oder

Seneca (2023)

Seneca - On the Creation of Earthquakes

John Malkovich spielt den römischen Philosophen Seneca, der von Kaiser Nero den Befehl bekam, sich selbst zu töten.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.0 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 5 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Der reiche Senator Seneca (John Malkovich) ist im alten Rom Mentor und ethischer Berater des jungen Nero (Tom Xander). Mit 16 Jahren zum Kaiser erkoren, lässt Nero jedoch seiner Freude an grausamer Machtausübung bald freien Lauf. Er verbietet dem Philosophen, der ihn lehren wollte, dass ein großer Herrscher Milde walten lässt, den Mund. Seneca konzentriert sich auf sein zweites Standbein und gibt in abgeschiedener Gegend Theatervorstellungen für reiche Römer und Römerinnen. Dabei spielt er den Gästen die blutrünstigen Taten Neros vor und kritisiert sie offen für ihr Schweigen.

Die unterhaltungssüchtige Oberschicht Roms giert zwar nach Superlativen, doch Senecas beißende Kritik an Nero wird ihr bald unheimlich. Als ein Offizier Neros Befehl überbringt, dass sich Seneca selbst töten muss, verlässt ihn sein Gefolge. Der eitle, von sich selbst eingenommene Seneca aber gibt sich unerschrocken und beschließt, sich im Sterben ein Denkmal zu setzen. Er überredet seine junge Frau Paulina (Lilith Stangenberg), Teil seiner letzten Inszenierung zu werden.

Bildergalerie zum Film "Seneca"

SenecaSenecaSenecaSenecaSenecaSeneca

Hier streamen


Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

Der römische Philosoph Seneca schrieb gerne Tragödien. Auch sein Leben steuerte mit der Unerbittlichkeit einer antiken Tragödie auf den Abgrund zu. Das wuchtig expressive Drama des Regisseurs Robert Schwentke ("Der Hauptmann") schildert Senecas Leben und Werk als Kehrseiten einer Medaille. Der Philosoph, der als moralischer Berater der Reichen Roms und des jungen Kaisers Nero gutes Geld verdiente, wirkt zunächst wie ein ehrbarer Prediger des Maßhaltens, der Güte und der Vernunft. Das Drehbuch von Schwentke und Matthew Wilder kehrt dann zunehmend auch selbstgefällige Züge Senecas hervor, der seine eigenen Lehren oft nicht beherzigt. Als sich die Schlinge um seinen Hals zuzieht, lässt ihn Schwentke zum Darsteller seiner eigenen, letzten Theateraufführung werden.

John Malkovich erweist sich als die ideale Besetzung für Seneca, wie er hier wortmächtig bis zur Arroganz seine Zuhörerschaft belehrt. Seine rhetorische Kunst und sein scharfer Verstand kommen zur Geltung, aber auch seine Zwiespältigkeit. Dass der Philosoph am Hofe Neros bald nichts mehr zu lachen hat, zeigt sich hier in verdichteter Darstellung: Der junge Nero – von Tom Xander hervorragend als großes Kind im Blutrausch gespielt – nimmt seinen Berater demütigend in den Schwitzkasten. Danach macht er ihn zum stummen Zeugen mörderischer Gewalt. Um den reichen Römerinnen und Römern die Augen zu öffnen, spielt Seneca einige Grausamkeiten Neros nach als Theater, bei dem Sklaven ermordet werden.

Lilith Stangenbergs Spiel als Paulina verleiht einem Gänsehaut. Sie hält dem Gatten fatale Lebensentscheidungen vor und will sich ihm dennoch, mit der Liebe einer Verlorenen, bis zuletzt nicht verweigern. Die erzählerische Perspektive ist ironisch-distanziert, wie sich auch dem Voice-Over-Kommentar entnehmen lässt. Es gibt schrille, poppige Stilmittel wie rot gefärbte Aufnahmen oder kurze Szenen mit Nero oder Seneca als grandiosen Fantasiegestalten in blauem Mantel. Das wirkt, als habe man sich stilistisch auch ein wenig an David Lowerys "The Green Knight" orientieren wollen.

Senecas Ansicht, dass der maßlose Mensch seine Lebensgrundlagen und die Welt zerstört, hält Schwentke dem heutigen Publikum als Mahnung vor. Vielleicht besagt die etwas unscharfe filmische Botschaft genauer, dass wir uns wie Seneca aufgeklärt und kritisch geben, aber munter weiter rücksichtslose Gewohnheiten pflegen.

Fazit: Unter der Regie von Robert Schwentke liefert John Malkovich ein überzeugendes Spiel als römischer Philosoph Seneca. Er lässt ihn, der die Zerstörungswut des Kaisers Nero anprangert, zwiespältig wirken als Nutznießer und Kritiker des ausbeuterischen Lebensstils der Oberschicht. Die stilistisch eigenwillige Inszenierung verdichtet sich zur ironisch gefärbten Tragödie, nachdem Seneca bei Nero in Ungnade fällt und den Befehl zum Selbstmord erhält. Lilith Stangenberg verleiht Senecas Ehefrau eine berührende, in der korrupten Umgebung verstörende Wahrhaftigkeit. Die filmischen Bezüge zur Gegenwart rütteln hingegen kaum auf.




TrailerAlle "Seneca"-Trailer anzeigen

Zum Video: Seneca

Besetzung & Crew von "Seneca"

Land: Deutschland
Jahr: 2023
Genre: Drama
Originaltitel: Seneca - On the Creation of Earthquakes
Länge: 112 Minuten
Kinostart: 23.03.2023
Regie: Robert Schwentke
Darsteller: John Malkovich als Seneca, Tom Xander als Nero, Louis Hofmann als Lucilius, Geraldine Chaplin als Cecilia, Wolfram Koch als Fabius
Kamera: Benoît Debie
Verleih: Weltkino Filmverleih

Verknüpfungen zu "Seneca"Alle anzeigen





Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.