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Blutsauger (2021)

Bloodsuckers

Vampire an der Ostsee: deutsche Komödie über die Auswüchse des Kapitalismus.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.3 / 5

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An einem Dienstag im August 1928 kommt der vermeintliche russische Baron Ljowuschka (Aleksandre Koberidze) an der deutschen Ostsee an und bei der Fabrikbesitzerin Octavia Flambow-Jansen (Lilith Stangenberg) unter. Die reiche Dame aus gutem Hause geht neue Wege. Ihren ehemaligen Diener Jakob (Alexander Herbst) hat sie zu ihrem persönlichen Assistenten ernannt und ihm das Du angeboten, woran sich Jakaob nur schwer gewöhnen kann. Beim Bürgermeister des Ostseebads, Dr. Humburg (Andreas Döhler), und Octavias Tante Erkentrud (Corinna Harfouch) kommen die neuen Methoden überhaupt nicht gut an. Die Tante beschäftigt gleich zwei Diener, um deren Arbeitsmoral durch den Konkurrenzdruck hoch zu halten.

Derweil versucht Ljowuschka, eine Passage nach Amerika zu ergattern, um in Hollywood Karriere zu machen – und ein Lesezirkel analysiert Karl Marx' "Das Kapital". Zu allem Überfluss machen Vampire die Gegend unsicher. Geht es nach den Mitgliedern des Lesezirkels, dann stecken eindeutig die Kapitalisten dahinter.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

Julian Radlmaier macht politisches Kino, was bereits die Titel seiner Filme verraten. Auf seine zwei mittellangen Filme "Ein Gespenst geht um in Europa" (2013) und "Ein proletarisches Wintermärchen" (2014) sowie seinen ersten abendfüllenden Spielfilm "Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes" (2017) folgt mit "Blutsauger" nun ein Film, der zunächst anderes vermuten ließe. Doch hinter Radlmaiers neuestem Streich verbirgt sich eine "marxistische Vampirkomödie", wie ein Blick auf den Untertitel offenbart.

Das Schöne an Radlmaiers Kino ist dessen lockere Form. Wo engagiertes Politkino oft verkopft, bedeutungsschwanger und dröge daherkommt, sind Radlmaiers Filme verspielt, (selbst-)ironisch und geradezu erfrischend. In seinem neuen Film nimmt er Karl Marx' Hauptwerk "Das Kapital" wörtlich. Der Kapitalismus saugt bei Radlmaier nicht nur im übertragenen Sinn die Arbeiterklasse aus. Hier legen Industrielle tatsächlich ihre gefletschten Beißerchen an die Hälse von Proletariern. Im Grunde schauderhaft, bei Radlmaier aber hochamüsant.

Wie schon in der "Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes" arbeitet der 1984 geborene Regisseur mit Brüchen und Verfremdungseffekten. Er erzählt seinen Film aus drei verschiedenen Perspektiven; diesmal zudem mit einem noch durchdachteren Bildaufbau. Obwohl die Handlung 1928 spielt, ist klar zu erkennen, dass sie in unserer Gegenwart gedreht wurde. Anachronismen tauchen auf und verweisen wie die süffisanten Dialoge auf die Lage am derzeitigen Weltmarkt.

Bereits die Namen der Figuren, die verdächtig nach anderen Dingen klingen, regen zum Lachen an. Das betont stilisierte Schauspiel tut sein Übriges. Vollgestopft mit klugen Kommentaren, absurden Einfällen und verqueren Verweisen beweist Radlmaier, dass Kapitalismuskritik nicht nur bierernst sein muss.

Fazit: Auf die "Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes" (2017) folgt mit "Blutsauger" eine "marxistische Vampirkomödie". Einfallsreich erzählt und inszeniert, pointiert geschrieben und betont stilisiert gespielt legt Julian Radlmaier eine gleichermaßen ungewöhnliche wie unterhaltsame Komödie vor. Kapitalismuskritik mit Biss.




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Besetzung & Crew von "Blutsauger"

Land: Deutschland
Jahr: 2021
Genre: Komödie
Originaltitel: Bloodsuckers
Länge: 125 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 12.05.2022
Regie: Julian Radlmaier
Darsteller: Aleksandre Koberidze als Ljowushka, Lilith Stangenberg als Octavia, Alexander Herbst als Jakob, Juan Felipe Amaya González als Hans, Margarita Amineva
Kamera: Markus Koob
Verleih: Grandfilm

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