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Nelly & Nadine (2022)

Queere Liebe, queere Leben: Dokumentarfilm über eine außergewöhnliche Beziehung, die allen Widrigkeiten trotzte.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.3 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 15 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Die Belgierin Nelly Mousset-Vos, eine ausgebildete Sängerin, 1906 in Brüssel geboren, landet als Widerstandskämpferin im Konzentrationslager Ravensbrück. Hier lernt sie die chinesische Aktivistin Nadine Hwang, 1902 als Tochter eines Diplomaten in Madrid geboren, kennen, als Nelly an Heiligabend 1944 bei einem Auftritt vor anderen Gefangenen singt. Die zwei werden ein Paar, kurz vor Kriegsende jedoch voneinander getrennt. Nach dem Krieg finden sie einander wieder und wandern nach Venezuela aus. Als Nadine erkrankt, kehren sie nach Europa zurück und ziehen nach Brüssel, wo Nadine 1972 und Nelly 1987 stirbt.

Für den schwedischen Regisseur Magnus Gertten hat Nellys Enkelin Sylvie Bianchi nun das Archiv geöffnet. Wie viele Familienmitglieder wusste auch sie lange Zeit nichts von der Beziehung ihrer Großmutter zu Nadine Hwang.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

Der Ausgangspunkt dieses Dokumentarfilms war eine andere Dokumentation und ein darin gezeigtes Gesicht, an dem Regisseur Magnus Gertten hängen blieb. Die Aufnahmen stammen vom 28. April 1945, das Gesicht gehört Nadine Hwang. Entstanden sind sie im Hafen von Malmö, Gerttens Heimatstadt. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden knapp 15.000 Überlebende aus Konzentrationslagern gerettet und nach Schweden gebracht. Die schwedischen Medien hielten die Ankunft mit Kameras fest. Aus Gerttens Faszination für das Material sind bereits zwei Dokumentarfilme entstanden, "Harbour of Hope" (2011) und "Every Face Has a Name" (2015). Ein dritter Dokumentarfilm spürt nun dem Leben Nadine Hwangs nach.

Was sich hinter diesem Gesicht verbergen würde, übertraf wohl selbst die kühnsten Träume des 1953 geborenen Filmemachers. Denn Nadine Hwang lebte nicht nur ein außergewöhnliches Leben, sie führte auch eine für die damalige Zeit unkonventionelle Beziehung, die ihren Ausgang überdies in einem Konzentrationslager nahm und Gertten zum Leben einer weiteren extraordinären Frau führte: zur belgischen Sängerin Nelly Mousset-Vos. Dementsprechend hat Gertten seinen Film auch auf den Namen "Nelly & Nadine" getauft.

In einer Mischung aus vom Regisseur selbst gesprochenem Off-Kommentar, eingestreutem Archivmaterial und der Begleitung von Nellys Enkelin Sylvie Bianchi geht er den Leben dieser Frauen und ihrer Beziehung auf den Grund. Herausgekommen ist eine der wohl bemerkenswertesten Liebesgeschichten des 20. Jahrhunderts. Ein beeindruckendes Zeitdokument, das einerseits zeigt, dass sich queere Liebe, lange bevor sie offiziell erlaubt war, gegen alle Widrigkeiten leben ließ, das andererseits die Schwierigkeiten, die dieses Leben mit sich brachte, aber nicht ausspart. Auf einer zweiten Ebene, der Ebene der Recherche der Enkelin, zeigt "Nelly & Nadine" zudem, wie schwierig es vielen Nachgeborenen fällt, sich mit dem Zweiten Weltkrieg und den Rollen der eigenen Verwandtschaft darin auseinanderzusetzen. Umso wichtiger ist es, wie in diesem Film (endlich) einen Anfang zu wagen.

Fazit: Regisseur Magnus Gertten hat einen der außergewöhnlichsten Liebesfilme der vergangenen Jahre gedreht; keinen fiktionalen, sondern einen dokumentarischen. "Nelly & Nadine" über die unkonventionelle Liebe zweier unkonventioneller Frauen ist ein beeindruckendes Zeitdokument. Bewegend und bedeutsam zugleich.




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Besetzung & Crew von "Nelly & Nadine"

Land: Schweden, Belgien, Norwegen
Jahr: 2022
Genre: Dokumentation
Länge: 97 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 24.11.2022
Regie: Magnus Gertten
Darsteller: Anne Bianchi, Sylvie Bianchi, Nadine Hwang, Nelly Mousset Vos
Kamera: Caroline Troedsson
Verleih: Rise and Shine Cinema

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