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Speak no evil (2021)

Gæsterne

In diesem dänisch-niederländischen Psychothriller von Regisseur Christian Tafdrup treffen zwei Familien aufeinander, von denen eine ein undurchsichtiges Spiel spielt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.2 / 5

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Während eines Italienurlaubs lernt das dänische Ehepaar Louise (Sidsel Siem Koch) und Bjørn (Morten Burian) Karin (Karina Smulders) und Patrick (Fedja van Huêt) aus den Niederlanden kennen. Ihre Kinder Agnes (Liva Forsberg) und Abel (Marius Damslev) sind im gleichen Alter und verstehen sich, ebenso wie die Eltern, auf Anhieb.

Als Louise und Bjørn nach dem Urlaub eine Einladung in die Niederlande ins Haus flattert, ist das Paar zwiegespalten. Bjørn hat große Lust auf den Trip, Louise ist skeptisch, schließlich würden sie Karin und Patrick kaum kennen. Letzten Endes gibt Louise klein bei, doch bei ihren Gastgebern in deren urigem Häuschen angekommen, beschleicht das dänische Paar sukzessive das Gefühlt, das hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

Bildergalerie zum Film "Speak no evil"

Speak no evil - Mal alles rauslassen: Patrick (Fedja...Mann.Speak no evil - Höllisch gute Gastgeber: Patrick...sein.Speak no evil - In den Schatten des Landhauses lauert...rden.Speak no evil - Unaussprechliches geschieht:...ehen.Speak no evil - Kein Respekt vor der Privatsphäre...cher.Speak no evil - Bj rn (Morten Burian) und Louise...quem.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

"Speak No Evil": The Discomfort of Strangers

Die Idee zu seinem neuen Film kam Christian Tafdrup im Urlaub. Der Däne ist in seinem Heimatland hauptsächlich als Schauspieler bekannt, war etwa in der Fernsehserie "Borgen - Gefährliche Seilschaften" (2010–2022) zu sehen, schreibt aber auch Drehbücher und führt Regie. Als er in der Toskana eine niederländische Familie kennenlernte, die nach dem Urlaubsende Tafdrups Familie zu sich nach Hause einlud, hatte er den Stoff für "Speak No Evil" gefunden. Letzten Endes schlug er die Einladung aus, doch der Gedanke, was während eines solchen Besuchs bei im Grunde Wildfremden alles geschehen könnte, ließ den Filmemacher nicht mehr los. Und er spann ihn gruselig weiter.

Faible und Fabulierlust

Tafdrup hat ein Faible für Genrefilme und -versatzstücke. Und er weiß, sie versiert einzusetzen. Hinter dem internationalen Verleihtitel "Speak No Evil" (deutsch: "Sag nichts Böses"), unter dem Tafdrups Film im Januar 2022 seine Weltpremiere beim Sundance Film Festival feierte, könnte sich alles Mögliche verbergen, (auch wenn er die Richtung etwas deutlicher vorgibt als der dänische Originaltitel "Gæsterne", der auf Deutsch "Die Gäste" bedeutet). Lange Zeit tappt das Kinopublikum im Dunkeln, wohin der Regisseur es führt, weil er geschickt mit Genrekonventionen und Sehgewohnheiten spielt.

Die Blicke, die die zwei Familienväter im Urlaub wechseln, die Anziehungskraft und unausgesprochene Komplizenschaft, die stante pede zwischen ihnen besteht, könnten ebenso gut darauf hindeuten, hier Zeuge eines Liebesdramas zweier in ihren Ehen gefangener Männer zu werden. Doch es kommt anders, ganz anders. Und im finalen Twist lässt Tafdrup seiner sinistren Fabulierlust freien Lauf.

Das hier etwas nicht stimmt, ist immanent, weil dem Film inhärent. Tafdrups Inszenierung steckt voller kleiner Irritationen, das perfekt zusammengestellte Ensemble verströmt Unbehagen. Schade, dass sich der Regisseur darauf nicht verlässt. Denn all jenen, die die Grundstimmung nicht bereits in den wohlkomponierten Bildern des Kameramanns Erik Molberg Hansen verspüren, drückt Komponist Sune Kølster sie noch einmal aufs Ohr. Sein Score macht unmissverständlich klar, dass diese Reise in eine Katastrophe münden wird.

Freundlichkeit wird zur Falle

Tafdrups Können besteht nun darin, alles bis kurz vor Filmende in der Schwebe zu belassen. Liegt das eingeladene Ehepaar (und mit ihnen das Kinopublikum) mit seinem Bauchgefühl richtig oder ist alles nur ein Missverständnis? Hätten sie zum Verhalten ihrer Gastgeber schon viel früher etwas sagen, Konsequenzen ziehen und das Heft des Handelns in die Hand nehmen sollen oder sind sie schlicht zu sensibel?

Dass dieser lange andauernde Schwebezustand in diesem Film so ausgezeichnet funktioniert, liegt nicht nur, aber auch am Drehbuch, das Tafdrup mit seinem Bruder Mads geschrieben hat. Denn das eingeladene Ehepaar will vom Leben grundverschiedene Dinge. Dass der von Morten Burian gespielte Familienvater Bjørn sich viel stärker als seine Frau hinters Licht führen lässt, liegt mit daran, dass er sein Gegenüber, den von Fedja van Huêt mit Virilität und unterschwelliger Aggressivität verkörperten Patrick, insgeheim bewundert.

Die Grundkonstellation, in der sich etwas Unheilvolles ankündigt, das Unheil aufgrund gesellschaftlicher Konventionen aber nicht erkannt bzw. leichtfertig beiseitegeschoben wird, erinnert an einen anderen Horrorthriller der jüngeren Vergangenheit, Karyn Kusamas "The Invitation " (2015). Wie Kusamas dichtes Kammerspiel überhaupt eine ähnliche Stimmung wie Tafdrups Film verbreitet.

Endlich im Kino und demnächst als Remake

Hierzulande kamen bislang nur Festivalgänger in den Genuss, sich auf der großen Leinwand vor "Speak No Evil" zu gruseln. Der Film war im vergangenen Jahr beim Filmfest München, beim Fantasy Filmfest und bei den Nordischen Filmtagen Lübeck zu sehen. Nun schafft er es endlich auch regulär in die deutschen Kinos; zeitgleich ist ein US-Remake der Horrorschmiede Blumhouse in Vorbereitung.

Was den Film so faszinierend und auch für den amerikanischen Markt interessant macht, ist sein Gesellschaftskommentar. In ihrem Bestreben, gute Menschen zu sein und alles richtig zu machen, macht das dänische Ehepaar alles falsch und kassiert dafür die Rechnung. Das perfide Ende, das jede Menge Fragen offenlässt, entlässt das Kinopublikum derweil mit einer zwiespältigen Botschaft in die Nacht. Nicht nur angesichts der herbstlichen Temperaturen laufen einem Schauer über den Rücken.

Fazit: Einer der unbehaglichsten Filme des Jahres kommt aus Dänemark. Dabei ist der dritte abendfüllende Spielfilm des Regisseurs Christian Tafdrup gar kein Horrorstreifen. "Speak No Evil" ist ein als Familiendrama verkleideter, fieser kleiner Psychothriller; perfides Ende und zwiespältiger Gesellschaftskommentar inklusive. Unheimlich gut!




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Besetzung & Crew von "Speak no evil"

Land: Dänemark, Niederlande
Jahr: 2021
Genre: Thriller, Psychothriller
Originaltitel: Gæsterne
Länge: 97 Minuten
Kinostart: 28.09.2023
Regie: Christian Tafdrup
Darsteller: Morten Burian als Bj?rn, Sidsel Siem Koch als Louise, Fedja van Huêt als Patrick, Karina Smulders als Karin, Liva Forsberg als Agnes
Kamera: Erik Molberg Hansen
Verleih: Koch Media

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