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Orca (2021)

In diesem iranischen Drama nach einer wahren Begebenheit schickt Regisseurin Sahar Mosayebi ihre Hauptdarstellerin Taraneh Alidoosti als Schwimmerin ins Wasser.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
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Elham Asghari (Taraneh Alidoosti), die von ihrem Mann halbtot geprügelt wurde, ist frisch geschieden und wieder bei ihren Eltern eingezogen. Ihr Vater Saeed (Masoud Karamati) fährt mit ihr zur Erholung ans Meer. Anstatt dort den Kopf freizubekommen, will sich Elham zwei Nächte in Folge das Leben nehmen. Doch ihr Versuch, im Meer zu ertrinken, scheitert. Sie hält sich bis zum nächsten Morgen über Wasser – und ein neues Lebensziel ist geboren: Elham will als Langstreckenschwimmerin Rekorde brechen.

Das iranische Sportministerium unter rigoroser Leitung von Nazar Abadi (Mahtab Keramati) legt Elham bei ihrem Vorhaben jedoch wiederholt Steine in den Weg. Mal erkennt es die Rekorde, mal die Sportart an sich nicht an oder es bemängelt Verstöße gegen die Kleidervorschriften. Bei einem Rekordversuch wird Elham von Handlangern des Regimes gar mit einem Boot gerammt. Davon zurückgeworfen fasst sie in einer Ferienanlage am Meer mit Unterstützung der Betreiberin Maahal (Mahtab Nasirpour) neuen Mut.

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"Orca": Die Entschlossenheit der Langstreckenschwimmerin

Dass das iranische Regime mit Frauen, die den Machthabern gegen den Strich gehen, nicht zimperlich umgeht, ist weitläufig bekannt. Hauptdarstellerin Taraneh Alidoosti kann ein Lied davon singen. Als sie sich nach dem Tod der Studentin Jina Mahsa Amini, die im September 2022 der iranischen Sittenpolizei zum Opfer gefallen war, mit den Protesten solidarisierte und auf ihrem Instagram-Account ohne Hidschab posierte, wurde Alidoosti Mitte Dezember 2022 festgenommen. Zwar kam sie Anfang Januar 2023 wieder frei, in ihrer Freiheit ist sie seither jedoch noch weiter eingeschränkt. Im Oktober 2023 erteilten die iranischen Behörden Alidoosti und elf weiteren Schauspielerinnen, die öffentlich ohne Kopftuch auftraten, Berufsverbot.

Neben den bereits 2022 abgedrehten, aber noch nicht in Deutschland in die Kinos gekommenen Filmen "Leila's Brothers" (Originaltitel: "Baradaran-e Leila") und "Subtraction" (OT: "Tafrigh") könnte "Orca" also einer der letzten Leinwandauftritte sein, die wir für eine lange Zeit von Alidoosti zu sehen bekommen. Dazu könnte die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte dieses Dramas nicht besser passen.

Sport als Freiheitskampf

Auch die Regisseurin Sahar Mosayebi ist mit der Thematik des Freiheitskampfes vertraut. Mosayebi gab ihr Debüt als Regisseurin mit dem Dokumentarfilm "Platform" (2020) über drei Schwestern, die versuchen, sich in der chinesischen Kampfkunst Wushu freizuboxen. Es war der erste iranische Dokumentarfilm überhaupt, der Sportlerinnen in den Blick nahm. Nach einem Drehbuch von Autorin Tala Motazedi weitet Mosayebi nun diesen Blick.

Mit dem Schwimmen rückt nicht nur eine andere Sportart in den Fokus. Die Hartnäckigkeit, mit der sich die Protagonistin Elham an der Verbohrtheit der von Mahtab Keramati gespielten Antagonistin abarbeitet, legt auch die ans Absurde grenzende Kleinkariertheit der iranischen Behörden offen. Bei aller Lächerlichkeit, mit der hier um winzigste Stofffetzen gerungen wird, ist die Gefährlichkeit der behördlichen Macht derweil stets greifbar.

Starke Hauptdarstellerin in einprägsamer Rolle

"Orca" ist nicht Taraneh Alidoostis bester Leinwandauftritt, aber einer ihrer einprägsamsten. Denn sie trägt diesen Film voll und ganz. Im Gegensatz zu Asghar Farhadis Ensembledramen "Feuerzauber" (2006), "Alles über Elly" (2009) und "The Salesman" (2016) sind unter Sahar Mosayebis Regie alle Augen ausschließlich auf Alidoosti gerichtet. Und die dankt es ihrer Regisseurin mit einer bärenstarken Leistung.

Dramaturgisch ist jedoch noch deutlich Luft nach oben. Was albtraumhaft, beinahe wie eine Geistergeschichte beginnt – nämlich fast so, als sehe das Kinopublikum einer (Un-)Toten bei ihrer Wiedergeburt aus dem Wasser zu – und dafür symbolträchtige, metaphorische Bilder findet, driftet immer stärker in ein konventionelles Sportlerinnen-Drama ab, je weiter die über mehrere Jahre andauernde Handlung mäandernd voranfließt.

Fazit: Sahar Mosayebis erster abendfüllender Spielfilm kommt zur rechten Zeit. Während die Berichterstattung über die Frauenrechtsbewegung im Iran zusehends abflaut, erinnert dieses auf wahren Begebenheiten beruhende Drama an die Kraft des zivilen bzw. in diesem Fall des sportlichen Ungehorsams. "Orca" ist ein sehenswertes Biopic über eine im doppelten Sinn ausdauernde Sportlerin und eine Paraderolle für die einmal mehr großartige Taraneh Alidoosti.




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Zum Video: Orca

Besetzung & Crew von "Orca"

Land: Iran, Qatar
Jahr: 2021
Genre: Drama
Länge: 107 Minuten
Kinostart: 11.01.2024
Regie: Sahar Mosayebi
Darsteller: Taraneh Alidoosti als Elham, Mahtab Keramati als Nazar Abadi, Ayoub Afshar als Chef des Chabahar Sports Institutes, Arash Aghabeik als Angreifer #1, Sepideh Alaei als Yeganeh
Kamera: Rouzbeh Raiga
Verleih: Der Filmverleih GmbH

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