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The Old Oak (2023)

Drama von Ken Loach über die Konflikte in einer englischen Gemeinde nach der Ankunft syrischer Flüchtlinge.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3.0 / 5

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In einem Städtchen im Nordosten Englands steigen im Jahr 2016 syrische Flüchtlinge aus einem Bus. Sie kommen dort in Wohnungen unter, die von Einheimischen längst verlassen wurden. Wer noch hier in der ehemaligen Bergwerksgegend lebt, ist arbeitslos, fühlt sich abgehängt oder kommt kaum über die Runden. Der jungen Syrerin Yara (Ebla Mari) reißt ein pöbelnder Dorfbewohner gleich den Fotoapparat aus der Hand, der beim anschließenden Gerangel zu Boden fällt. TJ Ballantyne (Dave Turner), der alternde Wirt des örtlichen Pubs "The Old Oak", wird dafür sorgen, dass ihr Apparat repariert wird.

TJ versteht sich gut mit Yara. Er hilft auch der Engländerin Laura (Claire Rodgerson), Sachspenden bei den syrischen Familien abzuliefern. Aber die einheimischen Männer, die bei TJ ihr Bier trinken, überbieten sich gegenseitig in Fremdenfeindlichkeit. Er nimmt das meist stillschweigend hin, weil er es sich nicht leisten kann, dass sie wegbleiben. Allerdings verweigert er sich ihrer Bitte, den hinteren Saal für eine politische Protestversammlung zu öffnen. Als Yara vorschlägt, ein großes Essen für alle zu organisieren, damit die Nachbarschaft zusammenwächst, gibt TJ den Saal her. Vereine spenden, die Menschen bringen Lebensmittel, kochen Gerichte. Beim großen Essen werden auch hungrige einheimische Kinder einmal satt und es soll fortan regelmäßig stattfinden. Aber ist der Fremdenhass wirklich schon besiegt?

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"The Old Oak": Solidarität statt Fremdenhass

Der britische Regie-Altmeister Ken Loach übt mit seinen Spielfilmen regelmäßig Sozialkritik. Da kann es wie in "Sorry We Missed You" um die Ausbeutung eines Paketzustellers gehen oder wie in "Ich, Daniel Blake" um einen Mann, der vergeblich versucht, staatliche Hilfe zu erhalten. Wie schwer es das kapitalistische System Menschen machen kann, sich aus einer Notlage zu befreien oder Chancen zu ergreifen, ist ein Dauerthema seiner engagierten Filmkunst. In seinem jüngsten Werk "The Old Oak", das er im Wettbewerb des Filmfestivals Cannes 2023 präsentierte, lässt Loach syrische Flüchtlingsfamilien auf verarmte englische Provinzbewohner treffen.

Der sozialistische Geist ist ungebrochen

Die junge Syrerin Yara und der ältere TJ, der das einzige Wirtshaus im Ort betreibt, gehen freundlich aufeinander zu und kommen ins Gespräch. Der Engländer erfährt vom Drama ihrer Familie im Bürgerkrieg, sie interessiert sich für die Fotografien, die er im Hinterzimmer aufgehängt hat. Sie stammen aus der Ära der Minenarbeiter. Sein Vater habe immer gesagt, "wenn die Arbeiter wüssten, welche Macht sie haben, würden sie die Welt verändern", erzählt TJ. Der sozialistische Geist Ken Loachs wirkt ungebrochen und vermischt sich im Drehbuch von Paul Laverty mit dem aktuellen Thema Migration. Loach zeigt den Fremdenhass vieler Einheimischer unverblümt. Aber er richtet den Blick auch weiterhin mitfühlend auf die Armut und die Resignation in einer wirtschaftlich abgehängten Gegend. Ein Junge, der mit seinen Freunden am Straßenrand steht, fragt TJ, ob er auch ein Fahrrad geschenkt bekommt wie das syrische Mädchen.

Syrische Flüchtlinge bringen Hoffnung

Loach kennt auch die Herzlichkeit vieler seiner Landsleute. Und so nimmt eine fast utopisch anmutende, idealistische Geschichte ihren Lauf. Sie malt exemplarisch aus, wie Willkommenskultur gelingen, wie der Zuzug Geflüchteter einer aussterbenden Gemeinde neue Perspektiven verleihen könnte. Einer solchen, gar nicht abwegigen Idee folgte auch schon der dokumentarische "A Black Jesus" von Luca Lucchesi über afrikanische Migranten in Sizilien. Allerdings verliert die gut gemeinte Botschaft bei Loach die Bodenhaftung, während der Film auf ein kitschiges Ende zusteuert. Wie der Brückenschlag bei TJ, Yara und all den anderen dauerhaft gelingen und zu neuer Eigeninitiative im Ort führen kann, dazu lässt sich der Film dann doch nicht genug einfallen.

Fazit: Der 1936 geborene britische Regisseur Ken Loach wird nicht müde, soziale Missstände anzuprangern und für zwischenmenschliche Solidarität zu plädieren. In seinem Spielfilm "The Old Oak" schildert er unverblümt die Fremdenfeindlichkeit, die syrischen Flüchtlingen in einer verarmten englischen Provinzstadt entgegenschlägt. Aber dann macht das Beispiel eines Kneipenwirts und einer Syrerin, die gute Nachbarschaft wagen, Schule. Loach wirbt für die Idee einer solidarischen Gemeinschaft zwischen Migranten und Einheimischen, die einer Region neuen Aufschwung bescheren könnte, lässt sein Drama aber etwas achtlos im Kitsch stranden.




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Besetzung & Crew von "The Old Oak"

Land: Großbritannien, Frankreich, Belgien
Jahr: 2023
Genre: Drama
Länge: 113 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 23.11.2023
Regie: Ken Loach
Darsteller: Lorenzo McGovern Zaini als Ryan (Stimme), Debbie Honeywood als Tania, Trevor Fox als Charlie, Neil Leiper als Rocco, Laura Lee Daly als Rosie
Kamera: Robbie Ryan
Verleih: Wild Bunch

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