass auch erwachsene Zuschauer nicht entgeistert mit den Augen rollen. Da macht es sogar Spaß, eine Sorgerechtsverhandlung vor Gericht erleben zu können. Nur manchmal hätte der Film, für die Ohren der Jury, sprachlich noch ein wenig ausgefeilter sein dürfen, denn einige Dialoge wirken mitunter doch ein wenig pädagogisch-konstruiert bzw. in den Mund gelegt.


Dennoch war die Jury begeistert von dem Witz, dem Humor und der Leichtigkeit, mit denen ROCCA VERÄNDERT DIE WELT erzählt und auch davon, dass er keine Berührungsängste bei schwierigen Themen wie Obdachlosigkeit zeigt. Im Gegenteil: auch hier versucht der Film interessante Lösungsansätze zu finden, die ins kindliche Denken passen, ohne allzu absurd zu geraten.



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