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Sarita (2019)

Dimmi chi sonno

Das semidokumentarische Musical macht auf die Lage einer aus Bhutan vertriebenen Minderheit im nepalesischen Exil aufmerksam.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.0 / 5

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Sarita (Sasha Biswas) wurde vor 13 Jahren im nepalesischen Flüchtlingscamp Khudunabari geboren. Ihre Eltern und ihre Großmutter leben dort seit Anfang der 1990er Jahre. Damals wurden sie mit rund 100000 weiteren Angehörigen der Volksgruppe der Lhotshampa aus Bhutan vertrieben. Der damalige König hatte der nepalesisch sprechenden Minderheit im Lande eine kulturelle Assimilation aufgenötigt, vielen die Staatsbürgerschaft verweigert und Menschen, die für mehr Demokratie eintraten, mit Gefängnis und Folter bestraft.

Sarita ist eine aufgeweckte, rebellische Jugendliche, die gerne tanzt und singt. Aufmerksam registriert sie, wie arm und chancenlos die Lagerbewohner ihr Dasein fristen. Das Essen wird gespendet, Elektrizität gibt es nicht. Die Gemeinschaft ist gespalten, denn 2007 wurde ein Umsiedlungsprogramm ins Leben gerufen. Eine Rückkehr nach Bhutan, von der viele im Lager träumen, scheint unmöglich. Manche Bewohner wollen in Amerika, Australien oder Skandinavien ein neues Leben beginnen, Sarita hingegen möchte ihre Wurzeln nicht verlieren. Sie fragt sich, wer sie eigentlich ist und ob es das Schicksal der Lhotshampa sein wird, den kulturellen Tod zu sterben.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

Mit einem ungewöhnlichen Filmprojekt, nämlich einem semidokumentarischen Musical, erzählt der italienische Regisseur Sergio Basso vom Schicksal der Lhotshampa. Rund 100000 Angehörige des Volksstammes, die in den 1990er Jahren aus Bhutan vertrieben wurden, kamen in Flüchtlingslagern in Nepal unter. Inzwischen harren dort noch weniger als 10000 von ihnen aus – die anderen wurden im Rahmen von internationalen Umsiedlungsmaßnahmen in die USA und andere Länder gebracht. Wie die junge Heldin der von Laien aus dem Camp gespielten Geschichte leiden viele Lagerbewohner darunter, dass sich die internationale Öffentlichkeit wenig für ihr Schicksal zu interessieren scheint.

So leistet der engagierte, schwungvolle Film auch ein Stück Wiedergutmachung. Indem die fiktionale Filmheldin Sarita in Gesprächen mit anderen viel über die gemeinsame Geschichte, die individuellen und kollektiven Nöte erfährt, entsteht ein Dokument für die Nachwelt. Sarita nimmt, bevor sie umgesiedelt wird, die Lieder der Kinder und der Erwachsenen im Lager auf Tonband auf, filmt Gesichter. Denn die Befreiung aus dem Lager ist nur um den Preis einer zweiten Entwurzelung zu haben. Sarita macht das wütend. Aufmüpfig gibt sie den Respektspersonen Widerworte und prangert Versäumnisse an. Mit diesem Charakter bekommt der Film eine schnippische, fast schon bissige sozialkritische Note. Zugleich ähnelt Sarita, gespielt von der Campbewohnerin Sasha Biswas, mit ihrem frischen Selbstbewusstsein Altersgenossen und -genossinnen auf der ganzen Welt.

Basso ließ die traditionell gefärbten Tänze der Jugendlichen für den Film stilistisch aufpeppen. Beim Waschen der Kleidung am Fluss oder auf den staubigen Straßen singen und tanzen die Teenager mit kraftvollem Ausdruck. Die Kamera fängt viele Alltagsszenen ein, die zum Teil auch sehr originell künstlerisch weitergesponnen werden, beispielsweise in einer Performance über die Rationierung der Lebensmittel. Mit seiner Kreativität richtet der Film sein Augenmerk auf die Jugendlichen, die versuchen, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft zu schlagen. Er entreißt ihre Hoffnungen, ihr Lächeln, ihre Kraft dem mahlenden Strom der Zeit für einen würdigenden Schnappschuss.

Fazit: Der italienische Regisseur Sergio Basso hat in einem nepalesischen Flüchtlingscamp ein semidokumentarisches Musical gedreht, das auf das Schicksal der aus Bhutan vertriebenen Lhotshampa aufmerksam macht. Von der Weltöffentlichkeit weitgehend ignoriert, ist eine in den Lagern geborene Generation herangewachsen, die den Traum der Eltern von der Rückkehr in die Heimat scheitern sieht. Die Frage nach der eigenen Identität wird für die Jugendlichen – verkörpert durch die Filmheldin – noch dringlicher im Zuge einer Umsiedlungsaktion. Der Film vertieft sich in das Alltagsleben und die kulturellen Traditionen und nähert sich dabei schwungvoll und kreativ dem Lebensgefühl der jungen Campbewohner an.




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Zum Video: Sarita

Besetzung & Crew von "Sarita"

Land: Deutschland, Italien
Weitere Titel: Tell me who I am
Jahr: 2019
Genre: Musical
Originaltitel: Dimmi chi sonno
Länge: 89 Minuten
Kinostart: 20.06.2020
Regie: Sergio Basso
Kamera: Rabin Acharya
Verleih: missingFilms

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