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Blix Not Bombs (2023)

Erhellendes und nachdenklich stimmendes Doku-Porträt des schwedischen Diplomaten Hans Blix, der als Waffeninspektor im Irak 2003 in die Geschichte eingingKritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.5 / 5

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Hans Blix zählte 2003 zu den angesehensten Diplomaten der UNO. Aus diesem Grund beauftragte diese ihn, im Irak nach Massenvernichtungswaffen zu suchen, die die USA unter Präsident Bush und Vize Cheney dort vermuteten - zumindest gaben sie das vor, um einen Grund für die geplante Invasion vorweisen zu können. Hans Blix sollte unparteiisch und neutral nach Belegen für diese Waffen suchen. Oder nach dem Beleg, dass sie nicht existieren würden, was schon um einiges schwieriger zu bewerkstelligen war. Er bekam den nötigen Zugang zu Informationen vor Ort von den Irakis und befand sich plötzlich im Fokus der Weltöffentlichkeit, manche sprachen ihm gar die Position zu, über Krieg und Frieden entscheiden zu können. Würde er keine Waffen finden, hätten die USA keinen Kriegsgrund. Freilich war diese Entscheidung schon längst getroffen worden, und mit möglichen Massenvernichtungswaffen hatte sie recht wenig zu tun.

In "Blix not Bombs" interviewt die junge Filmemacherin Greta Stocklassa, die 9/11 und die Irak-Invasion 2003 als Kind mitbekam, Hans Blix, begleitet ihn in seinem Alltag und lässt ihn aus seiner Sicht die Vorgänge von vor 20 Jahren rekapitulieren. Dabei werden die Parallelen zur Gegenwart augenscheinlich, in dem auch ein unter fadenscheinigen Gründen vom Zaun gebrochener Krieg die Realität beherrscht.

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Der Anfang postfaktischer Politik: "Blix not bombs"

Postfaktizismus, alternative "Wahrheiten", Meinung statt Fakten, Populismus, Abkehr von Logik, Evidenz und Wissenschaft: Schlagworte, die die Politik und Gesellschaft der zumindest letzten 7, 8 Jahre prägten wie kein Jahrzehnt davor - und unsere Welt zu einer schlechteren machten und machen. Viele sahen mit Donald Trump den Höhe(oder Tief-)punkt dieser Entwicklung und wähnten dieselbe mit Trumps Abwahl überwunden. Doch dann kam die Pandemie, und schrittweise gewann auch hier postfaktisches Denken die Überhand. Ähnliche Entwicklungen lassen sich inzwischen bezüglich des Klimawandels oder des Ukraine-Kriegs feststellen.

Lügen statt Fakten: Schon unter Bush Politikprinzip

Der Kern all dieser Entwicklungen liegt in der Abkehr von einem aufgeklärten Weltbild und in der Lüge, die als Wahrheit ausgegeben wird. Man kann jedoch 2 Jahrzehnte zurückgehen und dort erstmals ähnliche Mechanismen erkennen. Und genau das macht "Blix not Bombs". Denn nichts anderes als die Erfindung einer "alternativen Wahrheit" war die Begründung, die die USA für ihre Invasion im Irak fanden oder erfanden.

Im Mittelpunkt dieser Farce stand ein schwedischer Diplomat, der im Mittelpunkt dieses Filmes steht: Hans Blix. Rückblickend muss er als "mahnende Stimme" und Verfechter von Besonnenheit und Faktizismus betrachtet werden, und so sieht er sich auch selbst in "Blix not Bombs", einer erhellenden und informativen Doku über politische Mechanismen, Zeitläufe und einen, der sie hautnah und aus nächster Nähe mitbekommen hat wie nicht viele andere. Die Regisseurin Greta Stocklasse besucht und befragt den inzwischen über 90-Jährigen, um die Vergangenheit und die Gegenwart besser zu verstehen, eine aus den Fugen geratene Welt, die auch ihr Angst macht und wenig Hoffnung lässt - und dokumentiert all das mit ihrer Kamera.

"Blix not Bombs" gelingt es ausgezeichnet, aufzuklären

Blix betrachtet seine eigene Rolle als "Waffeninspektor" nüchtern und ohne Reue. Er sah sich als Dienstleister im Auftrag der UNO, der seine Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen wollte, und dies, so seine Einschätzung, auch tat. Erhellend sind Blix' Schilderungen über die Vorgänge in der UNO, seine Treffen mit Diplomaten oder der US-Führung, aber auch seine rückblickende Analyse und die Bewertung der Gegenwart. "Blix not Bombs" gelingt es ausgezeichnet, Parallelen zwischen 2003 und dieser Gegenwart zu ziehen und die dahinterliegenden (Politik-)Mechanismen offenzulegen. Damit leistet der Film einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung und regt zum Nachdenken an.

Einzig etwas irritierend sind die privaten Aufnahmen des Ehepaars Blix, etwa beim Frühstücken oder anderen, alltäglichen Beschäftigungen. Sie sind für den sonstigen Inhalt nicht wirklich relevant und zeigen zwar eine "andere Seite" des hier Porträtierten, dessen Kenntnis aber nicht zwingend nötig wäre. Denn hauptsächlich tritt er als Experte auf, der der jungen Filmemacherin und auch dem Publikum "die Welt erklärt", aus seiner Sicht und Erfahrung heraus, und brennenden Fragen zu beantworten sucht. Und dazu wäre nicht zwingend nötig, zu wissen, wie Hans Blix Mandarinen schält oder Vögel füttert.

Fazit: "Blix not Bombs" ist ein kleiner, aber äußerst sehenswerter Film, der über einen Blick in die nicht allzu ferne Vergangenheit unsere Gegenwart zu erklären versucht. Und das gelingt nicht schlecht, einerseits aufgrund der erhellenden Schilderungen des Protagonisten, andererseits aufgrund ausgezeichneter technischer Leistungen hinter der Kamera, die sich in einer wertigen Regie und Kameraführung, ausgezeichnetem Schnitt und Montage offenbaren.




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Besetzung & Crew von "Blix Not Bombs"

Land: Schweden, Tschechien, Deutschland
Jahr: 2023
Genre: Dokumentation
Länge: 83 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 18.05.2023
Regie: Greta Stocklassa
Darsteller: Hans Blix
Kamera: Stanislav Adam
Verleih: Cine Global Filmverleih

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