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FBW-Bewertung: Border (2018)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Es gibt wohl kaum einen Film, auf den sein Titel mehr zutrifft als auf Al Abbasis Debütfilm BORDER. Wie nur wenige gegenwärtige Werke balanciert er auf dem schmalen Grat zwischen Arthouse- und Genrekino, lässt sich nicht eindeutig auf eine der beiden Filmarten festlegen und vereint doch das Beste sowohl des anspruchsvollen wie auch des fantastischen Kinos in sich.

Im Mittelpunkt steht die missgebildete Zollbeamtin Tina (herausragend gespielt von Eva Melander), dieüber eine ganz besondere Begabung verfügt, welche für ihren Job ideal ist: Sie kann die Gefühle der anderen Menschen riechen, sie verfügt über die Fähigkeit, Scham, Schuld und Wut zu wittern und verhilft ihren Kollegen damit zu Erfolgen beim Zugriff auf kriminelle Menschen, die gerade nach Schweden einreisen. Ansonsten lebt sie zurückgezogen in einem Häuschen im Wald, lässt den Hundezüchter Roland bei sich hausen, der sie eigentlich nur ausnutzt und besucht ab und zu ihren Vater, der in einem Altersheim lebt. Bis sie eines Tages am Zoll auf Vore trifft, einen Mann, der ihr in gewisser Weise gleicht und durch den sich ihr eine neue Welt eröffnet. Eine Welt, durch die sie zu verstehen lernt, wer sie wirklich ist und welches Geheimnis sie in sich birgt ?

BORDER ist ein Film vollerÜberraschungen, der sich gängigen Erzählmustern verweigert und immer wieder neue, überraschende, bizarre Wendungen aus dem Hut zaubert und der dadurch trotz seiner Bedächtigkeit und Langsamkeit zu keinem Zeitpunkt je langweilig wird. Gebannt folgt man als Zuschauer Evas Weg zu sich selbst und wird dabei mit all den Fragen konfrontiert, denen sich auch Eva im Laufe ihrer Reise ausgesetzt sieht. Und in denen geht es um Fragen, die letztlich jeden von uns betreffen: Wer bin ich? Was ist meine Bestimmung und meine Natur? Wie finde ich Erfüllung? Wo ist mein Platz in der Welt?

BORDER verströmt eine filmische Wucht, die in nahezu jedem Bereich Außergewöhnliches leistet: Kamera, Musik, Schnitt, Maske und die durchweg fantastischen Schauspieler fügen sich wie von selbst zu einem faszinierenden Gesamtkunstwerk zusammen, das auf gute und bereichernde Weise irritiert und verstört, inspiriert und fasziniert. Und dazu ist BORDER ein Film, bei dem man am Ende völlig vergessen hat , dass anfangs die ?Hässlichkeit? Tinas so sehr im Fokus der eigenen Aufmerksamkeit stand und man darüber hinaus völlig übersehen hat, wieviel Schönheit und animalische Kraft in dieser Frau liegt.




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