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Blauer Himmel Weiße Wolken (2022)

In diesem deutschen Dokumentarfilm geht die Regisseurin Astrid Menzel mit ihrer an Demenz erkrankten Großmutter auf Kanutour.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.0 / 5

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Kurz vor seinem Tod nimmt Astrid Menzels Großvater ihr das Versprechen ab, sich um seine Frau Carmen, Astrids Großmutter, zu kümmern, wenn er einmal nicht mehr da ist. Nach seinem Tod wird der Großmutter das Haus mit Garten und Schwimmbecken schnell zu groß, auch weil ihre Demenzerkrankung sich verschlechtert.

In einem ersten Anlauf holt Astrid ihre Großmutter zu sich nach Portugal, während sich Astrids Mutter nach einem Platz in einem Pflegeheim umsieht. Dorthin umgezogen, gefällt es Carmen nicht. Also fasst Astrid einen gewagten Entschluss: Gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Hendric und der inzwischen 86-jährigen Carmen plant sie eine zweiwöchige Kanufahrt von Bremen bis Kiel, die an eine Familientour aus der Vergangenheit angelehnt ist. Erinnerungen kommen hoch, neue werden gemacht und wieder vergessen.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse3 / 5

"Blauer Himmel Weiße Wolken": Flussfahrt mit Oma

Für ihren ersten langen Dokumentarfilm hat die Regisseurin Astrid Menzel ein persönliches Thema gewählt. Damit steht sie nicht allein. Viele Filmschaffende erzählen beziehungsweise dokumentieren in ihre Debüts Dinge, die ihnen aus ihrem privaten Umfeld vertraut sind – und laufen damit zweierlei Gefahr: die Bedeutung des dargestellten Sachverhalts zu überschätzen und bei dessen Darstellung die nötige Distanz vermissen zu lassen. Auch Menzel und ihr Debüt sind nicht frei davon.

Vergiss mein nicht

So schlimm und erschütternd eine Demenzerkrankung im eigenen Umfeld auch sein mag, die Krankheit an sich ist keine Seltenheit. Selbst der Ansatz, sich mit der Erkrankung eines Familienangehörigen auf eine ausgesprochen persönliche Art und Weise medial auseinanderzusetzen, ist nicht neu, sondern inzwischen fast schon Standard. Tilmann Jens' Buch "Demenz. Abschied von meinem Vater" (2009) und Arno Geigers "Der alte König in seinem Exil" (2011) über die jeweiligen Erkrankungen ihrer Väter oder David Sievekings Dokumentarfilm "Vergiss mein nicht" (2012) über die Erkrankung seiner Mutter kommen einem in den Sinn. Die Liste ließe sich beliebig erweitern.

Was hat nun aber Astrid Menzels dokumentarische Auseinandersetzung mit dem Thema anzubieten, das andere nicht zu bieten hatten? Nun, in erster Linie ist es die ungewöhnliche Idee, gemeinsam mit ihrem Bruder und ihrer Großmutter eine alte Kanufahrt noch einmal aufleben zu lassen, die diesem Debüt etwas Frisches, Erfrischendes und Herzerwärmendes verleiht.

Starke Gefühle, dramaturgische Schwächen

Menzels Umgang mit ihren Großeltern, zunächst mit dem Großvater, später vor allem mit der Großmutter Carmen ist liebevoll und in ihrer Ruhe bewundernswert. Dem sichtlichen, von permanenten Wiederholungen geprägten Verfall Carmens begegnet sie stets mitfühlend und nachsichtig. Menzel ist sich nicht zu schade, Carmen die Dinge zum x-ten Mal zu erklären und vergreift sich dabei nie im Ton. Weder verliert sie die Nerven noch behandelt sie ihre Großmutter wie ein Kleinkind, (was vielen Betroffenen sicherlich naheläge). Diese emotionale Nähe und Umsicht, die sich auch formal in einem Nicht-zur-Schau-Stellen widerspiegelt, ist die große Stärke dieses Dokumentarfilms. Dazu zählt am Ende auch, sich die eigene Überforderung mit der Situation einzugestehen.

Die Schwäche liegt in der Dramaturgie. Andere Filmschaffende hätten die Kanutour, die im Zentrum steht, an den Anfang dieses Films gerückt beziehungsweise den gesamten Film um die Tour kreisen lassen. Bis Astrid Menzel mit ihrer Großmutter ins Kanu steigt, ist jedoch bereits mehr als ein Drittel der Laufzeit vergangen. In der langen Hinleitung auf das eigentliche Ereignis nimmt sich Menzel viel Zeit, ihre Familienkonstellation vorzustellen und geht dabei unnötige Längen ein. Das ist nicht zuletzt deshalb nötig, weil die Kanutour allein den Film nicht getragen hätte.

Fazit: Dramaturgisch unentschlossen sind die mitfühlend und dabei nie zur Schau gestellten Emotionen die große Stärke von Astrid Menzels dokumentarischem Debüt. Ihr Ansatz, sich medial mit der Demenzerkrankung eines Familienangehörigen auseinanderzusetzen, ist zwar nicht neu, die Idee, das während einer gemeinsamen Kanufahrt zu tun, ist aber immerhin erfrischend.




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FBW: besonders wertvollAnfangs wirkt der chronologische Dokumentarfilm BLAUER HIMMEL WEISSE WOLKEN der Filmemacherin Astrid Menzel noch etwas planlos und mit handwerklichen Unsicherheiten, als es um den bevorstehenden Tod ihres Großvaters geht. Man sieht ihn über seine [...mehr]

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Besetzung & Crew von "Blauer Himmel Weiße Wolken"

Land: Deutschland
Jahr: 2022
Genre: Dokumentation
Länge: 91 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 25.05.2023
Regie: Astrid Menzel
Darsteller: Astrid Menzel
Kamera: Astrid Menzel
Verleih: barnsteiner-film

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