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FBW-Bewertung: Blauer Himmel Weiße Wolken (2022)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Anfangs wirkt der chronologische Dokumentarfilm BLAUER HIMMEL WEISSE WOLKEN der Filmemacherin Astrid Menzel noch etwas planlos und mit handwerklichen Unsicherheiten, als es um den bevorstehenden Tod ihres Großvaters geht. Man sieht ihn über seine letzten Wochen hinweg, es werden das Haus und eine funktionierende Familie gezeigt und viele Geschichten und mögliche weitere Erzählrichtungen in Einzelszenen angedeutet. Ab dem Tod des Großvaters und mit der aufkommenden Demenzerkrankung der Großmutter,mit der die Enkelin Astrid Menzel trotz zunehmender Desorientierung auf eine Paddelboot-Tour aufbricht, findet der Film in den letzten zwei Dritteln dann aber professionelle Form, Sicherheit und einen schönen Fluss, so dass die Jury ihm emotional bewegt bis zum Ende folgte.

Bei Themen wie Sterben und Demenz ist besondere Sensibilität im Umgang mit den Gefilmten geboten, und es ist geradezu vorbildlich, wie es Menzel gelingt, niemals die Würde der Gezeigten zu verletzen, dabei Intimes zuzulassen, aber niemals voyeuristisch zu sein. Elegant sind Fotos sowie Super 8- bzw. Videofilme der Vergangenheit eingewoben und werden im Film mit eigenen Szenen aufgegriffen, so dass sich ein schöner familiärer Bogen über die drei dokumentierten Jahre hinaus ergibt.

AuchÜberforderung durch die Verengung der Möglichkeiten und das schlechte Gewissen von Familienmitgliedern beim Abschiednehmen und beim Kontakthalten werden hier durch persönliche Off-Reflexionen der Filmautorin angesprochen. Die leichten sprecherischen Unsicherheiten unterstreichen dabei die persönliche Betroffenheit.

Dass der Film nicht alle Aspekte? wie die Frage, warum genau es diese Enkelin ist, die sich in dieser Familie so stark der Großmutter annimmt ? auslotet, sondern auch Leerstellen lässt, schadet dem Film nicht, sondern ist der klugen Fokussierung auf die Großmutter geschuldet.

So berührt der Film mit allen seinen Mitteln die Zuschauerinnen und Zuschauer und regt stark zu eigenen Reflexionen um das Thema Sterben und Abschied, Nähe und Pflege an. Das alles war der Jury bei einigen kleineren Einwänden ? gerade auch bei so einem beachtlichen Debüt ? das Prädikat BESONDERSWERTVOLL wert.



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