Vermeer - Reise in Licht (2023)
Close to Vermeer
In diesem niederländischen Dokumentarfilm begleitet die preisgekrönte Regisseurin Suzanne Raes die Vorbereitungen zur größten Vermeer-Ausstellung aller Zeiten.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Jan Vermeer (1632–1675) zählt zu den bedeutendsten Malern der Kunstgeschichte – und das, obwohl er zu Lebzeiten nicht einmal 40 Gemälde anfertigte. Diese sind in Museen und Sammlungen rund um den Globus verstreut. Für eine Ausstellung im Amsterdamer Rijksmuseum, die sich das ambitionierte Ziel gesetzt hat, die größte bis dato gesehene Werkschau des Malers zu werden, sollen so viele davon wie möglich zusammengetragen werden.
Die Dokumentarfilmerin Suzanne Raes hat den Ausstellungsmachern Gregor Weber und Pieter Roelofs bei den Vorbereitungen zur Schau über die Schulter geblickt. Sie ist dabei, wenn mit Leihgebern von Vermeer-Gemälden verhandelt oder die Gemälde kritisch unter die Lupe genommen und auf ihre Echtheit abgeklopft werden. Neben Weber und Roelofs kommen unter anderem die Restauratorin und Forscherin Abbie Vandivere, die Gemäldekonservatorin Anna Krekeler und der Maler und Vermeer-Fachmann Jonathan Janson zu Wort.
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Filmkritik
"Vermeer – Reise ins Licht": Dem Meister ganz nah
Die Werke des holländischen Malers Jan Vermeer zählen zu den teuersten, bedeutendsten und populärsten der Kunstgeschichte. Besonders im 20. Jahrhundert nahm deren Beliebtheit exorbitant zu, was nicht zuletzt an Spielfilmen wie "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" (über die Entstehung gleichnamigen Bildes) und "The Last Vermeer" (über einen spektakulären Prozess gegen den Vermeer-Fälscher Han van Meegeren), vor allem aber an all den Merchandising-Produkten abzulesen ist, die auch in Suzanne Raes' Dokumentarfilm zu sehen sind. Über den Meister selbst ist indessen kaum etwas bekannt. Nicht einmal sein Aussehen ist gesichert überliefert, denn Selbstporträts fertigte er keine an und verewigte sich in seinen Gemälden stets nur von hinten. Warum dieser Künstler so besonders war und was das Wesen seiner Werke ausmacht, dem geht Raes in "Vermeer – Reise ins Licht" eindrücklich auf den Grund.
Ergriffene alte Männer
Ausgangspunkt ist die Ausstellung "Dichter bij Johannes Vermeer" (internationaler Titel: "Closer to Johannes Vermeer"), die von Februar bis Juni 2023 im Rijksmuseum zu sehen war. An den Ausstellungstitel angelehnt heißt Raes' Dokumentarfilm im Original dann auch "Close to Vermeer", was den Inhalt noch ein wenig besser trifft als der deutsche Verleihtitelzusatz "Reise ins Licht". Zwar war Vermeer ein wahrer Meister der Lichtführung und treten wir als Kinozuschauer, wenn man so will, ins Licht der Erkenntnis, was den Künstler und seine Kunst anbelangt, dabei kommen wir ihm aber auch unglaublich nah. Zudem rückt Raes neben den Gemälden auch all diejenigen ins Bild, die "close to Vermeer" sind, dessen Meisterwerken also beruflich oder privat nahestehen.
Dass das Berufliche und das Private dabei meist Hand in Hand gehen, wird nirgends so deutlich wie an der Biografie des Kurators Gregor Weber. Als Leiter der Abteilung Bildende und dekorative Kunst am Rijksmuseum, der die Vermeer-Werkschau gemeinsam mit seinem Kollegen Pieter Roelofs koordiniert, steht er im Zentrum des Films. Dass Weber überhaupt zur Kunst kam, geht auf eine Art Erweckungserlebnis in seiner Kindheit zurück. Als er zum ersten Mal vor einem Vermeer stand, war er von dem Anblick so ergriffen, dass er das Bewusstsein verlor. Als er sich diese Erfahrung für Raes' Dokumentarfilm wieder ins Bewusstsein ruft, gerät er vor der Kamera ins Stocken. Bis heute ist er von Vermeers Kunst so bewegt, dass er nur schwer über die reden kann, ohne dabei emotional zu werden. Weber ist damit nicht allein. Auch andere ältere Herren sind in diesem Film schwer ergriffen und mehrmals den Tränen nah.
Spannend wie ein Kunstkrimi
Dabei war Vermeer doch ein "Frauen-Maler", zumindest wenn man einem von diversen neuen Forschungsansätzen glaubt, der den Fokus auf die Frauen in Vermeers Gemälden richtet. Überhaupt ist Suzanne Raes' Dokumentarfilm so fachkundig und ergiebig wie ein Sachbuch über den Maler. Man erfährt, wie Bilder auf ihre Echtheit geprüft werden und ob Vermeer womöglich optische Hilfsmittel zur Herstellung seiner Werke verwendet hat (ein Thema, dem sich mit "Tim's Vermeer" ein kompletter anderer Dokumentarfilm widmet). Und hinterher fühlt man sich ein bisschen schlauer.
Die Echtheit eines Vermeer-Gemäldes macht aus Raes' Doku zwischendurch sogar einen waschechten Kunstkrimi. Denn mitten in die Vorbereitung zur Ausstellung platzt die Meldung, dass die National Gallery of Art in der US-Hauptstadt Washington ausgerechnet die Echtheit bei einem ihrer eigenen Vermeers in Zweifel zieht – was Weber &. Co. jedoch nicht davon abhalten, das Gemälde in ihrer Schau als echten Vermeer zu deklarieren. Der Zwist in der Kunstwelt ist programmiert – und verleiht diesem Film neben einer informativen und spannenden auch eine amüsante Note.
(Fast) so gut wie ein Museumsbesuch
Letzten Endes haben es die Ausstellungsmacher geschafft, 28 Gemälde unter ein Dach zu bekommen. Eine bis dato ungesehene Leistung. Dementsprechend schnell war die Schau ausverkauft. Wer kein Ticket dafür ergattern konnte, sollte unbedingt eins an der Kinokasse lösen. Denn so nah wie in diesem Film kommen Sie Vermeers Meisterwerken nicht einmal im Museum!
Fazit: Die preisgekrönte Regisseurin Suzanne Raes begleitet die Vorbereitungen zur größten Vermeer-Ausstellung der Welt – und vollbringt damit abermals Preisverdächtiges. Ihr Dokumentarfilm ist so fachkundig wie ein Sachbuch und (fast) so gut wie ein Museumsbesuch.
Die Werke des holländischen Malers Jan Vermeer zählen zu den teuersten, bedeutendsten und populärsten der Kunstgeschichte. Besonders im 20. Jahrhundert nahm deren Beliebtheit exorbitant zu, was nicht zuletzt an Spielfilmen wie "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" (über die Entstehung gleichnamigen Bildes) und "The Last Vermeer" (über einen spektakulären Prozess gegen den Vermeer-Fälscher Han van Meegeren), vor allem aber an all den Merchandising-Produkten abzulesen ist, die auch in Suzanne Raes' Dokumentarfilm zu sehen sind. Über den Meister selbst ist indessen kaum etwas bekannt. Nicht einmal sein Aussehen ist gesichert überliefert, denn Selbstporträts fertigte er keine an und verewigte sich in seinen Gemälden stets nur von hinten. Warum dieser Künstler so besonders war und was das Wesen seiner Werke ausmacht, dem geht Raes in "Vermeer – Reise ins Licht" eindrücklich auf den Grund.
Ergriffene alte Männer
Ausgangspunkt ist die Ausstellung "Dichter bij Johannes Vermeer" (internationaler Titel: "Closer to Johannes Vermeer"), die von Februar bis Juni 2023 im Rijksmuseum zu sehen war. An den Ausstellungstitel angelehnt heißt Raes' Dokumentarfilm im Original dann auch "Close to Vermeer", was den Inhalt noch ein wenig besser trifft als der deutsche Verleihtitelzusatz "Reise ins Licht". Zwar war Vermeer ein wahrer Meister der Lichtführung und treten wir als Kinozuschauer, wenn man so will, ins Licht der Erkenntnis, was den Künstler und seine Kunst anbelangt, dabei kommen wir ihm aber auch unglaublich nah. Zudem rückt Raes neben den Gemälden auch all diejenigen ins Bild, die "close to Vermeer" sind, dessen Meisterwerken also beruflich oder privat nahestehen.
Dass das Berufliche und das Private dabei meist Hand in Hand gehen, wird nirgends so deutlich wie an der Biografie des Kurators Gregor Weber. Als Leiter der Abteilung Bildende und dekorative Kunst am Rijksmuseum, der die Vermeer-Werkschau gemeinsam mit seinem Kollegen Pieter Roelofs koordiniert, steht er im Zentrum des Films. Dass Weber überhaupt zur Kunst kam, geht auf eine Art Erweckungserlebnis in seiner Kindheit zurück. Als er zum ersten Mal vor einem Vermeer stand, war er von dem Anblick so ergriffen, dass er das Bewusstsein verlor. Als er sich diese Erfahrung für Raes' Dokumentarfilm wieder ins Bewusstsein ruft, gerät er vor der Kamera ins Stocken. Bis heute ist er von Vermeers Kunst so bewegt, dass er nur schwer über die reden kann, ohne dabei emotional zu werden. Weber ist damit nicht allein. Auch andere ältere Herren sind in diesem Film schwer ergriffen und mehrmals den Tränen nah.
Spannend wie ein Kunstkrimi
Dabei war Vermeer doch ein "Frauen-Maler", zumindest wenn man einem von diversen neuen Forschungsansätzen glaubt, der den Fokus auf die Frauen in Vermeers Gemälden richtet. Überhaupt ist Suzanne Raes' Dokumentarfilm so fachkundig und ergiebig wie ein Sachbuch über den Maler. Man erfährt, wie Bilder auf ihre Echtheit geprüft werden und ob Vermeer womöglich optische Hilfsmittel zur Herstellung seiner Werke verwendet hat (ein Thema, dem sich mit "Tim's Vermeer" ein kompletter anderer Dokumentarfilm widmet). Und hinterher fühlt man sich ein bisschen schlauer.
Die Echtheit eines Vermeer-Gemäldes macht aus Raes' Doku zwischendurch sogar einen waschechten Kunstkrimi. Denn mitten in die Vorbereitung zur Ausstellung platzt die Meldung, dass die National Gallery of Art in der US-Hauptstadt Washington ausgerechnet die Echtheit bei einem ihrer eigenen Vermeers in Zweifel zieht – was Weber &. Co. jedoch nicht davon abhalten, das Gemälde in ihrer Schau als echten Vermeer zu deklarieren. Der Zwist in der Kunstwelt ist programmiert – und verleiht diesem Film neben einer informativen und spannenden auch eine amüsante Note.
(Fast) so gut wie ein Museumsbesuch
Letzten Endes haben es die Ausstellungsmacher geschafft, 28 Gemälde unter ein Dach zu bekommen. Eine bis dato ungesehene Leistung. Dementsprechend schnell war die Schau ausverkauft. Wer kein Ticket dafür ergattern konnte, sollte unbedingt eins an der Kinokasse lösen. Denn so nah wie in diesem Film kommen Sie Vermeers Meisterwerken nicht einmal im Museum!
Fazit: Die preisgekrönte Regisseurin Suzanne Raes begleitet die Vorbereitungen zur größten Vermeer-Ausstellung der Welt – und vollbringt damit abermals Preisverdächtiges. Ihr Dokumentarfilm ist so fachkundig wie ein Sachbuch und (fast) so gut wie ein Museumsbesuch.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Vermeer - Reise in Licht"
Land: NiederlandeJahr: 2023
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Close to Vermeer
Länge: 79 Minuten
Kinostart: 09.11.2023
Regie: Suzanne Raes
Darsteller: Abbie Vandivere, Gregor J.M. Weber, Jonathan Janson, Pieter Roelofs, Anna Krekeler
Kamera: Victor Horstink
Verleih: Neue Visionen