Leere Netze (2023)

"Leere Netze": Wenn die Moral über Bord geht

Das Jahr 2024 ist noch jung und dennoch haben es bereits zwei beeindruckende Filme aus dem Iran in die deutschen Kinos geschafft, deren dramatische Handlung sich zudem vor dem Hintergrund der unheilschwangeren See abspielt. Während das Biopic "Orca" von Regisseurin Sahar Mosayebi auf einer positiven Note endet und das Meer darin als Element der Befreiung dient, birgt es in Behrooz Karamizades "Leere Netze" tödliche Gefahr.

Wie "Orca" lässt auch "Leere Netze" tief blicken in die moralischen Abgründe eines Landes, unter dessen Oberfläche es gärt. Rückte Mosayebi die Verfügungsgewalt des Patriarchats über weibliche Körper in den Fokus, geht es bei Karamizade um Klassenschranken, die eine Beziehung zwischen zwei jungen Liebenden unmöglich machen, sowie um krumme Geschäfte als vermeintlichen Ausweg aus der Klassenzugehörigkeit.

Eine Art Kaviar-Krimi

Hamid Reza Abbasi und Sadaf Asgari spielen die Liebenden Amir und Narges. Ihre Darbietungen sind überzeugend ehrlich. Und auch das von Karamizade selbst verfasste Drehbuch kreist um Ehrlichkeit. Es zeichnet Amir als kleine moralische Instanz in einem größeren Ganzen, in dem jeder nur auf den eigenen Vorteil aus ist. Auf schnelles Geld angewiesen und von einem wohlhabenden Konkurrenten, der um Narges buhlt, in die Enge getrieben, wirft Amir seine Moral Stück für Stück über Bord.

Das Ende ist offen und im Vergleich zu "Orca" sehr düster. Wie Kameramann Ashkan Ashkani, der schon Mohammad Rasoulos Berlinale-Siegerfilm "Doch das Böse gibt es nicht" (2020) exzellent fotografierte, das gesamte Drama in kühle, dunkle Farben taucht. In diesem Mix aus Beziehungsdrama, Gesellschaftsanalyse und Kaviar-Krimi spiegelt die unerbittliche Natur die Menschen. Deren Seelen sind so rau wie das Wetter; die Feierabendbeschäftigungen der Fischer harsche Spiele in Männlichkeit. Ein starker Film, der einen nicht kaltlässt.

Fazit: Der Regisseur und Drehbuchautor Behrooz Karamizade legt mit "Leere Netze" ein starkes Langfilmdebüt vor. Sein in düstere Farben gekleidetes Drama ist ein spannender Genremix, der die Grenzen der Moral verhandelt.

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Im Iran am Kaspischen Meer spielt sich diese Liebesgeschichte ab, die vom bewährten Erzählmuster junger Liebender, die wegen ihrer familiären Herkunft nicht zusammenkommen können, Gebrauch macht. Man fühlt sich an ?Romeo und Julia?, aber auch an [...mehr]