Heimatkunde (2021)

Christian Bäucker, 1980 in Eisenhüttenstadt geboren, hat vor dem Zusammenbruch der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) noch die ersten zwei Klassen des sozialistischen Schulsystems durchlaufen. Er besuchte die Polytechnische Oberschule Hans Beimler im brandenburgischen Bärenklau. In seinem Dokumentarfilm "Heimatkunde" spielt seine alte Schule die Hauptrolle.

Inzwischen steht das Gebäude in der Niederlausitz leer. Dessen Klassenzimmer sind jedoch noch nicht ausgeräumt. Zwischen vergilbten Tapeten und abbröckelndem Putz stapeln sich Tische, Stühle und altes Lehrmaterial. Hier lässt der Filmemacher ehemalige Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler Platz nehmen und sie von ihren Erfahrungen im Schulsystem der DDR berichten. Ein Erinnern in Archiven des Zerfalls und eine Lehrstunde in kritischer Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Allein das macht "Heimatkunde" zu einem Kino-Pflichtbesuch.

Formal setzt der Regisseur noch eins drauf. Altes Lehrmaterial kommt in der einstigen Erziehungsanstalt erneut zum Einsatz. Filme werden auf sich ablösende Tapeten projiziert oder auf antiquiert aussehenden Fernsehgeräten abgespielt. Alte Platten drehen sich auf modernen Plattentellern. Das Gezeigte und Gehörte unterstreicht noch einmal das von den Interviewpartnern Gesagte: Das Ziel, das hinter dem Schulsystem der DDR gesteckt hat, mag hehr gewesen sein, die Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, waren mitunter grausam.

Fazit: Christian Bäucker hat mit "Heimatkunde" einen zu gleichen Teilen aufklärenden, intimen und wichtigen Dokumentarfilm über das Schulsystem der DDR gedreht. "Heimatkunde" führt vor Augen, wie nahe Idealismus, Ideologie und Indoktrination beieinanderliegen können und dass es daran in der Rückschau nichts zu beschönigen gibt.