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FBW-Bewertung: Jim Knopf und die Wilde 13 (2019)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Es ist fast schon ein wenig mutig, wenn sich Regisseure in diesen Tagen an die Verfilmung literarischer Vorlagen wagen, die stereotype Rollenbilder oder rassistische Klischees bedienen. Die Diskussion um das N-Wort in Pippi Langstrumpf ist sicherlich noch in lebhafter Erinnerung. Daher war die Jury sehr interessiert, wie sich Regisseur Dennis Gansel der Verfilmung von JIM KNOPF UND DIE WILDE 13 annehmen würde. Und tatsächlich zeigt der Film, dass man auch ohne Rassismen der Vorlage treu bleiben und tatsächlich einen Film auf die Leinwand bringen kann, der auch einem erwachsenen Publikum noch Spaß macht.

Dunkle Wellenberge, Piraten und ein finsterer Drachen: Von Beginn an kann der Film sein Publikum in Bann ziehen. Dabei vermag er düster gehaltene Sequenzen gekonnt durch eine behagliche Atmosphäre, angenehme Handlung und manchmal nahezu goldige Töne aufzufangen. Immerhin ist er für alle Altersklassen freigegeben. JIM KNOPF UND DIE WILDE 13 ist tatsächlich auf Augenhöhe der Kinderzielgruppe gedreht. Das Tempo ist prima, Musik, Bild und Geschichte sind immer ein wenig ?drüber?, bisweilen auch ein wenig kitschig - aber das ist gut so. Gansel hat einen Film gemacht, der staunen lassen kann und sich nach Ansicht der Jury positiv von deutschen Durchschnittsproduktionen absetzt.

Sicherlich ist JIM KNOPF UND DIE WILDE 13 ein durch und durch harmloser Film. Aber warum auch nicht? Das Abbild einer heilen Welt ist nach Ansicht der Jury auch bei einem Kinderfilm nicht illegitim. Im Gegenteil: JIM KNOPF UND DIE WILDE 13 wartet immer wieder mit kleinen, aber auch größeren Identifikationsmomenten auf, die auch durchaus hilfreich für Kinder aus schwierigem Background sein dürften. Immerhin verhelfen Jim und Lukas nicht nur Herrn Tur Tur und Nepomuk, dem Halbdrachen, zu neuem Job und neuem Zuhause, sie vermögen auch ihre ärgsten Feinde zu Freunden zu machen, lassen miterleben, wie ein angesehener Monarch durch seine Tochter eines Besseren belehrt wird und letztlich wird sogar das Rätsel um Jim Knopfs Herkunft gelöst. Lediglich der Alltag in Lummerland scheint der Jury ein wenig kurz gekommen.

JIM KNOPF UND DIE WILDE 13 kann auf eine unglaubliche Ausstattung zurückgreifen. Das Set-Design ist erstklassig und liefert hervorragende Bilder, die Figuren sind gut ausgearbeitet. Lobende Anerkennung findet die Jury auch für die Schauspielführung. Immerhin finden sich in der Besetzung auch Namen, die einen Film auch gänzlich solo bestreiten könnten. Lediglichdie Länge von 109 Minuten scheint der Jury für einen Film für diese Altersklasse ein wenig zu lang.

Um letztlich noch einmal das Einleitungsargument aufzugreifen: Allenfalls?Mandala?, die Heimat von Prinzessin Li Si, zeigt den Zuschauer*innen die Jim Knopf-Welt durch eine ein wenig antiquierte, eurozentristische Brille. Der Ort wirkt auch im Film tatsächlich noch wie aus Beschreibungen Asiens in historischen Märchenbuchbüchern. Wie das aber zu ändern wäre, ohne den Sinn und vor allem auch den Zauber aus Michael Endes Vorlage zu schreiben, darauf hat auch die Jury keine Antwort finden können.



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