Vier Sterne Plus (2022)
4 Sterne Plus ****
Deutscher Dokumentarfilm über den Geschäftsführer eines Kreiskrankenhauses, dem grundlegende Veränderungen im Gesundheitssystem vorschweben.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 7 Besucher eine Bewertung abgegeben.
David-Ruben Thies, Jahrgang 1968, begann seine berufliche Laufbahn als Krankenpfleger und wechselte die Seiten, als er sah, was alles im Argen lag. Inzwischen ist er Geschäftsführer der Waldkliniken Eisenberg in Thüringen, einem Zentrum für Orthopädie. Hier plant er einen spektakulären Neubau, der unser Verständnis von einem Krankenhaus grundlegend verändern soll: ein Patientenhotel statt eines Krankenhauses. Dementsprechend schwebt ihm für sein Haus – von einem Stararchitekt entworfen, mit einem Restaurant samt Bio-Essen und Kaminfeuer sowie einem begehbaren Humidor und teurem Whiskey ausgestattet – auch eine Sternewertung vor.
Die Regisseurin Antje Schneider hat Thies während des Neubaus begleitet und zeigt, dass es ihm um mehr als nur ein schickes neues Krankenhaus geht. Der Geschäftsführer reist um die Welt und holt sich Ideen ein, er wirbt bei Politikern für seine Sache und für eine Reformierung des Gesundheitssystems und er wirbt Ärzte im Ausland ab, denn in Deutschland werden die Anästhesisten knapp. Mitten in die Bauarbeiten platzt die Corona-Pandemie, die Thies und sein Team vor neue Herausforderungen stellt.
Filmkritik
Antje Schneider beginnt ihren Film am Ende. Auf dem Höhepunkt angekommen ist ihr Protagonist am Boden. David-Ruben Thies, Geschäftsführer der Waldkliniken im thüringischen Eisenberg, hat soeben einen Neubau eröffnet, in dessen Fertigstellung er seine gesamte Energie gesteckt hat. In seine Freude mischt sich Erschöpfung. Thies nimmt sich eine Auszeit, und Schneiders Film spult zwei Jahre zurück.
Was David-Ruben Thies um- und antreibt, dürften alle nachvollziehen können, die schon einmal ein Krankenhaus von innen gesehen haben. Dass das deutsche Gesundheitssystem verbesserungswürdig ist, ist keine Neuigkeit. Auch die Mängel, die Thies rundheraus anspricht, werden allen Zuschauern bekannt sein, die die Medien aufmerksam verfolgen. Neu ist indes Thies' Ansatz, aus Krankenhäusern Patientenhotels und aus den zu kurierenden Kranken Gäste zu machen.
Regisseurin Antje Schneider hat David-Ruben Thies bei diesem Unterfangen auf Schritt und Tritt begleitet. Ihr Kameramann Carsten Waldbauer blickt dem umtriebigen Protagonisten über die Schulter und fängt dessen hektischen Alltag in glasklaren, wohl komponierten Bildern ein. Als Protagonist ist Thies ein Geschenk. Denn der Geschäftsführer ist nicht nur ständig in Bewegung und rund um den Globus auf Mission für seine Sache, er steckt auch voller Widersprüche.
Einem guten Wein und einer Pausenzigarette nicht abgeneigt, sorgt er sich um die Gesundheit seiner Patienten, anscheinend aber nicht um seine eigene. Das Gesundheitssystem kritisiert er heftig für unnötige und doppelt und dreifache Untersuchungen und Behandlungen, an denen sich alle Beteiligten auf Kosten der Patienten bereichern würden. Bescheiden ist Thies allerdings nicht. Er fährt ein teures Auto und hat ein Ferienhaus in der Toskana. Und für die Einweihung des Krankenhausneubaus veranschlagt er ein (gesetzlich zugesichertes) Budget von mehr als einer halben Million Euro. Thies ist ein streitbarer Charakter, der sich nicht davor scheut, sich mit der Politik zu streiten. Ein Selbstdarsteller, der das eigene Ego nicht verbergen kann. Auch das macht diesen Dokumentarfilm so sehenswert.
Ob Thies' Vorstellung von einem idealen Krankenhaus die Patienten am Ende tatsächlich zu zufriedenen Gästen macht oder nur zu Kunden, um deren Gunst seine Klinik aus wirtschaftlichen Zwängen buhlt, wird die Zeit zeigen. Auch ob sich wirklich jeder Kassenpatient dieses Patientenhotel wird leisten können, lässt Schneiders Film offen. Ebenso, ob sich dieses Konzept ohne Weiteres von einer Spezialklinik auf allgemeinmedizinische Einrichtungen übertragen lässt. Was Schneiders Film jedoch zeigt, ist, dass es an der Zeit ist, über den Tellerrand des deutschen Gesundheitswesens hinauszuschauen und das System gründlich zu überdenken.
Fazit: Antje Schneiders Dokumentarfilm blickt durch die Augen eines Klinikleiters auf unser Gesundheitssystem und wirft wichtige Fragen auf. Der glasklar fotografierte Film lebt vom Charisma und den Widersprüchen seines Protagonisten. Eine Doku, die einen Denkanstoß gibt und im Idealfall eine Diskussion auslösen wird. Vier Sterne für "Vier Sterne Plus".
Was David-Ruben Thies um- und antreibt, dürften alle nachvollziehen können, die schon einmal ein Krankenhaus von innen gesehen haben. Dass das deutsche Gesundheitssystem verbesserungswürdig ist, ist keine Neuigkeit. Auch die Mängel, die Thies rundheraus anspricht, werden allen Zuschauern bekannt sein, die die Medien aufmerksam verfolgen. Neu ist indes Thies' Ansatz, aus Krankenhäusern Patientenhotels und aus den zu kurierenden Kranken Gäste zu machen.
Regisseurin Antje Schneider hat David-Ruben Thies bei diesem Unterfangen auf Schritt und Tritt begleitet. Ihr Kameramann Carsten Waldbauer blickt dem umtriebigen Protagonisten über die Schulter und fängt dessen hektischen Alltag in glasklaren, wohl komponierten Bildern ein. Als Protagonist ist Thies ein Geschenk. Denn der Geschäftsführer ist nicht nur ständig in Bewegung und rund um den Globus auf Mission für seine Sache, er steckt auch voller Widersprüche.
Einem guten Wein und einer Pausenzigarette nicht abgeneigt, sorgt er sich um die Gesundheit seiner Patienten, anscheinend aber nicht um seine eigene. Das Gesundheitssystem kritisiert er heftig für unnötige und doppelt und dreifache Untersuchungen und Behandlungen, an denen sich alle Beteiligten auf Kosten der Patienten bereichern würden. Bescheiden ist Thies allerdings nicht. Er fährt ein teures Auto und hat ein Ferienhaus in der Toskana. Und für die Einweihung des Krankenhausneubaus veranschlagt er ein (gesetzlich zugesichertes) Budget von mehr als einer halben Million Euro. Thies ist ein streitbarer Charakter, der sich nicht davor scheut, sich mit der Politik zu streiten. Ein Selbstdarsteller, der das eigene Ego nicht verbergen kann. Auch das macht diesen Dokumentarfilm so sehenswert.
Ob Thies' Vorstellung von einem idealen Krankenhaus die Patienten am Ende tatsächlich zu zufriedenen Gästen macht oder nur zu Kunden, um deren Gunst seine Klinik aus wirtschaftlichen Zwängen buhlt, wird die Zeit zeigen. Auch ob sich wirklich jeder Kassenpatient dieses Patientenhotel wird leisten können, lässt Schneiders Film offen. Ebenso, ob sich dieses Konzept ohne Weiteres von einer Spezialklinik auf allgemeinmedizinische Einrichtungen übertragen lässt. Was Schneiders Film jedoch zeigt, ist, dass es an der Zeit ist, über den Tellerrand des deutschen Gesundheitswesens hinauszuschauen und das System gründlich zu überdenken.
Fazit: Antje Schneiders Dokumentarfilm blickt durch die Augen eines Klinikleiters auf unser Gesundheitssystem und wirft wichtige Fragen auf. Der glasklar fotografierte Film lebt vom Charisma und den Widersprüchen seines Protagonisten. Eine Doku, die einen Denkanstoß gibt und im Idealfall eine Diskussion auslösen wird. Vier Sterne für "Vier Sterne Plus".
Falk Straub
TrailerAlle "Vier Sterne Plus"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Vier Sterne Plus"
Land: DeutschlandJahr: 2022
Genre: Dokumentation
Originaltitel: 4 Sterne Plus ****
Länge: 94 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 14.04.2022
Verleih: Rise and Shine Cinema
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