Chevalier Noir (2023)

Chevalier Noir: Verweis auf Drogenproblematik

Regisseur und Drehbuchautor Emad Aleebrahim Dehkordi vermengt in seinem Langfilmdebüt Elemente des klassischen Familiendramas mit Kriminalfilm- und Drogenthriller-Versatzstücken. Und in der ersten Hälfte funktioniert dieses Gemenge noch ausgesprochen gut, wenn uns "Chevalier Noir" entschleunigt und behutsam die drei männlichen Hauptpersonen näherbring. Und deren noch immer klaffende emotionale Wunden darlegt. Ein großer Reiz ergibt aus der pulsierenden Energie der beiden Brüder sowie deren Unterschiedlichkeit. Beide sind geeint im Schmerz um den Verlust der Mutter und in der Ablehnung des Vaters, der, so stellt sich im weiteren Verlauf heraus, ein ehemaliger Drogenabhängiger ist.

Während Payar eher zurückhaltend und emotional ist, erweist sich der aufbrausende, extrovertierte Iman als wütender junger Mann, der jede Party mitnimmt und in den Kokainhandel einsteigen will. Auf dieses Problem zu verweisen, den immer weiter um sich greifenden Drogenkonsum im Land, der täglich ein Dutzend Tote fordert, stellt eines der zentralen Anliegen von "Chevalier Noir" dar.

Ins Leere laufende Nebenhandlungen

Stark sind die beiden Hauptdarsteller Borhani und Allahyari in ihrem Zusammenspiel, und auch die vieldeutige Symbolik, mit der Dehkordi einige Szenen auflädt, verleiten zum Rätseln und Reflektieren (Stichwort: Vogel). Doch der Film verliert sich mit zunehmender Dauer leider gleichsam in seinen kaum zu Ende gedachten Nebenschauplätzen. Darunter die (angedeutete) Liebesbeziehung zwischen Payar und einer alten Bekannten und die Nebenhandlung um den Onkel, mit dem die Brüder wegen eines Grundstücks in Streit geraten. Diese ins Leere laufenden Handlungsstränge trüben den Gesamteindruck.

Fazit: Kraftvoll und mit frischer Energie gespieltes Drama über eine junge iranische Generation, die in den Partys und Drogen Ausflüchte aus Trauer, Perspektivlosigkeit und Schmerz sucht.