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Voices from the Fire (2022)

Deutsch-tschechischer Dokumentarfilm über modernen Menschenhandel und mehrere Frauen, die ihm entkommen sind.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.0 / 5

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Auch im 21. Jahrhundert gibt es Sklaverei, sie heißt nur anders. Schätzungen zufolge fallen jedes Jahr circa 40 Millionen Menschen dem modernen Menschenhandel zum Opfer. Der Großteil dieser Menschen sind Frauen und viele von ihnen landen in der Zwangsprostitution. Die Regisseurin Helen Simon hat Betroffene, die den Ausstieg geschafft haben, interviewt.

Abseits eines vielstimmigen Chors aus dem filmischen Off, der Betroffenen rund um den Globus eine Stimme gibt, gibt Simon einigen Frauen auch ein Gesicht. Grizelda stammt aus Südafrika, landete als Jugendliche auf der Straße und wurde von einer vermeintlichen Freundin an Menschenhändler in Johannesburg verkauft. Sandra stammt aus Deutschland, fiel der Loverboy-Methode zum Opfer und arbeitete mehrere Jahre in einem Bordell. Inzwischen setzten sich beide als Aktivistinnen gegen Menschenhandel ein.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

In ihrem neuen Dokumentarfilm nimmt sich Helen Simon ("Nirgendland") zweier Themen an, die so alt sind wie die Menschheit und oft Hand in Hand gehen: Menschenhandel und Prostitution. Viel Zeit zum Nachdenken und Luftholen lässt die Regisseurin ihrem Publikum nicht. Auf die kunstvolle Montage eines vielstimmigen Chors von Frauen, die in die Zwangsprostitution getrieben wurden, folgen mehrere Lebensbeichten, die die Zuschauenden, die in diesem Film zuvörderst Zuhörende sind, mit ihrer emotionalen Wucht einfach überrollen.

Diese Wucht ist denn auch das Pfund, mit dem Simon wuchert. Wenn Grizelda aus Südafrika oder Sandra aus Deutschland um eine Feuerstelle sitzen und berichterstatten, wie sie ins älteste Gewerbe der Welt abrutschten, welche Grausamkeiten sie durchlitten und welche Verbrechen an ihnen verübt wurden, dann lässt das niemanden im Kinosaal kalt. Diese Lebensbeichten stellen liberale Positionen zu Sexarbeit zwangsläufig auf den Prüfstand. Wie dem Problem begegnet werden könnte, lässt der Film allerdings offen. Es ist nicht die einzige Leerstelle. Dass Sandra Jura studiert und sich nicht nur als Aktivistin und Rednerin für ihre Sache engagiert, sondern sich auch für neue Gesetze einsetzt, erfährt man erst aus dem Presseheft. Wie diese neuen Gesetze aussehen und was sie konkret verändern sollen, erfährt man überhaupt nicht.

So kunstvoll und atmosphärisch dicht Helen Simon in ihren Film einsteigt, so schnell zerfasert er formal. Insgesamt mangelt es ihm an narrativer und erzählerischer Geschlossenheit. Grizelda und Sandra, die als die zwei Haupterzählerinnen auftreten, hat Simon jeweils vor einem Lagerfeuer platziert. Die Feuerstelle als uralter Ort der Zusammenkunft, an dem in diesem Fall grausame Geschichten erzählt werden – bei diesen zwei Überlebenden geht Simons Konzept auf. Die in Tschechien in einem Frauenhaus gefilmten Passagen wollen allerdings nicht recht dazu passen. Und ganz am Ende tritt völlig unvermittelt eine weitere Frau auf, die unerkannt bleiben möchte und die wie ein hastig eingeschobener Fremdkörper wirkt. Hier drängt sich der Verdacht auf, als habe Simon schlicht zu viel Material gehabt und sich davon nicht trennen können.

Fazit: Helen Simon hat einen Dokumentarfilm gedreht, der liberale Positionen zur Prostitution durch die Augenzeugenberichte seiner Protagonistinnen auf den Prüfstand stellt. Formal lässt "Voices from the Fire" Geschlossenheit vermissen, lässt zu viele Leerstellen und wirft mehr Fragen auf, als er Antworten gibt. Die emotionale Wucht des von den Überlebenden Durchlittenen lässt jedoch niemanden kalt.




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Besetzung & Crew von "Voices from the Fire"

Land: Deutschland
Weitere Titel: Fieber
Jahr: 2022
Genre: Dokumentation
Kinostart: 24.11.2022
Regie: Helen Simon
Kamera: Carla Muresan
Verleih: Der Filmverleih GmbH

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