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FBW-Bewertung: Neue Geschichten vom Franz (2022)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Die Fortsetzung des Kinderfilms von 2022, wieder nach Vorlage von Christine Nöstlingers erfolgreicher Kinderbuchreihe, ist sehr genau auf sein Zielpublikum zugeschnitten. Der Film verbindet in durchaus pädagogisch wertvoller Weise eine Kinderdetektivgeschichte mit einem Freundschaftsdilemma und dem Thema Nachbarschaftshilfe und formt diese Elemente in einen Abenteuer-Plot, der mit Tempo, Slapstick und Action zu fesseln vermag.

Die drei kindlichen Hauptfiguren, Franz (Jossi Jantschitsch) und seine zwei besten Freunde Eberhard (Leo Wacha) und Gabi (Nora Reidinger), werden hier als bereits eingeführt vorausgesetzt, was dem Film einen schnellen Einstieg in seine Geschichte ermöglicht. Nachdem Gabi und Eberhard sich so zerstritten haben, dass sie sich mit Franz immer nur einzeln verabreden wollen, und seine Versuche, zwischen ihnen unauffällig zu pendeln, gescheitert sind, will er die Beiden wieder zusammenbringen. Ein gemeinsam zu lösender Detektiv-Fall scheint ihm dazu die beste Gelegenheit, weshalb er die Auffälligkeiten im Verhalten von Nachbarin Berger (Maria Bill) gegenüber Gabi und Eberhard noch übertreibt, damit sie darauf anspringen und die gemeinsame Unternehmung des Diebe-Überführens stattfinden kann. Das Schöne an dem Stoff ist, dass sich nach und nach herausstellt, dass Vieles sich ganz anders verhält, als es die Kinder anfangs glauben ? und sich ihre Empathie und grundsätzliche menschliche Offenheit darin bewährt, wie schnell sie von "Frau Berger verdächtigen" in "Frau Berger helfen" umschalten können.
"Besonders wertvoll" ist der Film der Meinung der Jury nach im allerbesten und auch und gerade im pädagogischen Sinn: Dass Freundschaft ein hohes Gut ist, um das es sich zu kämpfen lohnt, ist eine Botschaft, die für alle Generationen wichtig ist. Wie der Film darin durch kleine Nebenhandlungen auch noch die Familien- und Nachbarschafts-Beziehungen einschließt, geht auf die Stärke der Vorlage zurück, die der Film durch geschickte Anpassungen an den Zeitgeist sehr gekonnt aktualisiert. Sein altmodisches Setting ? ein Altbau-Gebäude in Wien mit großem Treppenhaus, Dachboden und Lüftungsschächten ? bindet der Film sehr organisch in seinen Abenteuerplot ein, was ihm sowohl realistische Bodenhaftung als auch einen authentischen Milieuanstrich verleiht. Wir sind zwar in der Gegenwart, aber in einer idealisierten Form, die beispielsweise noch die 1980er Jahre in sich tragen.
Sehr liebevoll und dabei durchaus fantasievoll gestaltet sind die Ausstattung und Requisiten wie Gabis selbstgebastelter Detektiv-Ausweis oder ihre Sherlock-Holmes-Accessoires. Was die Jury ebenfalls überzeugt, ist die klare Konzentration auf die Kinderfiguren im Zentrum, um die herum die Erwachsenen und ihre spezifischen Konflikte nur Nebenrollen spielen. Wie sich am Ende der kleine Franz und die reife Frau Berger gegenseitig Lektionen erteilen, wie man mit Ängsten und Panikattacken umgeht, wirkt nicht nur rührend, sondern sogar ermutigend und ermächtigend, für Jung und Alt.



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