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FBW-Bewertung: Kaiserschmarrndrama (2020)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Eher ein Schwank als ein Drama ist diese Dorfgeschichte aus Niederbayern, in der ein gemäßigtes Bairisch gesprochen wird, sodass es auch für Norddeutsche keine Verständigungsprobleme geben dürfte. Mit derbem Humor wird da von dem Provinzpolizisten Franz Eberhofer erzählt, der nur seine Ruhe haben will, um dessen entspanntes Phlegma sich aber ein absurdes Chaos entwickelt. Dabei wird der Mord an der dorfbekannten Online-Erotik-Anbieterin, der die Handlung ins Rollen bringt, schnell zur Nebensache. Denn viel aufregender ist es etwa, wie Franz zunehmend von seinem Arbeitskollegen Rudi belagert wird, der nach einem Unfall im Streifenwagen, für den er Franz die Schuld gibt, im Rollstuhl sitzt. Und auch bei Franz Zuhause ist die Hölle los, denn seine ehrgeizige Freundin und sein Bruder Leopold bauen auf dem Familienhof ein Doppelhaus. Dagegen protestiert der Vater von Franz, indem er den Baukran besetzt. Dieser Vater ist ein schönes Beispiel dafür, wie hier zwar mit Klischees gearbeitet, diese aber klug gegen den Strich gebürstet werden. Denn hier ist der alte Vater der Rebell, der gegen die ?Gentrifizierung? kämpft, während seine Söhne eher konservativ denken und handeln. Vor allem ist er aber, wie alle anderen, eine komische Figur, die mit ihren Marotten und Ticks sehr gut erfunden ist. Auch Handlung und Dialoge sind zwar durchgehend albern, dabei aber einfallsreich und mit einem oft inspirierten Humor verfasst. Hier merkt man, dass der Film auf einem Bestseller von Rita Falk beruht, deren Provinzkrimis zu recht sehr erfolgreich sind. Ed Herzog hat die literarische Vorlage mit einem guten komödiantischen Timing und einem liebevoll, spöttischen Blick auf das absurde Alltagsleben in der bayerischen Provinz umgesetzt. KAISERSCHMARRNDRAMA ist auch deshalb ein gelungener Unterhaltungsfilm, weil er bis in die kleinsten Nebenrollen so gut besetzt ist. So ist das Prädikat ?besonders wertvoll? angemessen.



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