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Vienna Calling (2023)

In seinem neuen Dokumentarfilm macht sich Regisseur Philipp Jedicke ("Shut Up and Play the Piano") auf die Suche nach der "Wien-Formel".Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 3 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.3 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Szenekenner sind sich einig: Die heißeste deutschsprachige Musik kommt derzeit nicht aus Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart oder gar München, sondern aus Wien. Doch weshalb entsteht ausgerechnet hier, zwischen Donau und Prater, so viel Kreatives?

Dokumentarfilmer Philipp Jedicke geht dem Hype auf den Grund. Dafür hat er angesagte Acts vor seiner Kamera versammelt. Mit von der Partie sind: Der Nino aus Wien, EsRap, Gutlauniger, Kerosin95, Lydia Haider, Samu Casata, Voodoo Jürgens und Zinn.

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"Vienna Calling": Dem Hype auf der Spur

Eins vorab: Wanda und Bilderbuch, die derzeit wohl bekanntesten österreichischen Bands, die Wien ab Mitte der 2010er-Jahre als angesagte Musikstadt auch für deutsche Musikjournalisten wie Philipp Jedicke auf der Landkarte verorteten, kommen in seinem Dokumentarfilm nicht vor. Es ist die große Leerstelle eines Films, der vor Kreativität überquillt. Was Jedicke bis heute an der Wiener Musikszene fasziniert, ist die "offensive Lässigkeit ihrer Protagonisten". Die ist freilich nicht neu. Sie findet sich auch im Austropop von Falco bis Hubert von Goisern. Neu ist für Jedicke indessen das Zwielichtige, das "Sich-im-Grind-Suhlen", die innere Zerrissenheit eines Landes, die sich in der Musik (und Kunst) spiegele. Laut Jedicke lässt sich dieses Phänomen zwar nicht ergründen. Einen Versuch in Form eines Dokumentarfilms sei es aber wert.

Viel Atmo, wenig Antworten

"Vienna Calling" kommt weniger wie ein Dokumentarfilm und mehr wie ein langes Musikvideo daher. Denn Jedicke setzt die Kreativen wiederholt so in Szene, wie Couch-Potatoes das im goldenen Zeitalter des Musikfernsehens von MTV, VIVA & Co. gewohnt waren. Dann greift Der Nino aus Wien im Friseursalon, in dem sich schon Falco die Haare schneiden ließ, zum Telefonhörer und setzt zu einem Duett an, dann posiert das Geschwister-Duo EsRap in Trainingsanzügen vor Protz-Karossen und der Gutlauniger in seinem goldenen Anzug in einem leeren Swimmingpool oder Kerosin95 tobt sich vor hässlichen Hochhausfassaden in einem frisch erworbenen Brautkleid am Schlagzeug aus.

Das sorgt für eine audiovisuelle Grundstimmung, die atmosphärisch dicht ist und so abwechslungsreich wie die vorgestellten Musikschaffenden. Wer sich für die Wiener Szene interessiert, kommt um "Vienna Calling" nicht herum. Allein schon deshalb, weil einige der Beteiligten auch Einblicke in ihr Privatleben gewähren. Aufschlussreich ist zudem, mit wie viel Kreativität auf die Corona-Pandemie reagiert wurde, die den Kulturbetrieb selbstredend auch jenseits der Alpen lahmlegte. Was dem Film jedoch abgeht, ist die Antwort auf die Frage, warum all das ausgerechnet in Wien passiert.

Ein Brodeln im Untergrund

Geht es nach Lydia Haider und Samu Casata, dann hat es mit der Wiener "Unterwelt", also mit dem, was in der riesigen Kanalisation gärt und brodelt, zu tun. Der Rest äußert sich dazu wenig bis überhaupt nicht. (Die schiere Größe der Stadt und der dafür verhältnismäßig günstige Wohnraum dürften beispielsweise eine entscheidende Rolle spielen.) Und so bleibt in Jedickes Film vieles unbeantwortet. Einen Versuch, gerade einen so sehens- und hörenswerten, war's trotzdem wert!

Fazit: In seinem neuen Dokumentarfilm versucht der Regisseur und Musikjournalist Philipp Jedicke, das Phänomen der Wiener Musikszene zu ergründen. Wirklich auf den Grund kommt er dem nicht, vermittelt aber einen atmosphärisch dichten Gesamteindruck, der sehens- und vor allem hörenswert ist.




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Zum Video: Vienna Calling

Besetzung & Crew von "Vienna Calling"

Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2023
Genre: Dokumentation
Länge: 85 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 16.11.2023
Regie: Philipp Jedicke
Darsteller: Voodoo Jürgens als Voodoo Jürgens, Der Nino aus Wien als Der Nino aus Wien, Stefanie Sargnagel als Stefanie Sargnagel, Paul Gallister, Ernst Molden
Kamera: Max Berner
Verleih: mindjazz pictures

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