Hao are You (2023)

Der 37-jährige Autor und Regisseur Dieu Hao Do legt in seiner sehr persönlichen Doku die außergewöhnliche Geschichte seiner Familie offen, die in Vietnam zur chinesischen Minderheit gehörte. Hao Dos Mutter, ihre sechs Geschwister und die Eltern flohen nach dem Einmarsch der Kommunisten in den Süden und leben heute überall auf der Welt: in Deutschland, Hongkong, den USA und Vietnam.

Alte Erinnerungen und vergessene Gefühle

Auf all diese Stationen nimmt uns der sympathische, stets offen und freimütig auftretende Hao Do mit, der seine Onkels und Tanten zu den damaligen Geschehnissen befragt. Dabei geht er bisweilen durchaus beharrlich vor und lässt bei seinen Fragen und Konfrontationen nicht locker, zugleich erweist er sich aber als rücksichtsvoller, umsichtiger Rechercheur und Interviewer. Und gerade bei den älteren Verwandten ist er umsichtig. So kommen, wie zu erwarten, längst verdrängte Erinnerungen und unterdrückte Gefühle wieder auf. Die emotionalen (oder stoischen) Reaktionen der Familie verdeutlichen, welch tiefen Wunden diese Fluchtgeschichte hinterlassen hat.

"Hao are you“ gewährt darüber hinaus Informationen über und eine erhellende Rückschau auf den Vietnamkrieg und sein Ende. Archivaufnahmen rollender nordvietnamesischer Panzer, die Saigon besetzten, markierten das Ende der Demokratie im Süden Vietnams. Nach dem Fall von Saigon am 30. April 1975 flohen über anderthalb Millionen Menschen vor dem kommunistischen Regime. Auch daran erinnert der Film. Zusammenfassend aber bleibt "Hao are you“ ein Film eines jungen Mannes, der mit ausgewählten Ausschnitten sowie Videosequenzen aus seiner Kindheit und Jugend der Doku immer wieder das Politische nimmt – und ihr stattdessen etwas sehr Persönliches und angenehm Intimes verleiht.

Fazit: Mit zärtlichem Wohlwollen und feinem Gespür inszenierte, akkurat aufgearbeitete Familienchronik mit tragischem Hintergrund. Gleichsam informativ wie bewegend.