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Mi pais imaginario - Das Land meiner Träume
Mi pais imaginario - Das Land meiner Träume
© Real Fiction

Mi pais imaginario - Das Land meiner Träume (2023)

Mi país imaginario

Filmemacher Patricio Guzmán über die Proteste auf den Straßen Santiago de Chiles Ende 2019, bei denen Millionen Menschen mehr Gerechtigkeit und bessere Bildung forderten.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
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Eines Tages und ohne Vorwarnung brach sie aus: eine regelrechte Revolution in Chiles Hauptstadt Santiago de Chile, bei der über anderthalb Millionen Menschen auf die Straßen gingen. Ihre Forderungen: ein gerechtes Bildungssystem, eine bessere Gesundheitsversorgung und eine radikale Reform der Verfassung. Der Beginn eines kollektiven Zusammengehörigkeitsgefühls und Aktivismus, der das ganze Land erfasste. Regisseur Patricio Guzmán über den Beginn der Protestbewegung, deren unterschiedliche Akteure und die Ziele der Demonstranten.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

"Mi país imaginario": Erinnerungen an Pinochet

Seit vielen Jahren befasst sich der mittlerweile 81-jährige chilenische Regisseur und Produzent Patricio Guzmán in seinen Dokumentationen mit der Geschichte seines Landes – und vor allem der blutigen diktatorischen Historie Chiles unter Autokrat Pinochet (1973 – 1990). Guzmán ist es ein Anliegen, immer wieder die Ähnlichkeiten der staatlichen Repressionen und der gewaltsamen, politisch verordneten Niederschlagung von Bürgerprotesten und aktivistischen Aktionen jener Ära und dem brutalen Vorgehen der Polizei gegen die Demonstranten von 2019 aufzuzeigen. Insgesamt gab es damals Tausende Verletzte und über 30 Tote.

(Menschen-)Rechte und demokratische Prinzipien

Historische Archivaufnahmen verknüpft er mit den jüngeren Bildern und Impressionen der Massenproteste, die um die Welt gingen. Die Kernaussage der Gegenüberstellung jener Ereignisse von damals mit denen von 2019: Damals wie heute gingen die politisch Verantwortlichen unerbittlich und rücksichtslos mit militärischen Mitteln gegen die Demonstrierenden vor. Sie gingen für etwas auf die Straßen, für das man in Demokratien nicht kämpfen müssen sollte. Immerhin geht es um schlicht einem Jedem zustehende (Menschen-)Rechte und demokratische Prinzipien, darunter eine gesicherte Altersvorsorge, bezahlbare Lebenshaltungskosten und soziale Gleichheit.

Die mitreißenden dokumentarischen Aufnahmen reichert Guzmán mit (entwaffnend ehrlichen) Interviews mit Aktivisten an und unterfüttert seinen Film darüber hinaus mit eigenen Betrachtungen und persönlichen Reflexionen. Letztgenannter Aspekt verleiht "Mi país imaginario" deshalb einen entscheidenden Mehrwert, da Guzmán als versierter, erfahrener Chronist und Kenner der Landesgeschichte Chiles enorm Mehrwertiges und Informatives zu berichten weiß.

Fazit: Gehaltvolle, nachhaltige und erzählerisch wuchtige Doku über die chilenischen Massenproteste, die die Vergangenheit eines gebeutelten Landes mit einbezieht und den Kampf eines ganzen Volkes um das Recht auf Demokratie und Veränderung porträtiert.




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Besetzung & Crew von "Mi pais imaginario - Das Land meiner Träume"

Land: Chile, Frankreich
Jahr: 2023
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Mi país imaginario
Länge: 83 Minuten
Kinostart: 13.04.2023
Regie: Patricio Guzmán
Kamera: Samuel Lahu
Verleih: Real Fiction

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Die Geschichte Chiles und des Protests

1970 wurde der Sozialist Salvador Allende vom Nationalkongress mit den Stimmen der Christdemokraten zum Präsidenten gewählt, nachdem er in den [...mehr] Wahlen mit seiner "Unidad Popular" 36,3 Prozent der Stimmen geholt hatte. Viele Menschen litten an Hunger und Unterernährung. Allende war die Hoffnung der kleinen Leute. Er trieb Reformen und Umverteilung voran.

Die reiche Elite des Landes setzte alles daran, Allendes Präsidentschaft zu beenden. Unterstützt wurde sie dabei von den USA, die ein Handelsembargo über Chile verhängten und eine Wirtschaftskrise beförderten. Der Putsch des von den USA unterstützten Generals Augusto Pinochet am 11. September 1973 leitete eine 17-jährige Diktatur ein, in deren Verlauf der Staat um die 5000 Menschen ermordete und marktorientierte Wirtschaftsreformen einführte.

Die Demokratisierung wurde auf internationalen Druck hin ab 1988 eingeleitet. Eine Volksabstimmung sprach sich damals für die Zulassung weiterer Präsidentschaftskandidaten neben Pinochet aus. 1989 fanden die ersten freien Wahlen statt. Pinochet trat ab. Im danach demokratischen Chile wechselten sich linke und rechte Parteien im Präsidialamt ab. Die Einflüsse des alten Regimes blieben bis heute bestehen, unter anderem gilt nach wie vor die alte Verfassung.

Am 18. Oktober 2019 setzt eine kollektive Revolte Chile in Brand. Der Funke entzündet sich an einer Erhöhung der Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr um 30 Pesos. Darauf überspringen Schüler und Schülerinnen die Drehkreuze der Metro und rufen zum Schwarzfahren auf. Die Regierung nimmt die Maßnahme zurück, doch es ist zu spät: Millionen Menschen solidarisieren sich und gehen auf die Straße. Sie haben keine Leitfiguren, keine Ideologie, sie sind durch dieselben Überzeugungen verbunden und fordern ein anderes, menschenwürdiges System. Unter ihnen sind auffallend viele Frauen. Sie sind es, die die Folgen der neoliberalen Wirtschaftsordnung und der patriarchalen Gesellschaft in Chile am meisten zu spüren bekommen. Sie lehnen sich nun auf, sind die Treiberinnen der Bewegung und halten sie am Laufen.

Nachdem die Regierung mit unverhältnismäßiger, brutaler Polizeigewalt vorgegangen war, übertrug sich der Protest von Santiago de Chile auf das ganze Land. Während es bei vorhergehenden Protesten eher um Einzelreformen gegangen war, vereinigten sich nun alle und forderten einen grundlegenden Wechsel im System Doch das erste Mal seit 30 Jahren setzte der amtierende Präsident das Militär mit Panzern gegen die eigene Bevölkerung ein. Dies entfachte die Wut der breiten Masse umso mehr. 34 Menschen starben und 460 Menschen wurden verletzt, bis der amtierende Präsident und die politische Elite die zentralen Forderungen der Protestierenden erfüllten.

Der Prozess für eine neue Verfassung wurde eingeleitet. Im Oktober 2020 stimmte eine klare Mehrheit der Bevölkerung dafür, dass ein Verfassungskonvent eine neue Magna Charta für Chile ausarbeiten sollte. Seit 2022 regiert Gabriel Boric, ein junger Hoffnungsträger der Linken, zu dessen Zielen es gehört, die Verfassung des Diktators durch eine demokratische zu ersetzen. Der erste Vorschlag für eine neue Verfassung wurde im September 2022 in einer Volksabstimmung abgelehnt.

Quelle (Verleih)

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