Miss Holocaust Survivor (2023)
In diesem deutschen Dokumentarfilm begleitet der Regisseur Radek Wegrzyn einen außergewöhnlichen Schönheitswettbewerb mit der Kamera.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Die Idee hinter dieser Miss-Wahl ist so ausgefallen wie simpel: Weil viele der letzten Generation der Holocaust-Überlebenden ihrer Kindheit und Jugend beraubt wurden, sollen sie jetzt im Alter die Gelegenheit erhalten, an einer Miss-Wahl teilzunehmen. Geboren wurde diese Idee in einem Altenheim in Haifa, das Holocaust-Überlebenden, die unterhalb der Armutsgrenze leben, eine Heimat bietet.
Der Regisseur Radek Wegrzyn hat den Schönheitswettbewerb mit der Kamera begleitet und die zwölf Frauen im Alter von 77 bis 95 Jahren dabei beobachtet, wie sie auf dem Laufsteg miteinander konkurrieren. Neben den Teilnehmerinnen kommen auch die Veranstalter zu Wort.
Bildergalerie zum Film "Miss Holocaust Survivor"
Filmkritik
"Miss Holocaust Survivor": Rivalinnen auf dem Laufsteg
Ungewöhnliche Schönheitswettbewerbe sind in Wahrheit gar nichts Ungewöhnliches. Wer lange genug sucht, wird für jede Alters- und Gewichtsklasse einen finden. Eine Veranstaltung, die bis 2021 in Haifa über die Bühne ging, setzt dem Ganzen jedoch die Krone auf. Denn gekrönt wurde in der israelischen Hafenstadt die schönste Überlebende des Holocaust. Viele Beobachter fanden das fragwürdig, der Regisseur Radek Wegrzyn hat unterdessen bei den Beteiligten nachgefragt und ganz genau hingeschaut.
Ein Land so vielfältig und widersprüchlich wie seine Menschen
Wegrzyn hat den Wettbewerb im Jahr 2018 mit der Kamera begleitet und zwei sehr verschiedene Frauen, denen Siegchancen ausgerechnet werden, in den Mittelpunkt gestellt: Rita Kasimow-Brown und Tova Ringer. Während Letztgenannte seit der Staatsgründung in Israel lebt und stolz darauf ist, dem Land durch ihre Kinder, Enkel und Urenkel gleich acht Soldaten geschenkt zu haben, lebte die dreimal verheiratete Kasimow-Brown nach Kriegsende zunächst in den USA und kam erst 1974 nach Israel.
Tova Ringer hält sich bis heute jeden Tag mit einem Work-out fit, Rita Kasimow-Brown widmet ihre Freizeit der Malerei. Und während Ringer, die ihren Kindern erst spät von den Schrecken der Vernichtungslager erzählt hat, vor der Kamera nun offen Auskunft darüber gibt, wird Kasimow-Brown bis heute davon im Schlaf verfolgt. Der Regisseur entscheidet sich dafür, diese nächtlichen Albträume in eingeschobenen Traumsequenzen zu visualisieren, was nur mäßig funktioniert. Denn die nachgestellten Szenen entfalten nie dieselbe Intensität und Intimität wie die Gespräche, die Wegrzyn mit den zwei Frauen führt.
Eine Feier des Lebens
Wenn der Dokumentarfilm in die deutschen Kinos kommt, ist der Nahe Osten einmal mehr im Krieg. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 liegt knapp fünf Wochen zurück. Israels militärischer Gegenschlag ist in vollem Gange. Angesichts dessen könnte ein Film mit dem Titel "Miss Holocaust Survivor" deplatziert erscheinen. Ihn gerade jetzt trotzdem in die Kinos zu bringen, ist umso wichtiger.
Denn Wegrzyns vor Ort gemachte Beobachtungen verdeutlichen, dass es das eine Israel, das in der internationalen Presse derzeit allzu vorschnell abgeurteilt und auf der Straße von antisemitischer Hetze überzogen wird, nicht gibt. Das Land ist so vielfältig und widersprüchlich wie die Frauen auf und hinter der Bühne dieses Films, die mal an einem Strang ziehen, aber genauso heftig in Streit geraten können. Nur weil man ein gemeinsames Schicksal teilt, muss man noch lange nicht einer Meinung sein. Nur bei einem sind sie sich vermutlich einig: dass ihre Teilnahme an der Miss-Wahl eine Feier des Lebens ist.
Fazit: Radek Wegrzyns neuer Dokumentarfilm nimmt einen ungewöhnlichen Schönheitswettbewerb unter die Lupe und rückt zwei sehr unterschiedliche Teilnehmerinnen in den Mittelpunkt. Ihr Schicksal ist bewegend, die Teilnahme an der Miss-Wahl eine Feier des Lebens.
Ungewöhnliche Schönheitswettbewerbe sind in Wahrheit gar nichts Ungewöhnliches. Wer lange genug sucht, wird für jede Alters- und Gewichtsklasse einen finden. Eine Veranstaltung, die bis 2021 in Haifa über die Bühne ging, setzt dem Ganzen jedoch die Krone auf. Denn gekrönt wurde in der israelischen Hafenstadt die schönste Überlebende des Holocaust. Viele Beobachter fanden das fragwürdig, der Regisseur Radek Wegrzyn hat unterdessen bei den Beteiligten nachgefragt und ganz genau hingeschaut.
Ein Land so vielfältig und widersprüchlich wie seine Menschen
Wegrzyn hat den Wettbewerb im Jahr 2018 mit der Kamera begleitet und zwei sehr verschiedene Frauen, denen Siegchancen ausgerechnet werden, in den Mittelpunkt gestellt: Rita Kasimow-Brown und Tova Ringer. Während Letztgenannte seit der Staatsgründung in Israel lebt und stolz darauf ist, dem Land durch ihre Kinder, Enkel und Urenkel gleich acht Soldaten geschenkt zu haben, lebte die dreimal verheiratete Kasimow-Brown nach Kriegsende zunächst in den USA und kam erst 1974 nach Israel.
Tova Ringer hält sich bis heute jeden Tag mit einem Work-out fit, Rita Kasimow-Brown widmet ihre Freizeit der Malerei. Und während Ringer, die ihren Kindern erst spät von den Schrecken der Vernichtungslager erzählt hat, vor der Kamera nun offen Auskunft darüber gibt, wird Kasimow-Brown bis heute davon im Schlaf verfolgt. Der Regisseur entscheidet sich dafür, diese nächtlichen Albträume in eingeschobenen Traumsequenzen zu visualisieren, was nur mäßig funktioniert. Denn die nachgestellten Szenen entfalten nie dieselbe Intensität und Intimität wie die Gespräche, die Wegrzyn mit den zwei Frauen führt.
Eine Feier des Lebens
Wenn der Dokumentarfilm in die deutschen Kinos kommt, ist der Nahe Osten einmal mehr im Krieg. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 liegt knapp fünf Wochen zurück. Israels militärischer Gegenschlag ist in vollem Gange. Angesichts dessen könnte ein Film mit dem Titel "Miss Holocaust Survivor" deplatziert erscheinen. Ihn gerade jetzt trotzdem in die Kinos zu bringen, ist umso wichtiger.
Denn Wegrzyns vor Ort gemachte Beobachtungen verdeutlichen, dass es das eine Israel, das in der internationalen Presse derzeit allzu vorschnell abgeurteilt und auf der Straße von antisemitischer Hetze überzogen wird, nicht gibt. Das Land ist so vielfältig und widersprüchlich wie die Frauen auf und hinter der Bühne dieses Films, die mal an einem Strang ziehen, aber genauso heftig in Streit geraten können. Nur weil man ein gemeinsames Schicksal teilt, muss man noch lange nicht einer Meinung sein. Nur bei einem sind sie sich vermutlich einig: dass ihre Teilnahme an der Miss-Wahl eine Feier des Lebens ist.
Fazit: Radek Wegrzyns neuer Dokumentarfilm nimmt einen ungewöhnlichen Schönheitswettbewerb unter die Lupe und rückt zwei sehr unterschiedliche Teilnehmerinnen in den Mittelpunkt. Ihr Schicksal ist bewegend, die Teilnahme an der Miss-Wahl eine Feier des Lebens.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Miss Holocaust Survivor"
Land: DeutschlandJahr: 2023
Genre: Dokumentation
Länge: 90 Minuten
Kinostart: 09.11.2023
Verleih: Filmwelt, farbfilm verleih