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Umberto Eco - Eine Bibliothek der Welt
Umberto Eco - Eine Bibliothek der Welt
© mindjazz pictures

Umberto Eco - Eine Bibliothek der Welt (2022)

Umberto Eco: A Library of the World

In diesem italienischen Dokumentarfilm entführt Regisseur Davide Ferrario sein Publikum in Umberto Ecos Privatbibliothek und in dessen geistreiche Gedankengänge.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.0 / 5

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Umberto Eco (1932–2016), der an der Universität von Bologna von 1975 bis 2007 als Professor für Semiotik lehrte, gilt als einer der größten Denker des 20. Jahrhunderts. Der Welt vor allem für sein literarisches Werk, allen voran für seinen Bestseller "Der Name der Rose" (1980) bekannt, kam der in eine kleinbürgerliche Familie aus dem Piemont hineingeborene Eco eher zufällig zur Literatur. Seine Faszination für Bücher sollte ihn sein Leben lang nicht mehr loslassen.

Der Regisseur Davide Ferrario, der mit Umberto Eco zu dessen Lebzeiten bei der Kunstbiennale in Venedig zusammenarbeitete, bekam von Ecos Erben Zugang zu dessen Privatbibliothek gewährt. Sein Dokumentarfilm ist aber nicht nur eine Erkundung dieser umfangreichen Sammlung von 30.000 zeitgenössischen und 1500 antiken und seltenen Büchern. Ferrario nutzt Interviews und Archivmaterial dazu, auch den Besitzer dieser Bücher vorzustellen.

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"Umberto Eco – Eine Bibliothek der Welt": Hommage ans Buch

Die Werke Umberto Ecos dürfen in keiner gut sortierten Bibliothek fehlen. Mehr noch als seine Romane, von denen er seinen größten Erfolg "Der Name der Rose" (1980) am geringsten schätze, sollten dort allerdings seine theoretischen Schriften stehen. Denn jeder noch so kurze Essay des italienischen Semiotikers ist sprachlicher Genuss und geistiger Gewinn zugleich. Über die Bedeutung des Buches hat Eco in "Apokalyptiker und Integrierte. Zur kritischen Kritik der Massenkultur" (dt. 1984) Folgendes geschrieben: "Das Netz wird die Buchkultur ebenso wenig zerstören, wie der Jazz die klassische Musik ausgelöscht hat." Und nach dem Kinobesuch von Davide Ferrarios Dokumentarfilm, der Einblicke in Umberto Ecos Privatbibliothek und seine Gedankenwelt gewährt, wird man Eco zustimmen.

"Ursprünglich sollte der Film lediglich die Bibliothek vor ihrer Übergabe an den italienischen Staat und dem damit verbundenen Umzug dokumentieren", heißt es in einer Inhaltsangabe zu Ferrarios Doku. Dass letzten Endes mehr daraus wurde, ist ein großes Glück. Denn so beeindruckend die bis zur Decke ragenden Regale in der schönen Mailänder Altbauwohnung auch sein mögen und so erhaben es auch ausschaut, wenn Umberto Eco sich seinen Weg durch dieses Labyrinth der Bücher bahnt, viel faszinierender als diese Anhäufung des Wissens präsentiert zu bekommen, ist es doch, sich als Kinozuschauer im Labyrinth dieses klugen Geistes zurechtzufinden.

Den Geist anregend

Formal hat Ferrario seinen Film wie ein Buch aufgebaut. In Kapitel eingeteilt und teils wie Seiten aus einem Buch auf der Kinoleinwand aufgeblättert, gleicht der Film einem langen Essay, in dem neben Eco selbst auch dessen Angehörige mit ihren Erinnerungen an den großen Verwandten sowie ehemalige Wegbegleiter zu Wort kommen, die Passagen aus Ecos Werken rezitieren. Dazwischen streut Ferrario Aufnahmen wunderschöner alter und neuer Bibliotheken ein (auch die vom koreanischen Architekten Eun Young Yi entworfenen Stadtbibliothek Stuttgart ist darunter). Und als musikalische Untermalung tänzelt leichtfüßig das Xylofon aus Carl Orffs "Gassenhauer" dazu.

Eines der vielen Lebensthemen Umberto Ecos war die Bedeutung von Wissen im Wandel der Zeit. Auch wenn er selbst weder sein Mobiltelefon nutzte, noch eine E-Mail-Adresse besaß, hielt dieses private Fremdeln mit der modernen Technik Eco nicht davon ab, die Möglichkeiten solcher Medien in seiner Arbeit als Semiotiker präzise zu analysieren. An einer Stelle im Film sagt er, dass die Menschen, während sie früher darauf bedacht gewesen wären, so viele Enzyklopädien wie möglich zu besitzen, heute darauf bedacht seien, so viele wie möglich davon loszuwerden. (Da verwundert es einen dann auch nicht, dass Ecos große Leidenschaft im Sammeln faktisch falscher Enzyklopädien bestand.) Und an einer anderen Stelle formuliert er Folgendes: "Information kann dem Wissen schaden. So ist es heute mit den Massenmedien und dem Internet, denn sie sagen zu viel! Zu viele Stimmen zugleich machen Lärm, und Lärm verhilft nicht zu Wissen."

In der Kakofonie, die sich aus dem polyfonen Chor unserer modernen Welt ergibt, ist Davide Ferrarios Dokumentarfilm eine leise, klar zu vernehmende Stimme, die etwas Ordnung in die Unübersichtlichkeit bringt. Ein Dokumentarfilm, der den Geist anregt und Lust macht, ein gutes Buch zur Hand zu nehmen.

Fazit: Davide Ferrarios Dokumentarfilm über Umberto Ecos Privatbibliothek, dessen liebste Bücher und seine Liebe zu Büchern ist ein Film, der den Geist anregt und Lust macht, ein gutes Buch zur Hand zu nehmen.




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Besetzung & Crew von "Umberto Eco - Eine Bibliothek der Welt"

Land: Italien
Jahr: 2022
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Umberto Eco: A Library of the World
Länge: 80 Minuten
Kinostart: 21.03.2024
Regie: Davide Ferrario
Kamera: Andrea Zambelli, Andrea Zanoli
Verleih: mindjazz pictures

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